Gerlingen. Acht neue Ladepunkte versorgen Elektroautos mit bis zu 300 Kilowatt. Lkw-Fahrer können bei Dietrich ihre Lenkpause zum „Tanken“ nutzen
Manchmal hat ein großer Schaden nebenbei auch gute Seiten. So hat der Großbrand bei der Firma Dietrich Mobility nach zwei Jahren nun indirekt dafür gesorgt, dass in Gerlingen unmittelbar am Autobahnkreuz Olpe-Süd der leistungsstärkste Fahrzeugladepunkt weit und breit entstehen konnte.
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Die Lkw-Werkstatt des vielseitig aufgestellten Unternehmens, das neben der Wartung und Reparatur von Fahrzeugen aller Art auch mit Lkw handelt, Autos vermietet und einen Abschleppdienst selbst für die schwersten Fälle betreibt, war in einem Großfeuer binnen weniger Stunden in Schutt und Asche gelegt worden, einschließlich acht neuer Lkw, die auf die Auslieferung zum Kunden warteten. Seitdem wird hier abgerissen und neu gebaut, und das in Rekordzeit. „Da unser Trafo auch kaputt war, musste ein neuer her“, so Firmenchef Uwe Dietrich, und da seine Firma sich in Sachen Elektromobilität ohnehin mit „Vollgas“ auf den Wandel einstellt, lag es für Dietrich nahe, den neuen Trafo so auszulegen, dass entsprechende Ladekapazitäten für Lkw wie Pkw geschaffen werden können.
Gemeinsam mit Ladeinfrastruktur-Anbieter Allego wurden auf dem Dietrich-Gelände vier Schnellladesäulen errichtet, die insgesamt acht Anschlüsse haben. „Es erwies sich als glücklicher Zufall, dass durch den unmittelbar neben unserem Firmengelände verlaufenden Radweg die Stromleitung läuft, die bis Rothemühle auf das ehemalige Brandt-und-Kritzler-Gelände führt“, so Uwe Dietrich, eine Stromleitung, die über enorme Kapaziäten verfügt, die am anderen Ende aber gar nicht mehr abgenommen werden. „Wir haben daher jetzt hier die Möglichkeit, mit viermal 300 Kilowatt zu laden oder alternativ achtmal 150, das heißt, wir können gleichzeitig vier große Elektro-Lkw laden, acht Pkw oder auch jede Mischung dazwischen“, so Dietrich. Diese enorme Stromstärke ermöglicht es Lkw-Fahrern, die gesetzlich vorgeschriebene Ruhepause von 45 Minuten zu nutzen, um den Fahrakku ihres Lastzugs von 8 auf 80 Prozent zu bringen. Zusammen mit den bereits vorhandenen Pkw-Ladesäulen verfügt Dietrich nun über insgesamt 1600 Kilowatt Ladestrom, und dies kann bei Bedarf über weitere Ladesäulen auf das Doppelte angehoben werden.
Für die Firma Dietrich ein weiterer Schritt hin zum Ausbau des Ladenetzes, denn Uwe Dietrich ist davon überzeugt, dass der Trend hin zur Elektromobilität nicht aufzuhalten ist. „Hier kommen ja schon regelmäßig Elektro-Lkw vorbei, und unser Partner Volvo ist in Deutschland auf diesem Gebiet Marktführer.“ Dietrich kann Elektro-Lkw abschleppen und reparieren, und sollte es einmal brennen, dann verfügt die Firma bald über entsprechende Flächen, auf denen die havarierten Fahrzeuge behandelt werden können. Auch schult Uwe Dietrich nicht nur seine Mitarbeiter auf den Umgang verunglückter Elektrofahrzeuge, sondern auch Feuerwehren aus der Region. „Es ist ja etwas vollkommen anderes, ob ein geschulter Mechaniker die Wartung an einem Auto vornimmt oder ob ein Fahrzeug nach einem Unfall repariert werden muss“, so Uwe Dietrich. Daher lege er Wert auf eine viel tiefgreifendere Schulung als die der Hersteller.
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Erst am Montag ist die Verwaltung der Firma wieder zurück nach Gerlingen gezogen, nachdem sie nach dem Brand vorübergehend am Standort Siegen Platz gefunden hatte. „Es wird ja viel geschimpft in Deutschland, aber so, wie die Gemeinde Wenden und der Kreis Olpe uns nach dem Brand unterstützt haben, da habe ich nur Lob zu äußern“, freut sich der Unternehmer. Andere könnten sich sogar ein Beispiel nehmen an deren Vorbild, findet Dietrich.
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Auch Bürgermeister Bernd Clemens freut sich über die Investition: „An dem sehr zentralen Standort im Gewerbegebiet Ohl ist das ein Gewinn für die ganze Gemeinde“, findet er, denn außer Kunden, die zum Schnellladen von der Autobahn kommen, sind die Schnellladesäulen auch attraktiv etwa für Nutzer von Firmenwagen, die sich keine Wallbox zum Laden zu Hause installieren lassen können oder wollen.
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Was Uwe Dietrich jetzt noch fehlt, ist eine kleine Gastronomie. „Ich würde so gern das aufmachen, was in Amerika Diner genannt wird“, erklärt der Siegerländer. „Eine Station, wo Lkw-Fahrer beispielsweise duschen können und sich preiswert versorgen können, während ihr Lkw geladen wird.“ Doch habe er bisher noch keinen geeigneten Betreiber gefunden.