Rosenthal. Auf einer Fläche von vier Fußballfeldern: Innenminister Reul legt Grundstein für moderne Trainingsanlage. Sogar Lkw können hineinfahren.

Großer Bahnhof im Rosenthal: Im feierlichen Rahmen wurde am Dienstag der Grundstein für das neue Trainingszentrum gelegt, in dem schon bald Polizistinnen und Polizisten aus den umliegenden Kreisen ihr Einsatztraining absolvieren sollen. Wie berichtet, hatte die Polizei im Oberbergischen Kreis im Auftrag des Landes den Standort ausgesucht und einen Investor gefunden, der die Anlage baut. Die verkehrsgünstige Lage der bisherigen Gewerbefläche unmittelbar an der Autobahnabfahrt Olpe war der wesentliche Grund, dass hier der zentrale Bau enstehen wird. Da die Polizei aus Gummersbach nach wie vor die beauftragte Behörde ist, kam es zur ungewöhnlichen Situation, dass der Olper Landrat Theo Melcher als Gast von seinem oberbergischen Kollegen Jochen Hagt begrüßt wurde – nicht anders als etwa Marco Voge, Landrat des Märkischen Kreises, der ebenfalls zu Gast bei der Grundsteinlegung war.

So soll das Trainingszentrum in anderthalb Jahren aussehen. Unter anderem wird eine Übungshalle erstellt, die sogar mit Lkw befahren werden kann. Polizeibeamte aus fünf Kreisen werden hier üben.
So soll das Trainingszentrum in anderthalb Jahren aussehen. Unter anderem wird eine Übungshalle erstellt, die sogar mit Lkw befahren werden kann. Polizeibeamte aus fünf Kreisen werden hier üben. © fps Architektur und Generalplanung | fps Architektur und Generalplanung

Ehrengast der Veranstaltung war Innenminister Herbert Reul. Der Christdemokrat ergriff das Wort im Rahmen eines kleinen Festakts in einem eigens aufgebauten Zelt. Wie wichtig ein regelmäßiges Einsatztraining für die Polizei sei, zeige ein kürzlich zugetragenes Ereignis in Gummersbach, wo ein ertappter Ladendieb zum Messer griff. Für Polizeibeamte heiße es in solchen Fällen, in Sekundenbruchteilen entscheiden zu müssen, und „für sowas muss trainiert werden“. Ziel sei, zwölf solcher Trainingszentren in Nordrhein-Westfalen zu bauen. Zwar koste dies viel Geld, doch „können wir es uns nicht erlauben, nicht zu bauen“. Vier Anlagen würden in diesem Jahr fertig, „dann sind acht in Betrieb“.

Wir können es uns nicht erlauben, nicht zu bauen.
Herbert Reul - Innenminister NRW

Das Trainingszentrum in Rosenthal wird auf über 17.000 Quadratmetern errichtet. Reul: „Das sind mehr als vier Fußballplätze.“ Eine Luft-Wassser-Wärmepumpe und eine Photovoltaik-Anlage würden für umweltgerechte Beheizung sorgen. Zwei 25-Meter-Schießbahnen würden mit aufwendiger Lüftungstechnik versehen, und dort werde nicht nur das Schießen, sondern insbesondere auch das Nichtschießen geübt. Eine befahrbare Halle, die sogar für Lkw geeignet sei, werde Fahrzeugtrainings ermöglichen. Dennoch ließen sich nicht alle Gefahren im Polizeiberuf ausschließen, es sei wichtig, daran zu denken, dass in diesem Beruf Lebensgefahr herrsche. In die Zeitkapsel für den Grundstein fügte Reul eine Miniaturausgabe des Grundgesetzes hinzu sowie eine Anstecknadel, die für Respekt für den Polizeiberuf wirbt.

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Landrat Jochen Hagt lockerte die ungewöhnliche und nicht von allen goutierte Situation des Agierens einer Kreispolizeibehörde in einem Nachbarkreis mit Humor auf: Schon in ihrer gemeinsamen Zeit als Kreisdirektoren habe er mit Theo Melcher daran überlegt, wie die Grenze zwischen Rheinland und Westfalen gelockert werden könne. Dies sei nun durch das kreisübergreifende Trainingszentrum gelungen. Er sei überzeugt, dass die Anlage eine „tolle Qualitätssteigerung“ beim Einsatztraining nach sich ziehen werde. Polizisten aus dem Oberbergischen Kreis, dem Märkischen Kreis, aus Olpe, Siegen-Wittgenstein und dem Hochsauerlandkreis werden das „RTZ“ abgekürzte Regionale Trainingszentrum unter anderem für das Erlernen des richtigen Verhaltens in Amoklagen nutzen.

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Gebaut wird die gesamte Anlage von der Firma Sideka Projektmanagement aus Ibbenbüren. Inhaber Joachim Heda berichtete auf Anfrage unserer Zeitung, er plane die Fertigstellung in eineinhalb Jahren. Dann sollen auf 17.500 Quadratmetern Fläche Gebäude mit einer gesamten Grundfläche von 6500 Quadratmetern stehen. Die Investitionen liegen laut Heda in einem „mittleren zweistelligen Millionenbereich“. Nach Fertigstellung wird der Komplex mit einer Laufzeit von 25 Jahren an das Land vermietet. Das Training werde im Zweischichtbetrieb tagsüber laufen. Unter anderem werden in den Gebäuden komplette Wohnungen und sogar eine vollständig eingerichtete Gaststätte und ein Bankschalter alle möglichen Übungslagen unter realistischen Bedingungen ermöglichen. Mehrere mit Matten ausgelegte Räume werden Eingriffstechniken üben lassen.