Attendorn. In Attendorn entsteht ein Ärztehaus, das im Sommer 2025 den Betrieb aufnimmt. Patienten bekommen an einem Ort ein großes Versorgungs-Angebot.
Ein Blick auf die Statistik kann zunächst irreführen. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe gibt es in Attendorn ausreichend Hausärzte, der sogenannte Versorgungsgrad liegt bei über 100 Prozent. So weit, so beruhigend. Doch es gibt noch einen anderen Wert, der in der Hansestadt die Alarmglocken schrillen lässt: Fast jeder zweite Hausarzt (genau: 44 Prozent) ist älter als 60 Jahre. Viele Mediziner werden in den kommenden Jahren ausscheiden und Patienten, die jahrelang die Treue hielten, stehen plötzlich vor der Frage: Wo kann ich behandelt werden, wenn „meine“ Praxis mangels Nachfolge-Lösungen schließt? Ein Szenario, das nicht nur, aber eben auch in Attendorn eintreten wird.
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Eine Lösung des großen Problems: Bereits ansässige, etablierte Ärzte und Ärztinnen finden mit jüngeren Kollegen und Kolleginnen, die noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen, unter einem Dach zusammen – in einem Ärztehaus, in dem sie als Angestellte und nicht (mehr) als Einzelkämpfer ambulant arbeiten. Genau das wird im Sommer 2025 Realität: Unter Leitung von Dr. med. Hans-Peter Hunfeld und in Zusammenarbeit mit der Prange Gesundheit GmbH aus Plettenberg entsteht zum 1. Juli kommenden Jahres an der Finnentroper Straße das erste Hausarztzentrum auf Attendorner Boden.
Apotheke, Zahnarzt, therapeutische Anwendungen
Starten soll das Projekt zunächst mit drei Hausärzten, einem Gynäkologen und einem Kinderarzt. Zum Ärzte-Team dazu gehören wird Dr. med Peter Arnold, Facharzt für Chirurgie und Durchgangsarzt (Behandlung von Arbeitsunfällen). An seinem heutigen Standort an der Finnentroper Straße 13 wird das Projekt umgesetzt. Das Konzept sieht vor, dass die Ärzteschaft mehr Zeit für ihre Patienten bekommt, weil die verwaltenden Nebentätigkeiten durch die kaufmännische Struktur der Prange Gesundheit GmbH übernommen werden.
Komplettiert wird das in Attendorn neuartige, medizinische Angebot durch eine Apotheke, eine neue Zahnarzt-Praxis mit auswärtigen Ärztinnen und Ärzten, die jedoch inhabergeführt bleibt und somit organisatorisch nicht zum Ärztehaus gehören wird, sowie durch therapeutische Anwendungen. „Das ist ein Meilenstein für die medizinische Versorgung in Attendorn“, freut sich Bürgermeister Christian Pospischil (SPD). Die Stadt nahm bei der Projekt-Entwicklung eine ebenso wichtige Rolle ein wie Architekt Marco Pieper, der das neue Ärztehaus geplant hat.
„Wir wissen, dass die Ideal-Lösung, eine Eins-zu-Eins-Übernahme einer Praxis, nicht realistisch ist“, ergänzt Kämmerer Klaus Hesener in dem Wissen, dass die medizinische Zukunft immer weiblicher wird und die Wenigsten noch ein Interesse daran haben, eine eigene Praxis zu führen – vor allem aufgrund von Bürokratie-Wahnsinn, Unterfinanzierung und Fachkräftemangel. Zudem spielt die Work-Life-Balance eine immer wichtigere Rolle. Mit dem Ärztehaus, in dem sich die angestellten Ärzte gegenseitig unterstützen und vertreten können, werde man in Attendorn einen großen Schritt gehen, um die hausärztliche und fachärztliche Versorgung langfristig zu sichern, ist der Kämmerer überzeugt.
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„Jung, frisch und digital“ – so soll das neue Ärztehaus werden, verspricht Moritz Marl, Geschäftsführer der Prange Gesundheit GmbH. Das Unternehmen begleitet bereits die Hausarztzentren in Plettenberg und Grevenbrück, die unter der HAZ „HausArztZentrum“ Sauerland GmbH firmieren und als MVZ organisiert sind. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, wird das Gebäude an der Finnentroper Straße durch Um- und Anbauten vollständig modernisiert, energetisch ertüchtigt und barrierefrei (dank Aufzug) ausgebaut. „Die Funktionalität ist am wichtigsten, am Ende müssen sich die Ärzte und Patienten wohlfühlen. Aufgrund der Größe wird das Gebäude eindrucksvoll wirken“, beschreibt Architekt Marco Pieper die Immobilie, die über eine Nutzfläche von rund 2300 Quadratmetern auf vier Stockwerken verfügen wird. Mit dem großflächigen Umbau soll noch im zweiten Quartal 2024 begonnen werden.
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Dr. med. Hans-Peter Hunfeld, dem künftigen Chef des Ärztezentrums, liegt eine Botschaft besonders auf dem Herzen: „Wir schaffen mit dem Ärztehaus keine Konkurrenz zu den Niedergelassenen in Attendorn.“ Es gehe darum, insbesondere den Patienten, deren Hausärzte absehbar in den Ruhestand gehen, eine medizinische Perspektive zu geben. All das soll mit dem neuen Ärztehaus in Attendorn möglich werden. Dr. med Hans-Peter Hunfeld und Moritz Marl sind jedenfalls von der Nachhaltigkeit des Projektes überzeugt: „Das Ärztezentrum legt den Grundstein für eine langfristige Versorgungssicherung der Hansestadt.“