Olpe. Zwei Groß-Demos finden in Olpe statt. Die erste Großveranstaltung ist am Freitag, 26. Januar. Wir berichten im Live-Ticker.
17.20 Uhr: Die Band „Crimson spirit“ sorgt mit einigen Stücken für Unterhaltung, während sich die Großveranstaltung auflöst – so, wie sie laut Polizei von Anfang an verlaufen ist: friedlich und ohne Zwischenfälle.
17:17 Uhr: Alexander Sieler beschließt die Versammlung. „Wir haben jetzt alle viel zu tun.“ Es gelte, überall gegen jede Form von Ausgrenzung und Fremdenhass einzustehen. Gefragt seien Dialog und Empathie – „wir müssen aufstehen für Vielfalt und Demokratie“.
17:12 Uhr: Beim Schlusslied „Unsere Stammbaum“ von den „Bläck Fööss“ leuchten Hunderte von Smartphone-Leuchten auf. Hannah Tillmann und Hendrik Schörmann überzeugten hier wie auch bei mehreren Liedern zwischen den Reden. Viele sangen mit: „Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhist, mir all, mir sin nur Minsche, vür‘m Herjott simmer glich“.
17:02 Uhr: André Arenz, der im Namen aller DGB-Gewerkschaften spricht, lässt spüren, dass ihm das Reden vor Massen nicht fremd ist. In kämpferischem Ton ruft er: „Danke, dass ihr alle da seid. Wir dulden im Kreis Olpe keine Feinde der Demokratie. Ich rufe allen Feinden der Demokratie zu: Wir wollen keine Nazis – wir haben aus der Geschichte gelernt.“ Er greift die AfD und ihre Forderungen an. „Jeder muss im Alltag Verteidiger der Demokratie sein und widersprechen.“ Er warnt vor einfachen Antworten für komplexe Zusammenhänge. „Nie wieder ist jetzt.“ Und Peter Liese: „Danke Olpe – an alle Menschen, die heute hier sind. Sie setzen ein Zeichen für Demokratie und, auch für Europa.“ Er kritisiert die „abscheulichen Pläne“ zur sogenannten Remigration. Liese erklärt, wie sehr Wohlstand und Wirtschaft von der EU abhängen. „Wer die AfD wählt, wählt Arbeitslosigkeit und wer Hass wählt, sorgt dafür, dass unser Friede nicht mehr sicher ist.“ Er räumt ein, dass Anlass zur Kritik an der Politik besteht. „aber die AfD hat keine Lösungen.“ Gemeinsam mit den Versammelten ruft er: „Gegen die AfD – für die Demokratie – für Europa – für den Frieden“
16:51 Uhr: Lisa Fleper vom Gymnasium Maria Königin zitiert Konrad Adenauer, der erklärte, wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte. Sie malt ein erschreckendes Bild eines Deutschland ohne Vielfalt, Migranten und Demokratie in „diesem Land, unserem Land, das weltweit für Demokratie steht. In meinem Umfeld ist es kein Makel, anders zu sein. Deswegen bin ich hier. Ich stehe hier, um unser Grundgesetz zu würdigen“. „Deutschland lebt eine Demokratie und ich bin froh, ein Teil davon zu sein.“
16:37 Uhr: Landrat Theo Melcher besteigt die Bühne: „Für manche ist es sicher das allererste Mal, an einer Demo teilzunehmen. Jeder und jede hier trägt zu den ermutigenden Bildern bei, die derzeit überall zu sehen sind. Danke, dass Sie sich aufgemacht haben.“ Und weiter: „Wir stehen hier für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. Und nach der Demo machen wir weiter und tragen wir diese Haltung weiter im Alltag. Wir zeigen damit Haltung. Gehen Sie wählen! Wenn für einen Extremisten drei andere demokratische Parteien wählen, bekommen die Extremisten niemals eine Mehrheit! Ohne Mitmacher stirbt unsere Demokratie.“
16:34 Uhr: Nedim Kalembasi vom Lennestädter Arbeitskreis Integration: „Es ist sehr schön, dass wir so zahlreich hier erschienen sind. 81 Jahre nach Potsdam haben sich dort wieder Menschen versammelt, das ist unglaublich. Alice Weidel: Sie schaden Deutschland! Glauben Sie nicht an radikale Politiker. Es bedeutet immer Krieg, Elend und Tod.“ Er lässt „Vielfalt, Toleranz, Frieden, Miteinander“ skandieren. „Mehr Mut zur Integration! Ich danke Ihnen, Sie zeigen Mut!“
16:28 Uhr: Luzia Busse von der Olper St.-Franziskus-Schule: „Wir müssen uns heute fragen, wie wir uns verhalten hätten, als die Nazis die Macht übernahmen. Aber heute sind wir aufgestanden. Auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt: Wir sind die Mehrheit.“ Und sie zitiert das bekannte Lied der deutschen Band „Die Ärzte“: „Die rassistischen Deportationspläne sind doch nur ein stummer Schrei nach Liebe.“
16:24 Uhr: Charlotte Fügmann vom Jugendparlament Olpe appelliert: „Unsere Demokratie ist nicht selbstverständlich, sondern ein Privileg. Ohne sie dürften wir hier heute nicht stehen.“
16:23 Uhr: Die Polizei schätzt, dass rund 1000 Teilnehmer dabei sind.
