Kreis Olpe. Der Attendorner Georg Geuecke arbeitete in der Borchert Kommission am Umbau der Nutztierhaltung – von den Regierung ist er tief enttäuscht.
Agrarminister Cem Özdemir plant eine neue Verbrauchssteuer auf Fleischprodukte. Konsumenten sollen zusätzlich zur Kasse gebeten werden. Die daraus resultierenden Steuereinnahmen sollen laut veröffentlichten Plänen vor allem dem Ausbau und der Verbesserung der Landwirtschafts-Infrastruktur zugute kommen. Auch im Kreis Olpe wird die mögliche Steuererhebung heiß diskutiert, die regionalen Landwirte und Metzger zeigen sich von der Idee nur wenig begeistert.
Der Attendorner Landwirt Georg Geuecke ist mit den neuen Plänen des Agrarministers vertraut. Über drei Jahre saß der Vorsitzende des Bundesverbands Rind und Schwein in der Borchert-Kommission, die sich um den erfolgreichen Umbau der Nutztierhaltung kümmern sollte – zu einer tatsächlichen Umsetzung kam es jedoch nie. Ein Bestandteil des Papiers stellte auch der „Tierwohl-Cent“ dar, eben jene Idee, die nun doch umgesetzt werden soll. Der Attendorner kann das Verhalten der Regierung nicht nachvollziehen: „Ich halte es nicht für richtig, dass jetzt ein einziger Punkt aus dem gesamten Papier herausgepickt wird.“ Der Milchbauer hält die Einführung der Fleischsteuer für grundsätzlich sinnvoll, glaubt aber nicht, dass die Maßnahme unter den aktuellen Voraussetzungen erfolgreich umsetzbar ist. Geuecke weiter: „Der Tierwohl-Cent ist ein Fortschritt. Gemessen an dem Gesamtpapier ist es aber nur ein Bruchteil, der umgesetzt wird.“ Der 56-Jährige sieht in der geplanten Einführung besonders eine Stärkung der Großbetriebe. Für die Landwirte in der Region sieht das jedoch anders aus. „Davon werden im Kreis Olpe nicht viele Betriebe profitieren können“, betont er. Grund dafür könnten vor allem viel zu hohe Verwaltungskosten sein, die durch den erhöhten Bürokratie-Aufwand entstehen, so Geuecke weiter.
Kleine Betriebe bekommen kaum Beachtung
Thomas Gottwald führt bereits in der zweiten Generation die Fleischerei Gottwald in Finnentrop. Der 61-Jährige kann dem neuesten Einfall der Bundesregierung um Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir „gar nichts“ abgewinnen. In der geplanten „Fleischsteuer“ sieht er unter anderem einen weiteren Versuch, auf die großen überregionalen Schlachthäuser sowie Landwirtschaftsbetriebe einzuwirken – ohne tatsächliche Relevanz für die Bauern und Fleischer im Kreis Olpe. „Es geht da eher um die ganz Großen. Die ganzen anderen Landwirte werden ignoriert. Die kleinen finden bei diesen Gesetzen keine Beachtung“, glaubt er nicht an wirklich positive Auswirkungen durch die möglicherweise höher ausfallenden Steuereinnahmen.
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Aus Gottwalds Sicht wird sich die Erhöhung von 10 Cent auf das Kilo Fleisch vor allem auf die Käufer von Billigfleischwaren auswirken. Bei dem Verkauf von hochwertigeren Produkten würde sich der zusätzliche Aufpreis pro Kilogramm aufgrund der höheren Preisklasse ohnehin prozentual weniger auswirken. Der Metzger bezieht seine Schweine ausschließlich von regionalen Bauern und schlachtet die Nutztiere selbst, achtet dabei vorab auch auf eine geregelte Haltungsform. „Bei uns haben die Landwirte ihre eigenen Weiden und diese Fleischqualität ist einfach die beste. Es gibt kein gesünderes Fleisch als dieses“, ist der 61-Jährige von seiner Fleischqualität überzeugt, auch ohne ausgestelltes Bio-Gütesiegel.
Bürokratie-Wahnsinn hält weiter an
Den Versuch, die Haltungsform über die „Fleischsteuer“ weiter anzupassen oder auszubauen, hält er aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur für den Kreis Olpe für fehl am Platz. Und auch bezüglich der tatsächlichen Umsetzung ist er unsicher, ob sich die „Fleischsteuer“ im Hinblick auf die vielen bürokratischen Hürden lohnt. Die Erfahrungen aus den letzten zehn Jahren zeigen, dass die meisten politischen Entscheidungen zu einem massiven Bürokratie-Anstieg führen, so Gottwald. Der 61-Jährige weiter: „Ich muss heute vier bis fünf Protokolle ausfüllen, bis das Tier überhaupt abgeladen wird.“
Grundsätzlich steht der Finnentroper einer Preiserhöhung positiv gegenüber, denn artgerechte Tierhaltung müsse auch honoriert werden. Die Entwicklung gehe zudem eindeutig dahin, dass Menschen bereit seien, für das Tierwohl mehr zu zahlen. „Für gute Qualität ist der Kunde bereit, auch 10 Cent draufzuzahlen“, ist sich Gottwald sicher, dass eine Erhöhung keine negativen Effekte auf die Kaufkraft seiner Kunden hätte.
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Kein Vertrauen in eine erfolgreiche Umsetzung
Auch der Olper Metzger Bernhard Hengstebeck steht dem neuen Vorschlag aus Berlin kritisch gegenüber: „Das ist der größte Blödsinn, den sie überhaupt machen können. Das Geld kommt nie an. Das wird nicht funktionieren“, findet er deutliche Worte. Eine Fleischsteuer sei der falsche Weg, um die Landwirte im Kreis Olpe zu entlasten. Seit 1965 führt Hengstebeck seine Fleischerei, inzwischen habe die Bürokratie aber überhand genommen – ohne gleichzeitig unterstützend zu wirken. Ähnliches erwartet er von einer möglichen „Tierwohl-Cent“-Umsetzung. Um den Landwirten tatsächlich wirtschaftlich zu helfen, solle lieber zusätzliches Geld an die Landwirte für die Lieferung der Schweine gegeben werden.