Kreis Olpe. Ein riesiger Fernsehturm, die große Schalke-Arena oder eine hohe Rotbuche – warum Michael Ortmann aus Attendorn das Extreme an seinem Job liebt.
Schwindelerregende Höhen, auf den höchsten Baumkronen des Sauerlands – das sind die Arbeitsorte von Michael Ortmann. Mit Seilen und Kettensäge erklimmt er als Baumkletterer die Bäume, um sie zu pflegen und zu kontrollieren. Der 43-Jährige ist zurück, in seiner alten Heimat. Da, wo er aufgewaschen ist und der er 20 Jahre den Rücken gekehrt hat, um in der Großstadt Dortmund zu leben und sich beruflich weiterzuentwickeln.
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„In der Natur fühle ich mich am wohlsten und freue mich, wieder in der alten Heimat angekommen zu sein“, beschreibt Michael Ortmann seine Rückkehr ins Sauerland. Der 43-jährige Hauptbrandmeister arbeitete zuletzt bei der Berufsfeuerwehr in Dortmund, ehe er vor zwei Jahren zum Kreis Olpe an die Rettungsleitstelle wechselte. Hier arbeitet er in 24-Stunden-Diensten und nimmt Notrufe jeglicher Art entgegen. Sein Ausgleich zum Hauptjob sind für den Extremsportler nicht etwa das Bouldern und Sportklettern, sondern die Pflege von Bäumen. „Wenn ich in Bäume klettern kann, bin ich glücklich. Hier schalte ich vom Alltag auf der Leitstelle ab“, beschreibt der Vater von drei Kindern seine Tätigkeit im Nebenerwerb.
Höhenretter bei der Berufsfeuerwehr in Dortmund
Schon seit seiner Arbeit bei der Berufsfeuerwehr in Dortmund ist Michael Ortmann fasziniert von der Arbeit in hohen Lagen. Nach einer Weiterbildung als Höhenretter hat er viele Einsätze begleitet und Menschen zum Beispiel aus Fensterputzer-Gondeln oder Kränen gerettet. „Da, wo keine Leiter gestellt werden konnte oder das technische Gerät nicht hinkam, wurden wir angefordert“, beschreibt Michael Ortmann. Einsätze auf dem Kühlturm in Datteln, dem Florianturm in Dortmund oder auf der Dachkonstruktion der Schalke-Arena sind dem 43-Jährigen in Erinnerung geblieben. Seit sechs Jahren ist er im Nebenerwerb als zertifizierter Baumkletterer, Baumpfleger und Baumkontrolleur tätig und hat seine Leidenschaft zu Höhen nach vielen Kursen zum Beruf gemacht.
Die Teilnahme an den Kursen Seilklettertechnik (Teil A und B) und die Qualifikation zum European Treeworker berechtigen ihn, als Baumpfleger auf Bäume zu klettern, sie fachgerecht zu pflegen oder zu fällen. „Wir werden angefordert, wenn der Baum durch Leitern oder einen Kran nicht mehr erreicht werden kann“, erklärt Ortmann seine Tätigkeit. Bevor Michael Ortmann den Baum jedoch mittels Seilklettertechnik besteigt, bedarf es einer umfassenden Kontrolle. Faktoren wie die Witterung und der Tierschutz sind entscheidend dafür, inwiefern der Baum bearbeitet werden kann. „Bäume, die beispielsweise mit einem belebten Vogelnest besetzt sind, sind tabu. Es gibt keine Rechtfertigung, ein Tier seines Lebensraums zu berauben, nur weil der Baum wegmuss“, so der 43-jährige Baumspezialist.
Sicherheit bei der Baumfällung geht vor
Als Baumpfleger ist er unter anderem dafür zuständig, tote Äste aus Baumkronen zu entfernen oder Bäume auf Pilz- und Schädlingsbefall oder Rinden- und Wurzelschäden zu untersuchen. Denn durch etwaige Schäden könnte die Standsicherheit vor allem von großen Bäumen gefährdet sein, die im schlimmsten Falle eine Gefahr für Menschen und Sachgüter wären. Egal wie hoch der Baum ist, die Baumpflegearbeiten müssen zwingend von zwei Personen durchgeführt werden, und ohne Sicherung durch ein Seil finden solche Arbeiten nicht statt. „Wir nehmen unseren Job sehr ernst. Es ist nicht, mal eben einen Baum zu fällen, weil wir unglaublich viele Aspekte berücksichtigen müssen“, sagt Michael Ortmann und ergänzt, dass nicht jeder, der gerne in Bäumen klettert, direkt ein guter Baumpfleger ist.
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Jahrelange Erfahrung, am besten in der Forstwirtschaft oder als Gartenbauer, umfangreiche Qualifikationen im Bereich Seilklettertechnik und regelmäßige Fortbildungen, die zum Beispiel die Nutzung von Hand- und Kettensäge lehren, sind laut Ortmann Bedingung für einen guten Baumpfleger. „Der Einklang zwischen Baum und Menschen ist in der Baupflege ein wichtiger Punkt. Dabei ist es wichtig, auf der einen Seite den Wünschen des Menschen gerecht zu werden und auf der anderen Seite die Bedürfnisse der Bäume zu verstehen und zu respektieren“, erklärt der zertifizierte Baumkletterer, der für persönliche Auszeiten ebenfalls die Natur nutzt. So übernachtete er erst kürzlich in einer großen Rotbuche in seinem Portalege, einer sogenannten Rast- und Schlafplattform auf einer Höhe von über 15 Metern.
Wann die Stadt Olpe einen Baumkletterer anfordert
Stefan Schönauer, Gärtnermeister der Stadt Olpe, unterstreicht die Wichtigkeit eines Baumkletterers. Da der Bauhof der Stadt Olpe keine eigenen Baumkletterer beschäftigt, werden die Aufträge extern vergeben. „Überall da, wo wir mit der Hubarbeitsbühne nicht hingelangen, benötigen wir Unterstützung. Es gibt im Gelände oft extrem enge Verhältnisse, und da kann nur ein Baumkletterer die Bäume entsprechend pflegen“, erklärt Schönauer. Beispielweise werden derzeit die städtischen Bänke im Waldgebiet kontrolliert, also auch die Bäume um diese Sitzgelegenheiten herum. „Hier gibt es teilweise schwierige Wegverhältnisse, die wir vom Bauhof aus mit schwerer Maschine nicht befahren können“, so der Gärtnermeister der Stadt Olpe.