16:13 Uhr: Landrat Theo Melcher, Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum, MdEP Dr. Peter Liese, Landtagsabgeordneter Jochen Ritter und Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari sind dabei, dazu die Bürgermeister Peter Weber (Olpe), Uli Berghof (Drolshagen), Bernd Clemens (Wenden) und Tobias Puspas (Lennestadt), außerdem zahlreiche Geistliche aus dem gesamten Kreis.
16:11 Uhr: Alexander Sieler: „Ohne Ausländer wäre Weihnachten ein ziemlich einsames Fest gegeben. Auch St. Martin ist als Franzose Ausländer. Ich freue mich, dass dieses Zeichen ausgerechnet aus dem Raum der Jugend gekommen ist. Wir brauchen Vielfalt und Demokratie, um im Dialog zum Konsens zu kommen, damit nicht nur Mehrheiten ihr Recht bekommen.“
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16:01 Uhr: Alexander Sieler: „Wir sind begeistert, was da in fünf Tagen auf die Beine gestellt wurde. Wir sind laut und wir sind viele.“ Er verliest die rund 80 Initiativen, die hier sind, darunter alle demokratischen Parteien und einige Wählergemeinschaften: „Ihr seid unglaublich“. Und weiter: „Wir stehen auf im ganzen Land.“ Er kritisiert das Potsdamer „Remigrationstreffen“: „Was steckt da an Menschenverachtung hinter. Das ist ein neuer, Faschismus, in dem jeder ausgegrenzt wird, der nicht einem traditionellen Bild entspricht. Glaubt den falschen Parolen nicht.“
15:58 Uhr: Veranstalter Andreas Stein verliest behördliche Auflagen. Die Fahnen dürfen demzufolge nicht länger als 2 Meter sein.
15.55 Uhr: Aus allen Himmelsrichtungen ziehen ganze Heerscharen von Menschen zum Olper Marktplatz, um sich zur Demonstration für Demokratie und Vielfalt zu versammeln. Europaabgeordneter Dr. Peter Liese parkt gerade auf dem Kurkölner Platz ein und hat Europafahren mit dabei.
Zwei Demos am Wochenende
Die unbeschreiblichen Taten der Nazis sorgten viele Jahre lang dafür, dass zumindest für eine breite Mehrheit klar war, dass der Nationalsozialismus in Deutschland ein für allemal erledigt ist. Doch seit einigen Jahren ist diese Brandmauer brüchig geworden. Parteien, die deutlich rechts von dem stehen, was das bisherige Parteienspektrum abbildete, werden für immer mehr Menschen in Deutschland wählbar. Die rechtspopulistische und rechtsextreme „Alternative für Deutschland“ (AfD) stellt erste Bürgermeister und Landräte. Immer mehr Menschen fürchten, dass die Demokratie in Deutschland gefährdet ist. Am vergangenen Wochenende fand eine Vielzahl von Demonstrationen statt, bei der Demokraten parteiübergreifend zusammenkamen und gegen Rechtsextremismus und nationalsozialistisches Gedankengut protestierten. Diese Absicht greift nun auch im Kreis Olpe um sich. Am Wochenende wird das gleich doppelt sichtbar: Zwei Initiativen sind dabei, entsprechende Demonstrationen vorzubereiten, die nicht miteinander konkurrieren, sondern sich ergänzen sollen.
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Das Hallenmasters-Turnier in Olpe ist auch in diesem Jahr wieder der Höhepunkt. Die WP überträgt das Turnier im Livestream mit Kommentar. Alle Infos finden Sie hier.
