Halberbracht. Der Schulbus nach Elspe fällt immer wieder aus und stellt Halberbrachter Familien vor riesige Probleme. Eltern fordern mehr Druck.
An jedem Werktagmorgen beginnt in vielen Familien in Halberbracht das große Zittern. Kommt er oder kommt er nicht?, ist dann die Frage. Gemeint ist der Bus der Linie 511, der die rund 30 Halberbrachter Kinder zur Grundschule nach Elspe bringen soll. Wenn er kommt, ist alles gut, wenn nicht, ist Stress angesagt - vor allem dann, wenn beide Eltern berufstätig und selbst auf dem Sprung zum Arbeitsplatz sind.
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Und diesen Stress gibt es in den letzten Wochen oft. Manchmal falle der Bus an vier von fünf Schultagen aus. „Die Situation ist so nicht tragbar“, eröffnete Tobias Alfes (CDU) am Dienstagabend die Diskussion auf Antrag der CDU-Fraktion im Schulausschuss. Der Stadt seien hier mehr oder weniger die Hände gebunden, machten die städtischen Vertreter klar. Denn die Kommune sei weder Auftraggeber noch Organisator des ÖPNV, dafür seien die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) und der Zweckverband Personenverkehr Westfalen-Süd (ZWS) zuständig, so Fachbereichsleiter Thomas Meier. Die Stadt gebe die Beschwerden von Schulen und Eltern natürlich sofort weiter an ZWS und VWS, „aber wir können keine Ersatzfahrten beauftragen“, so Meier. Grund für das Dilemma sei die Personalnot der Busunternehmen. Es fehlten Busfahrer, hinzu komme eine hohe Krankheitsquote. Britta Hess vom Bereich Schulen: „Die ersten Beschwerden kamen schon im Herbst letzten Jahres, besonders schlimm ist es seit Januar.“ Im Februar habe es ein Gespräch auch mit den beiden Subunternehmen gegeben mit der Bitte, Verspätungen und Ausfälle abzustellen, so Hess.
Wenn der Bus nicht kommt, versuchen die verfügbaren Eltern, die Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Mindestens einmal ist es trotzdem passiert, dass ein sechsjähriges Kind allein an der Bushaltestelle an der L 715 in Halberbracht zurückblieb. Heinz Vollmer (SPD): „Das kann nicht sein, dass ein Kind allein zurückbleibt, wenn beide Eltern berufstätig sind. Das muss dringend abgestellt werden.“ Doch eine Lösung des Problems hat niemand parat. Gregor Schnütgen (CDU) sagte, man könne die Busfahrpläne vielleicht durch eine leichte Verschiebung der Schulanfangszeiten entzerren. „Doch da müssten viele Beteiligte mit ins Rad packen“, so Schnütgen.
Bürgermeister Tobias Puspas sagte, die häufigen Busausfälle zeigten, wie instabil das ganze System sei und wie schlecht es um den ÖPNV stehe. „Die Höfe stehen voller Busse, aber es gibt keine Fahrer.“ Die privaten Busunternehmer würden bekniet, weitere Fahrten zu übernehmen. Das Problem bestehe nicht nur in Lennestadt, sondern auch in anderen Kommunen, aktuell besonders auch in Attendorn. Die Eltern müssten morgens so früh wie möglich informiert werden, wenn der Bus nicht kommt und die Stadt werde noch einmal mit der VWS sprechen, ob auf den kritischen Linien Fahrerwechsel möglich seien. „Wir tun alles, um das Problem in den Griff zu kriegen“, so Puspas.
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Die etwa zehn betroffenen Eltern aus Halberbracht verfolgten die Diskussion im Ausschuss mit - und waren enttäuscht. „Wir sehen keine Lösungsansätze. Wir haben den Eindruck, dass nicht der richtige Druck dahinter ist, das ist unbefriedigend“, sprach Sina Eickhoff, Mutter einer Zweitklässlerin aus Halberbracht, Klartext. Nach dem letzten Gespräch im Rathaus sei der Bus am nächsten Morgen 25 Minuten zu spät gekommen. Wenn die Eltern immer warten würden, ob der Bus vielleicht doch noch verspätet komme, würden die Kinder regelmäßig die erste Schulstunde verpassen.
Thomas Meier entgegnete: „Den höchsten Druck, den wir aufbauen können, ist ein Gespräch mit dem Geschäftsführer, das haben wir getan.“ Heinz Vollmer sieht das anders: „Wenn jemand einen Auftrag annimmt und es funktioniert nicht, bekommt der eine Abmahnung, aber damit tut sich die Stadt Lennestadt schwer.“