Olpe. Drei Monate lang hat Familie Schulz in der Eichendorffstraße keine Post erhalten. Jetzt hat die Post Mitarbeiter zur Klärung geschickt.
Eberhard und Klaudia Schulz schütteln nur den Kopf. Die Stimmungslage des Ehepaares bewegt sich zwischen Wut und Resignation: „Seit Mitte Oktober ist unser Briefkasten blitzblank, die Zustellung ist eine Katastrophe“, schimpft der 71-jährige Rentner, der mit seiner 68-jährigen Frau seit vielen Jahren in der Olper Eichendorffstraße wohnt. Und nach Gesprächen mit ihren Nachbarn wissen die beiden: „Das Problem mit der Post haben hier noch mehrere Bewohner.“ Auf die Frage, ob sie sich beim Großkonzern offiziell beschwert hätten, schütteln sie abwinkend den Kopf: „Das hat doch eh keinen Sinn.“
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Dennoch möchten sie ähnlich Betroffene zumindest warnen, was so alles passieren kann, wenn wichtige Briefe vom rätselhaften Post-Embargo betroffen sind: „Denn als Klaudia Schulz in dieser Woche bei ihrem Hausarzt das Gesundheitskärtchen einlesen lassen wollte, schüttelte die Arzthelferin nur den Kopf: „Die ist abgelaufen“, bekam die 68-Jährige zu hören. Die Verwunderung des Ehepaars Schulz war umso größer, da auf der Rückseite des Kärtchens das Ablaufdatum 31. März 2024 zu lesen ist. „Das spielt gar keine Rolle“, klärt Eberhard Schulz auf, „wenn einem die Krankenkasse eine neue Karte zugeschickt hat, wird die alte automatisch gesperrt.“ Und genau das war dem Ehepaar offensichtlich passiert. Wenige Tage nach Klaudia Schulz erhält auch Eberhard die Gewissheit, dass sein AOK-Kärtchen nicht mehr gültig ist. Eigentlich, sagt Klaudia Schulz, habe sie nur ein Rezept abholen wollen. Nur, weil die Familie in ihrer Olper Hausarztpraxis bekannt ist, wird ihr ein Privatrezept ausgestellt.
Der Grund für das plötzliche „Aus“ ihrer AOK-Kärtchen ist beiden völlig klar: „Die Briefe unserer Krankenkasse mit den neuen Kärtchen sind bei uns nie angekommen.“ Eine entsprechende Nachfrage bei der AOK bestätigt den Verdacht: „Die für uns zuständigen Mitarbeiter haben nachgesehen und mitgeteilt, dass uns die neuen Kärtchen schon am 28. November zugeschickt worden seien.“ Nur angekommen sind sie nicht.
Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, marschieren die beiden zur AOK-Geschäftsstelle in der Winterbergstraße. Wo ihnen geholfen wird, zumindest vorübergehend: „Dort hat man uns eine Bescheinigung ausgehändigt, die für vier Wochen unsere Kärtchen ersetzt“, sagt Klaudia Schulz. Ehemann Eberhard fügt hinzu: „Die neuen Kärtchen haben wir beantragt, in 14 Tagen können wir sie abholen.“ Persönlich, versteht sich.
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Ein bisschen mulmig ist es dem Olper Ehepaar aber doch. Denn wer die Kärtchen in die Hände bekomme, zuckt Eberhard Schulz mit den Schultern, könne sich damit ja bei irgendeinem Arzt behandeln lassen, zumindest, wenn er dem Rentner halbwegs ähneln würde: „Wer weiß, über welche Diagnosen ich demnächst informiert werde“, lacht Schulz, der seinen Humor trotz allem nicht eingebüßt hat.
Keine Geburtstagskarte
Dabei hat das Zustellungsproblem nicht nur seine AOK-Kärtchen betroffen, auch ein wichtiger Brief seiner Bausparkasse, beteuert Schulz, habe ihn verfehlt: „Ende November sollte mir ein neuer Vertrag zugeschickt werden, der nie angekommen ist.“ Die Bausparkasse habe ihm den Vertrag dann per Mail zugesandt, so dass das Problem unbürokratisch habe behoben werden können. Aber: „Ich habe ja gar keine Ahnung, welche Nachrichten uns in den vergangenen Monaten verfehlt haben, da können ja auch Steuerbescheide oder andere wichtigen Sachen dabei sein“, schüttelt Schulz den Kopf.
Postausfälle anderer Art dürfte der Senior zwar bedauern, aber eher wegstecken: „Ich hatte am 8. Dezember Geburtstag. Grußkarten habe ich jedenfalls bis heute keine bekommen.“
Das sagt die Pressestelle der Post/DHL
Auf unsere Anfrage wegen der Vorwürfe des Olper Ehepaares erklärte die Pressesprecherin der Post/DHL-Group, Christina Schlaeger-Herrero am Montag Morgen: „Auch wenn wir die Schilderungen, nach denen im Bereich Olpe drei Monate keine Post-Zustellung erfolgt sei, nicht nachvollziehen können: Betroffene Kundinnen und Kunden, die in dieser Phase möglicherweise von Verzögerungen von mehr als einem Tag betroffen waren, bitten wir um Entschuldigung und Verständnis. Beim Blick auf die vorangegangenen Wochen bleibt nach Angaben der Zustellstützpunktleitung festzuhalten, dass die winterlichen Witterungsverhältnisse besonders Anfang Dezember in Kombination mit dem sehr hohen Sendungsaufkommen auch in Olpe – wie kreisweit – verständlicherweise vorübergehend zu Problemen geführt hatten. Ansonsten ist die Situation in Olpe nach Einschätzung der Zustellstützpunktleitung stabil.“
Postmitarbeiter versprechen, alles zu prüfen
Wie Eberhard Schulz am Dienstag mitteilte, seien am Morgen zwei Postmitarbeiter, ein Qualitätsmanager und ein Vertriebsleiter für den Raum Olpe bei ihm erschienen, die alles prüfen wollten.