Dünschede. Das Tambourcorps Dünschede würde gerne Räumlichkeiten der alten Schule nutzen. Die Stadt Attendorn hat andere Pläne. Was sagt die Politik?

Für Birgit Haberhauer-Kuschel liegt das Dilemma auf der Hand: „Eine Entscheidung zwischen Vereinsförderung und Schaffung von günstigem Wohnraum treffen zu müssen, ist wirklich nicht einfach“, betonte die Ratsvertreterin der Union für Attendorn (UfA) am Montagabend im Bau- und Planungsausschuss. Doch genau eine solche Entscheidung muss der Stadtrat nächste Woche Mittwoch treffen. Denn während das Tambourcorps aus Dünschede Räumlichkeiten der alten Volksschule im Dorf für seine Proben nutzen möchte und dies in einem entsprechenden Antrag an die Stadt formuliert, hat die Verwaltung andere Pläne mit ihrer Immobilie gegenüber der Kirche: Sie würde aufgrund der schwierigen Lage auf dem Wohnungsmarkt weiteren Wohnraum für den schmalen Geldbeutel (sozialer Wohnungsbau) in der alten Schule schaffen. Um es vorwegzunehmen: Der zuständige Ausschuss stellte sich mehrheitlich hinter den Tambourcorps-Antrag und somit gegen die Pläne aus dem Rathaus.

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Dass der Antrag des Tambourcorps, das bislang im Speisesaal der Dünscheder Schützenhalle probt, Ende Oktober 2023 ins Rathaus flatterte, hat folgenden Hintergrund: Bis Ende vergangenen Jahres nutzte noch der örtliche Musikverein die Räumlichkeiten in der alten Schule, ehe er in das direkt angrenzende ehemalige Feuerwehrhaus einzog, das die Stadt für die Zwecke der Musiker um- und anbauen ließ. In die dadurch freigewordenen Räume in der Schule will nun das Tambourcorps einziehen – unter anderem mit der Begründung, dann keine Rücksicht mehr auf Vermietungen in der Schützenhalle nehmen und auch nicht mehr sämtliche Instrumente auf- und wieder abbauen zu müssen. Vor allem aber verzeichne das Tambourscorps derzeit einen erfreulichen Zuwachs von jungen Nachwuchs-Musikern, deren Ausbildung in mehreren Gruppen erfolge. Dafür brauche man mehr Platz.

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Die Stadt hingegen würde ihre eigene Immobilie, in der aktuell drei Wohnungen vermietet sind und in der eine Flüchtlingsfamilie lebt, gänzlich für Wohnzwecke nutzen. Die Räumlichkeiten, in denen bislang der Musikverein probte, könnten laut Verwaltung in zwei abgeschlossene Wohnungen mit jeweils rund 60 Quadratmetern Wohnfläche umgewandelt werden – und zwar bei einem vergleichsweise geringen Aufwand. „Günstiger Wohnraum ist bei uns in Attendorn knapp“, sagte Baudezernent Carsten Graumann. Darüber hinaus brauche man, zumindest kurzfristig, Wohnraum für Flüchtlinge. Eine Zahl zur Verdeutlichung: In den vergangenen beiden Jahren habe die Stadt mehr als 60 Wohnungen von Privatpersonen oder Wohnungsunternehmen angemietet, um Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu geben. Zudem müsse man an die in der alten Schule wohnenden Familien denken und sie vor Lärm schützen. Diesen kennen die Bewohner allerdings schon durch den Musikverein. Letztlich verfüge das Tambourcorps über geeignete Probemöglichkeit in der Schützenhalle, so die Verwaltung.

Was gibt es denn Schöneres als in der Schützenhalle zu proben?
Meinolf Schmidt, UWG, leicht ironisch

Das sieht Matthias Pröll ähnlich: „Natürlich leistet das Tambourcorps hervorragende Arbeit“, betont der Fraktionschef der Attendorner Grünen, um folgendes Aber nachzuschieben: „Aber wir können nicht jedem Verein jetzt eigene Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.“ Darüber hinaus brauche man, wie die Verwaltung ausführt, zusätzlichen Wohnraum. Ähnlich äußerte sich Meinolf Schmidt von der UWG, der leicht ironisch meinte: „Was gibt es denn Schöneres als in der Schützenhalle zu proben?“ Möglicherweise, so Birgit Haberhauer-Kuschel, sei als Lösung des Problems eine Kooperation zwischen Musikverein und Tambourcorps machbar. Immerhin verfügt der Musikverein seit wenigen Monaten über seine ganz eigenen Proberäumlichkeiten. Nach der Abstimmung im Ausschuss kann sich das Tambourcorps aber dank der Stimmen von SPD, CDU und FDP darauf einstellen, dass sein Antrag im Stadtrat eine Mehrheit finden wird. Und die Instrumente somit dauerhaft einen Platz in der alten Schule finden.