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Zunächst findet eine Großveranstaltung am Freitag, 26. Januar, statt. „Wir stehen auf – Jugend im Kreis Olpe“ steht über dem Netzwerk, das sich mithilfe des Nachrichtendienstes „Whatsapp“ rasend schnell verbreitet hat. Ins Leben gerufen haben die Initiative der Kreisjugendring als Dachverband aller Jugendorganisationen und der Bund der deutschen katholischen Jugend, unter dessen Dach beispielsweise Messdiener, Pfadfinder oder KJG vereint sind. Die entsprechende Whatsapp-Gruppe hat inzwischen über 400 Mitglieder, die Zahl wächst stündlich, darunter viele Multiplikatoren, die für Vereine, Institutionen oder Schulen stehen. Ausgehend von der Tatsache, dass am Freitag an den Schulen die Halbjahreszeugnisse ausgeteilt werden, sollen die Schülerinnen und Schüler angesprochen werden, sich von 16 bis 17.30 Uhr auf dem Olper Marktplatz zu versammeln und für Demokratie, Vielfalt und Offenheit zu demonstrieren. Die Teilnahme zugesagt haben unter anderem politische Gruppierungen von CDU bis Linken, Kirchengemeinden, der Sängerkreis Bigge-Lenne, Turnvereine, das Geistliche Zentrum Kohlhagen, die Sportjugend, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, der Kreisschützenbund, mehrere Schulen, Träger der Jugendarbeit oder der Caritasverband.
Die Polizei warnte am Donnerstag vor möglichen Verkehrsstörungen in Olpe durch die Demo am Freitagnachmittag. Wer zwischen 16 und 18 Uhr mit dem Auto im Stadtgebiet unterwegs ist, sollte den Bereich der Innenstadt und des Marktes „weiträumig umfahren“.
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„Die Jugend aus dem Kreis Olpe sieht mit Besorgnis auf einige gesellschaftspolitische Entwicklungen: Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, Ausgrenzung von Minderheiten sowie das Infragestellen rechtsstaatlicher Strukturen erstarken in einigen Teilen von Politik und Gesellschaft“, so die Organisatoren Alexander Sieler und Andreas Stein. „Jugendliche und junge Erwachsene möchten für Offenheit, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz, Frieden und Miteinander in unserer Gesellschaft eintreten.“ Eingeladen sind aber auch Erwachsene aller Altersgruppen. Die Teilnehmer sollen Plakate und Fahnen mitbringen, auf einer Bühne werden Redner Stellung gegen Rechtsextremismus beziehen.
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Am Sonntag, 28. Januar, folgt die zweite Großveranstaltung, die auch Menschen anspricht, die am Freitagnachmittag beispielsweise wegen ihrer Arbeit nicht teilnehmen können. „Demokratie schützen – Nie wieder ist jetzt“, heißt es bei diesem Aufruf, den das parteiunabhängige Netzwerk „Olpe gegen rechts“ gestartet hat. Um 14 Uhr soll ein Demonstrationszug vom alten Bahnhof durch die Stadt führen, der gegen 15 Uhr auf dem Kurkölner Platz endet, wo die Veranstaltung in einem Treffen mit Waffeln und Getränken im lockeren Rahmen bis gegen 18 Uhr weitergeht. „Wir wollen nicht schweigen, sondern gemeinsam als Mitte der Gesellschaft sichtbar werden“, so Mitinitiatorin Juliane Fuchs, Sprecherin des Bündnisses „Olpe gegen rechts“.
Inzwischen folgte eine Erklärung, die der heimische Landtagsabgeordnete Dr. Gregor Kaiser initiiert hat und die deutlichmachen soll, wie breit der Aufruf zur Teilnahme an den Demos aufgestellt ist: „Wir möchten alle Bürgerinnen und Bürger im Kreis motivieren, sich mit den Veranstaltern und uns für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu engagieren und wünschen uns, dass möglichst viele Menschen teilnehmen“, heißt es dort. Unterzeichnet haben es das Netzwerk „Olpe gegen rechts“, der Bund der deutschen katholischen Jugend, der Kreisjugendring, die katholische Kirche aus Lennestadt, die evangelischen Kirchenkreise Lüdenscheid-Plettenberg und Siegen, die SPD, die CDU, die FDP, die Linke, die Grünen, der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt, die Vereine „Willkommen in Olpe“ und „Es TUT sich WAS“ Lennestadt, der Arbeitskreis Integration der Stadt Lennestadt, der Arbeitgeberverband Olpe, die Industriegewerkschaft Metall im Kreis Olpe, der DGB-Kreisverband und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband.
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Bereits vorher geplant war die Veranstaltung, die am Donnerstag, 25. Januar, in Attendorn angemeldet ist: Von 18 bis 20 Uhr findet eine Kundgebung im Bereich Kölner Straße/ Rathausplatz statt, bei der Vertreter der heimischen Politik Position gegen den Rechtsextremismus beziehen werden.