Finnentrop. Ein 72-jähriger Mann aus Finnentrop wurde Mittwoch vergangener Woche auf offener Straße getötet. Das Motiv des Täters ist bis heute unklar.

Gut eine Woche ist seit dem Tötungsdelikt in der Kirchstraße in Finnentrop vergangen. Kleine Kerzen in Erinnerung an die schreckliche Tat brennen vor der Haustür des 72-jährigen Opfers, das Mitte vergangener Woche auf brutale Art und Weise aus dem Leben gerissen wurde. Während der Tatort, die Tatwaffe und die Todesursache offenbar weitgehend geklärt sind, kursieren zur Frage des Motivs bisher nur Gerüchte. Was hatte der 18-Jährige aus der Gemeinde Wenden in Finnentrop zu suchen? Was brachte ihn so in Rage, dass er auf einen Senior einstach? Kurzum: Zur Frage nach dem Warum gibt es viele Spekulationen und Versionen, die an unsere Redaktion durch vielfältige Recherchen herangetragen wurden, auf die wir bis heute aber keine belastbaren Bestätigungen bekommen haben. Die Motivfrage, die Staatsanwaltschaft und Mordkommission umtreibt, bleibt (auch) für die Öffentlichkeit weiter unbeantwortet.

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Rückblick. Es ist Mittwochmittag, 3. Januar. Der 72-jährige Rentner, den Nachbarn als freundlichen Zeitgenossen beschreiben, geht mit seinem Hund im nahegelegenen Lennepark spazieren. Kurze Zeit später greift ihn ein 18-jähriger Teenager aus der Gemeinde Wenden an und durchsiebt ihn mit Stichen. Der Mann wird nicht weit von seiner Haustür entfernt so schwer verletzt, dass er noch im Rettungswagen verstirbt. Die Obduktion zwei Tage später ergibt, dass ein Stich ins Herz tödlich war. „Das Verletzungsmuster lässt auf ein Messer als Tatwaffe schließen“, erklären die Mordkommission der Hagener Polizei und die Staatsanwaltschaft aus Siegen in einer gemeinsamen Presseerklärung, um anzufügen, dass weitere Auskünfte aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht erteilt würden. Eine Antwort, mit der sich unsere Redaktion häufig abfinden muss.

Tötungsdelikt in Finnentrop: Vor dem Wohnhaus des 72-jährigen Mannes, der vergangene Woche niedergestochen wurde und verstarb, stehen Kerzen. Die Anteilnahme nach der schrechlichen Tat ist groß.
Tötungsdelikt in Finnentrop: Vor dem Wohnhaus des 72-jährigen Mannes, der vergangene Woche niedergestochen wurde und verstarb, stehen Kerzen. Die Anteilnahme nach der schrechlichen Tat ist groß. © Olpe | Flemming Krause

Noch am Tattag, am späteren Mittwochnachmittag, stellt sich der junge Mann aus der Gemeinde Wenden der Polizei und gesteht die Tat. Das tut er auch tags darauf vor der Haftrichterin im Olper Amtsgericht, die auf Antrag des Staatsanwaltes Untersuchungshaft wegen Totschlags anordnet. Über sein Motiv schweigt der mutmaßliche Täter jedoch. Bisher jedenfalls. Deswegen hält sich auch sein Anwalt, Thomas Trapp aus Finnentrop, bislang bedeckt.

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Was ist passiert an diesem Mittwochmittag kurz nach dem Jahreswechsel? Warum ist der polizeibekannte 18-Jährige, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung in seiner Heimatgemeinde lief, das schon bald zur Anklage kommen sollte, derart ausgetickt? Gab es einen Streit zwischen Täter und Opfer? Gab es weitere Beteiligte? Kannten sich der 72-jährige Rentner und der 18-jährige Teenager? Gibt es Zeugen, die etwas gesehen haben? Was wollte der junge Mann in Finnentrop, über eine halbe Stunde Autofahrt entfernt von seinem Heimatort in Wenden? Viele Fragen, keine Antworten. „Die Ermittlungen dauern weiter an“, sagt Staatsanwalt Rainer Hoppmann am Donnerstagnachmittag. Wie lange wird es dauern, bis die Hintergründe aufgeklärt haben?

Nach unseren Informationen sitzt der geständige Täter in einer Jugend-Vollzugsanstalt, vermutlich droht ihm daher auch „nur“ ein Prozess nach Jugendstrafrecht. Gerade erst 18 geworden, gilt er als Heranwachsender. Des Öfteren ist der junge Mann schon mit dem Gesetz in Konflikt getreten. Eine Parallele zum Tötungsdelikt in Finnentrop: Bei einer Körperverletzung samt Unfallflucht mit dem Fahrrad, die sich in Gerlingen ereignete, waren die Opfer ebenfalls ältere Herren jenseits der 70 Jahre.

Fakt ist: Das schreckliche Tötungsdelikt auf offener Straße in Finnentrop hat Spuren bei den Anwohnern hinterlassen. Natürlich bleibt die Tat auch gut eine Woche später Gesprächsthema Nummer eins und sorgt zumindest bei all Jenen, die im Umfeld von Bahnhof und Lennepark wohnen, für ein ungutes Gefühl. Sie wollen wissen, was den jungen Mann sozusagen unmittelbar vor ihrer Haustür dazu getrieben hat, einen 72-jährigen Senior, der eine Familie hinterlässt, aus dem Leben zu reißen.