Olpe. Imbiss-Betreiberin Birgit Stölben hat ihre Kunden schweren Herzens über Preiserhöhungen informiert. Eine Alternative gab es nicht.

Obwohl eigentlich jeder Verständnis für Birgit Stölben (61) und ihr Team haben müsste, ist es der Imbiss-Köchin fast ein wenig peinlich, das zu erklären, was völlig nachvollziehbar ist: „Wir haben das mit unseren höheren Preisen ja nicht zum Spaß gemacht. Allein unsere Energiekosten sind im Vergleich zu früher erheblich gestiegen. Um mehr als 20 Prozent.“ Aber auch sonst habe sich seit Corona viel in der Imbiss-Branche verändert: „Der Mittagstisch läuft nicht mehr so wie früher. Ich hatte vor Corona viele, viele Stammkunden, die jeden Mittag kamen. Während Corona sind viele im Home-Office geblieben, haben gelernt, sich selbst was zu kochen oder nehmen seitdem auch mal ein Butterbrot mit.“ Damals habe es täglich einen ,Run‘ von 12 bis 14 Uhr gegeben, doch jetzt habe sich der Betrieb zeitlich in den Nachmittag verlagert.

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Auf der Tafel links oberhalb der Theke steht handgeschrieben, was es heute gibt: Unter anderem Linsensuppe und Putengulasch. Die Kochkünste bei „Tigges“ sind bekannt. Und anerkannt. „Hier steckt unser Herzblut drin. Wenn wir Gulasch machen, ist er handgeschnitten“, sagt die Küchenchefin. Das Geheimnis: Neben dem üblichen Currywurst- und Pommesangebot einer Imbiss-Stube gibt es hier noch Hausmannskost wie bei Muttern. Im kleinen Gastraum mit etwa 30 Sitzplätzen hat ein halbes Dutzend Gäste, vorwiegend Schüler, Platz genommen, die Gerichte mit Pommes bevorzugen.

Auf der Theke ist der Din-A-4-große Hinweis zu lesen, mit dem das Tigges-Team um Verständnis für die nach dem 1. Januar aufgerufenen höheren Preise bittet - auch mit Blick auf die Mehrwertsteuer von 19 statt 7 Prozent: „Wir machen das jetzt ehrlich und gerade heraus. Wir haben die Preise bei einigen unserer Speisen erhöht. Nicht um 12 Prozent, sondern so knapp wie möglich. Wir hoffen, das reicht“, steht dort. Etwa 60 Prozent ihres Absatzes geht zwar außer Haus, aber die höheren Preise, beteuert Birgit Stölben, hätten mit vielen verschiedenen Faktoren zu tun: „Es ist ja alles teurer geworden. Das Schild haben wir aufgestellt, weil einige Kunden, vor allem Stammkunden, schon gemeckert haben.“

Mal 50 Cent, mal 1 Euro

Mal sind es 50 Cent, mal 1 Euro, mal auch 1,50 Euro, die für Pommes, Schaschlik, Currywurst oder das Schnitzel draufzulegen sind. „Das Schnitzel kostete vorher 9,90 Euro, jetzt 10,40 Euro. Die Linsensuppe 5,80 Euro, jetzt 6,20 Euro. Bei Pommes, Bratwurst und Frikadellen sind nur 20 Cent draufgekommen. Wir müssen erstmal sehen, wie sich das in der Kasse auswirkt. Und ob es reicht“, zuckt die 61-Jährige mit den Schultern. Auf Heller und Pfennig kalkuliert habe sie die höheren Preise noch nicht: „Erstmal haben wir es nach Bauchgefühl gemacht.“

Preiserhöhungen wie in einem Restaurant, sagt sie, könne sie ihrer Kundschaft ohnehin nicht verkaufen. Obwohl sie überzeugt ist, qualitativ mithalten zu können, was die Speisen betreffe: „Bei mir zahlt keiner 14 oder 15 Euro für ein Schnitzel mit Pommes.“ Aber im Großhandel müsse sie für das Fleisch dasselbe bezahlen wie der Restaurant-Koch.

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Die erfahrene Gastronomin macht ihren Job seit 20 Jahren. Und obwohl sie mit viel Herzblut dabei sei, hätten die letzten Jahre schon an ihr gezehrt: „Ich habe das immer mit Leidenschaft gemacht, aber dann denke ich mir auch schon mal: Wieso tust Du Dir das noch an? Manchmal vergeht einem die Lust. Weil so viel zusammenkommt. Wenn man einkaufen geht, zahlt man eine hohe Summe und hat kaum noch was im Wagen.“ Und sie fürchtet keine Besserung: „Die hohen Preise im Einkauf werden noch weiter steigen. Wir sind auf unserer Kostenseite am Limit.“

Trotz allem lautet die klare Botschaft an ihre Kunden: „Aufgeben tu‘ ich nicht. Ich bin jetzt 61 und werde kämpfen. Tigges-Imbiss wird nicht zugemacht. Das ist mein Leben, mein Baby, aber es macht eben mehr Sorgen als früher.“ Umsatzmäßig habe sie das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht. Zudem sei es schwierig, Personal zu finden: „Eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter könnte ich noch gebrauchen. Wer Interesse hat, soll sich melden.“ Eine Interessentin habe sich kürzlich beworben, dann aber mitgeteilt, sie würde doch lieber ausschließlich vom Bürgergeld leben.