Oberhundem. Gastwirtin Aferdita Greitemann aus Oberhundem besiegt den höchsten Berg Afrikas. Trotz der großen Anstrengung würde sie es wieder tun.

Kilimandscharo – der Berg der Träume. Manchmal reicht ein Foto vom höchsten Bergs Afrikas oder eine Erzählung, um dem Charme des Bergriesen zu erliegen. So erging es Aferdita Greitemann, Gastwirtin aus Oberhundem. Vor vier Wochen erfüllte sich die 44-Jährige einen Traum, reiste allein nach Tansania und bestieg den Kilimandscharo. Es war eine Reise, die die 44-Jährige körperlich und mental nah an ihre Grenzen brachte, doch sie würde es wieder tun.

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Sie sitzt in der gemütlichen Gaststube ihres Gasthofs „Zu den Linden“ und blickt auf die Reisefotos. Ihre Augen strahlen. Auch zehn Tage nach der Rückkehr ins Sauerland hat der Berg sie noch nicht wieder losgelassen. Ein Foto zeigt ihre Reisegruppe auf den letzten Metern bis zum 5895 Meter hohen Gipfel. „Das war so, als hätte mich jemand getragen. Die Sonne ging auf, blauer Himmel, zwei Meter Schnee neben uns, unten die Wolken. Das waren Glücksmomente, an die ich immer denken muss.“

Irgendwann mal eine außergewöhnliche Reise machen, das hatte die zweifache Mutter schon lange auf dem Schirm. Im Frühjahr 2023 erzählte ihr ein Gast von seiner Reise zum Kilimandscharo. „Danach wusste ich, das ist es“, blickt sie zurück. Zwei Monate lang überlegte sie hin und her: „Soll ich das machen und kann ich das schaffen. Ich hatte zwei Jahre kein Sport mehr gemacht“, erzählt sie. Ihr Ehemann hatte einen Tipp: „Schatz, lauf erstmal den Rothaarsteig, dann kannst du immer noch überlegen, ob du das wirklich willst.“ Sie wollte und trainierte. Ein halbes Jahr bereitete sie sich auf das große Abenteuer vor.

Am 12. Januar war es so weit – per Flugzeug von Frankfurt zum Flughafen Kilimandscharo. In einem Massai-Dorf lernte sie ihre Gefährten für die Besteigung kennen, aber auch einiges über das Land und Leute. „Tansania ist ein armes Land und lebt vorwiegend von Tourismus. Die Menschen sind sehr sozial, sehr dankbar und hilfsbereit.“

Einen Vorgeschmack auf den Trail auf den weltberühmten Bergriesen bekam die Gruppe in den nächsten vier Tagen bei einer Tour auf den Mount Meru (4562 Meter). Der dritthöchste Berg Tansanias liegt etwa 65 Kilometer in südwestlicher Richtung vom Kilimandscharo entfernt, im Arusha National Park. Vier Tage verbrachte die Gruppe im Hochgebirge. Danach ahnten sie, was in den nächsten Tagen auf sie zukommen würde.

Aferdita Greitemann mit Kindern in einem Dorf in Tansania.
Aferdita Greitemann mit Kindern in einem Dorf in Tansania. © WP | Privat

Nach diesem „Warm-Up“ und einem Ruhetag ging es per Auto zum Sehnsuchts-Berg. Zunächst stand die Anmeldung auf dem Programm: „Jeder fragte, woher ich komme, aus München, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart. Ich habe immer gesagt, ich komme aus dem schönsten Dorf in Deutschland, das ist Oberhundem.“ Vom Basislager auf 2800 Metern machte sich die jetzt sechsköpfige Gruppe – mit Helfern und Betreuern waren es als 20 Personen – auf den Weg. Sechs Tage bergauf. „Es war sehr steinig und wir mussten auch klettern, aber es war kein schmaler Pfad, es war nicht sehr gefährlich“, sagt Aferdita Greitemann.

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Die ersten drei Etappen waren nicht einfach. „Aber ich war überzeugt, ich schaffe das. Man denkt auf einer solchen Tour immer nur an das Tagesziel, den Gipfel schiebt man ganz weit nach hinten, obwohl du ihn immer siehst, manchmal in voller Pracht.“ Übernachtet wurde in Zelten im Schlafsack. „Das hat vollkommen ausgereicht“, sagt die Oberhundemerin. Am vierten und fünften Tag regnete es. „In zehn Minuten bist du durchnässt. Aber die Sonne hatte so eine Kraft, es war alles schnell wieder trocken.“ In den Camps galt es, Kräfte zu sammeln für den nächsten Tag. „Essen ist dabei ganz wichtig, auch wenn du keinen Hunger hast, die Guides zwingen dich dazu.“ Dennoch hat sie fünf Kilo Gewicht am Kilimandscharo zurückgelassen.

An den letzten zwei Tagen erlebte auch die Gastwirtin, was alle Bergsteiger fürchten: die Höhenkrankheit. Sie bekam Heimweh, Zweifel, hatte einen mentalen Durchhänger. „Bei mir war es noch harmlos, andere bekommen Magenprobleme und müssen sogar abbrechen.“ Die einheimischen Guides kennen das: „Das sind Profis, sie schauen in dein Gesicht und sehen, ob du weitergehen kannst oder nicht.“ Für die Gruppe zahlte sich jetzt der Trail auf den Mont Meru aus, sie waren akklimatisiert.

Wenn man sich so lange gequält hat, dann will man nicht aufgeben.
Aferdita Greitemann - Kilimandscharo-Bezingerin

Am Gipfeltag brach die Gruppe um 23 Uhr mit Stirnlampen auf: Noch einmal 1400 Höhenmeter, noch einmal zehn Stunden die Zähne zusammenbeißen, es wird immer kälter bis minus 5 Grad und die Luft immer dünner. „Da bekam ich Panik“, erinnert sich die Sauerländerin. „Die Helfer haben das gemerkt, sagten, ich sollte mich nur auf das Gehen konzentrieren, ich würde das schaffen. Und es ging, mit Selbstgesprächen und positivem Denken. Wenn man sich so lange gequält hat, dann will man nicht aufgeben.“

Dann ging die Sonne auf und Aferdita Greitemann wusste, dass sie es fast geschafft hatte. Die Zweifel, die Erschöpfung und Müdigkeit waren plötzlich wie ausgeschaltet. Glücksgefühle flammen auf, alle liegen sich in den Armen, stolz, dass sie es geschafft haben. Dann begann der Abstieg zurück ins reale Leben. „Ich war froh, als ich wieder zu Hause war. Aber jetzt, nach einer Woche, würde ich am liebsten morgen wieder die Koffer packen. Das geht vielen so, das ist wie eine Sucht.“

Was bleibt nach so einer Tour? „Die Zufriedenheit der Menschen dort. Unsere Helfer arbeiten jeden Tag hart, aber sie haben gelacht und gesungen. Viele bei uns müssten mal erleben, wie die Menschen dort leben und trotzdem positiv und glücklich sind.“ Auch diese unberührte Natur werde sie nicht vergessen – und natürlich die Gewissheit, es geschafft zu haben: einmal zu Fuß auf den Kilimandscharo.