Gerlingen. Lukas Rademacher aus Gerlingen wollte Lehrer werden. Nun arbeitet er am Dach und will in 3. Generation den Betrieb seines Vaters übernehmen.
Es ist frisch draußen, nasskalt. Leichter Nieselregen schwebt vom grauen, mit Wolken bedeckten Himmel. Ein ganz normaler Tag im Februar. Ein Arbeitstag für Dachdeckermeister Lukas Rademacher, der aktuell mit seinem Team ein neues Dach in Gerlingen eindeckt. Der 27-Jährige ist angekommen in seinem Job, den er seit acht Jahren ausübt und stolz gerade den Meistertitel in der Tasche zu haben. Dabei hatte er nach seinem Abitur ganz andere Pläne. Warum entscheidet sich also ein junger Mann in der heutigen Zeit für diese harte Arbeit auf dem Bau?
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Abi-Schnitt für den Studiengang zu schlecht
„Mein Papa hat immer gesagt, Junge du kannst das Geld sicher einfacher verdienen, als bei Wind und Wetter auf dem Dach herumzuturnen“, so Lukas Rademacher. Sein Vater Thomas Rademacher wusste, wovon er sprach, denn im väterlichen Betrieb arbeitet der 27-Jährige seit mittlerweile acht Jahren. Nach dem Abitur an der St. Fanziskus Schule in Olpe war es Lukas Rademachers Plan, Grundschullehramt zu studieren. „Mein Schnitt von 3,3 hat mir das wohl versaut“, erzählt er heute. Auch ein Sabatjahr zur Überbrückung, um den Schnitt für den Studiengang an der Universität in Siegen zu drücken, hat am Ende nicht gereicht.
„In dem Sabatjahr habe ich bei meinem Vater gearbeitet und mich an den Baualltag gewöhnt“, berichtet der 27-Jährige, der dann eine Ausbildung zum Dachdecker im väterlichen Betrieb über drei Jahre durchgezogen hat. In den letzten neun Monaten setzte er dann noch einen oben drauf und besuchte die Meisterschule in Eslohe in Vollzeit und nennt sich seitdem Dachdeckermeister. Sehr zur Freude seines Vaters Thomas, der jetzt weiß, dass sein Betrieb, den er bereits von seinem Vater Hans-Werner Rademacher übernommen hatte, dann auch in der 3. Generation weitergeführt wird.
Dramtische Entwicklung im Handwerk
„Es sind riesen große Fußstapfen, in die ich sicherlich irgendwann mal treten werde. Das wird eine große Herausforderung. Aber bis das mal so weit sein wird, kann Papa mich führen und weiter in die Leitung einer Firma einweisen“, freut sich Lukas Rademacher auf die weitere Zusammenarbeit mit seinem Vater und ergänzt, wie dramatisch die Entwicklung im Handwerk ist: „In letzter Zeit haben sich viele gute Betriebe aufgelöst, weil kein Nachfolger gefunden wurde.“
Daher appeliert Lukas Rademacher vor allem an die jungen Menschen und wirbt für den Beruf als Dachdecker: „Handwerk hat goldenen Boden und ist zukunftssicher. Es ist so ein schöner Beruf auf der Baustelle zu arbeiten. Es macht Spaß, wenn du am Ende des Tages siehst, was du geschafft hast, wenn das Dach eingedeckt ist“, stellt er klar in den Fokus, dass man das bei eintöniger Arbeit an einer Maschine nicht hat.
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Spektakuläre Baustellen durfte Lukas Rademacher auch schon begleiten. So hat der Dachdecker Meisterbetrieb Rademacher bereits die Häuser von zwei bekannten Fußballprofis eingedeckt. Nämlich die Dächer von dem gebürtigen Siegener Patrick Helmes und Schalkes Simon Terodde, die im Rheinland neue Eigenheime gebaut haben. Acht Gesellen und einen Auszubildenden beschäftigt der Dachdeckerbetrieb aktuell. „Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben. Ein frischer Meister ist immer ein Mehrwert für den Betrieb. Ich werde im Büro mehr Verantwortung übernehmen und die Baustellenkoordination betreiben“, freut sich Lukas Rademacher auf eine tolle gemeinsame Zeit mit seinem Vater im eigenen Betrieb.