Kreis Olpe. Dr. med. Thomas Heuel ist Facharzt für Innere Medizin. Er erklärt, wie Patienten erkennen, ob sie Zöliakie haben. Was bedeutet die Diagnose?
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die bei immer mehr Menschen diagnostiziert wird, auch im Kreis Olpe. Dies bestätigt Dr. med. Thomas Heuel, unter anderem Facharzt für Innere Medizin, und tätig in seiner niedergelassenen „Praxis am Imberg“, der in den letzten Jahren einige Diagnosen stellte. Er erklärt, woran Patienten erkennen, dass sie an Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit leiden könnten und wie sie mit der Diagnose dann umgehen und leben können.
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Woran erkenne ich, dass ich Zöliakie habe?
Es betrifft letztendlich Patienten mit einem hohen Leidensdruck. Das sind in erster Linie Blähungen, Bauchschmerzen, starke Krämpfe, heftige und länger anhaltende Durchfälle und erhöhte Infektanfälligkeit.
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Ist der Verlauf von Zöliakie schleichend?
Das kann man so sagen, denn häufig kommen die Diagnosen eher zu spät, obwohl Zöliakie bereits im Kindesalter beginnt.
Wie stellen Sie fest, ob ich an Zöliakie leide?
Wir können die Antikörper im Blut bestimmen. Je nach Höhe der Antikörper wird dann eine Magenspiegelung empfohlen. Hier werden Proben aus dem Dünndarm entnommen. Ist der Antikörper-Titer aber schon sehr hoch, ist die Wahrscheinlichkeit schon gegeben, dass der Patient an Zöliakie erkrankt ist.
Was passiert in meinem Körper, wenn ich an Zöliakie leide?
Solange ich Lebensmittel mit Gluten zu mir nehme, leide ich an heftigen Durchfällen und anderen beschriebenen Symptomen. Der Dünndarm hat Zotten. Diese Zotten gehen bei Zöliakie zurück. Damit verringert sich die Oberfläche des Dünndarms und so können verschiedene Nährstoffe nicht aufgenommen werden. Es gibt Patienten, die 20 Durchfälle am Tag haben. Das ist schon ein sehr großer Leidensdruck.
Oft wird Zöliakie als neumodische Volkskrankheit abgetan. Wie ernst ist die Krankheit zu nehmen?
Zöliakie ist eine Atrophie (Verkümmerung oder Verkleinerung) des funktionellen Gewebes im Dünndarm, eine sogenannte Autoimmunerkrankung und somit schwerwiegende Erkrankung. Und sollte sehr ernst genommen werden. Es ist also keine neumodische Erkrankung.
Kann ich vorbeugend etwas machen, um nicht an Zöliakie zu erkranken?
Es ist nichts bekannt. Die genauen Mechanismen sind bis heute nicht genau geklärt. Man empfiehlt aber Angehörigen ein Screening innerhalb der Familie zu machen.
Zöliakie und jetzt? Was bedeutet das für mich?
Das heißt, dass man eine glutenfreie Diät einhalten muss, sonst hat man immer wieder diese Probleme, wie Durchfälle. Diät heißt in dem Fall, der Verzicht auf Weizenprodukte und auch auf Fast-Food und Schokolade. Eine lebenslange glutenfreie Ernährung ist leider sehr teuer.
Was passiert, wenn ich mich nicht an die Regeln halte und weiterlebe, wie bisher?
Ich glaube nicht, dass man das lange Zeit durchhalten kann. Eine ausgeprägte Zöliakie bedeutet ständige und heftige Durchfälle. Auf Dauer mehren sich dann Mangelzustände, Vitaminmangel und Infektanfälligkeit. Schon winzige Partikel durch kontaminierte Schneidebrettchen reichen bei Schwerstbetroffenen aus, dass Patienten wieder an heftigen Durchfällen leiden.
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Nimmt die Diagnose Zöliakie zu?
Wir sind sensibilisierter, als noch vor einigen Jahren und untersuchen häufiger auf Zöliakie. Mittlerweile haben wir viele Patienten hier in unserer Praxis, die an Zöliakie leiden.
Gibt es wie bei Lactoseunverträglichkeit Medikamente, die den Verzehr von Gluten dann erlauben?
Leider noch nicht. Glutenfreie Diät und die FODMAP-Diät empfehlen wir unseren Patienten, die die Diagnose erhalten. Da gibt es mittlerweile gute Apps, die im Alltag unterstützen können.