Olpe. Beliebtes Gotteshaus am Hospital wurde in feierlichem Gottesdienst vor seinemAbbruch profaniert. Die Fenster finden neue Verwendung.
Es war eine stille, würdige Feier, mit der am Dienstagabend zahlreiche Menschen Abschied nahmen: Die Krankenhauskapelle in Olpe wurde profaniert, also von einem geweihten Gotteshaus zu einem ganz normalen weltlichen Gebäude zurückgestuft. Den Rahmen bildete die letzte Messe, die in dem 1961 erbauten Gotteshaus gelesen wurde. Zelebranten waren Krankenhausseelsorger Christoph Lange, quasi Hausherr der Kapelle, und Pfarrer Johannes Hammer, der als Rector ecclesiae die kirchliche Verantwortung auch für die privaten Kirchen und Kapellen im Bereich des Pastoralen Raums innehat. Lange begrüßte die zahlreichen Besucher der Messe, darunter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses, Schwestern der Olper Franziskanerinnen, aber vor allem Gläubige aus dem Innenstadtbereich, für die die Krankenhauskapelle ein gut erreichbarer Gebetsort war. Die von dem Olper Architekten Eckhart Schrüllkamp entworfene Kapelle war stets mehr als „nur“ eine Krankenhauskapelle, sondern ergänzte die große Pfarrkirche St. Martinus. Viele Feiern fanden hier statt, wenn die große Kirche anderweitig belegt war, und die turnusmäßige öffentliche Messe am Dienstag war stets gut besucht, längst nicht nur von Patientinnen und Patienten des Krankenhauses.
Pastor Lange begrüßte die Gottesdienstbesucher und berichtete, just am letzten Tag des Betriebs sei die Hinterleuchtung des großen Altarkreuzes ausgefallen. „Wenn das kein Zeichen ist, dass wir heute Abschied nehmen, dann weiß ich es nicht.“ Er betonte, die Kapelle als Ort der Stille, des Trostes und der spirituellen Kraft mache es für viele schwer, Abschied zu nehmen, „nicht nur von einem Gebäude. Diese Wände haben viele Tränen gesehen und Gebete gehört“. Es sei das Ende eines Kapitels. Aber jeder Abschied bedeute auch immer einen Neubeginn – insbesondere in diesem Fall, in dem die Kapelle ja nicht ersatzlos geschlossen werde, sondern in absehbarer Zeit durch eine neue Krankenhauskapelle ersetzt werde.
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Pfarrer Hammer verzichtete auf eine Predigt, setzte aber eine Ansprache ans Ende der Messe. Anders als es im zuvor von Organist Markus Heider begleiteten Kirchenlied „Ein Haus voll Glorie schauet“ heiße, sei eine Kapelle eben nicht „aus ew‘gem Stein erbauet“. Die Profanierung einer Kirche sei inzwischen schon normal – oder zumindest die Diskussion darüber“. Auch in Olpe werde in Zukunft noch häufig über dieses Thema gesprochen, „aber hier ist es etwas anderes. Es geht ja weiter in einer neuen Kapelle“. Eine solche Kapelle in einem Krankenhaus sei ein gutes Zeichen: Sie zeige, dass es um den Menschen gehe. Im Tagesevangelium werde berichtet, wie Jesus in einer Synagoge einen Kranken heilt. Und die Tatsache, dass beim Neubau der Kapelle beispielsweise die Fenster des Vorgängerbaus eine neue Verwendung finden sollen, sei ein schönes Zeichen dafür, dass ein Neubeginn nicht bedeute, alles Alte auf den Müll zu werfen. „Es wird einen neuen Ort geben, der an das Ziel eines Krankenhauses erinnert – das Heil der Menschen.“
Fenster mit unklarer Herkunft
Die prächtigen Kirchenfenster der Krankenhauskapelle werden nun geborgen und eingelagert, um in der neuen Kapelle wieder eingebaut zu werden. Die genauen Planungen dafür stehen noch nicht fest; in jedem Fall soll die neue Kapelle jedoch kein Solitärbau werden, sondern integriert in den Neubau, der auf dem Grundstück auf der Ecke Martinstraße/Josefstraße entstehen wird. Um die Fenster gibt es einige Rätsel; die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts datiert sie auf das Jahr 1934 und gibt als Künstler den Siegerländer Fritz Kraus an. Die geometrischen Kompositionen, die die Fenster als Lichtbänder verbinden, hat Architekt Eckhart Schrüllkamp (✝ 2019) demzufolge 1973 selbst geschaffen. Doch wären es Fenster aus dem Vorgängerbau, stellt sich die Frage, wie diese den 28. März 1945 überstanden haben, den Tag der Bombardierung von Olpe, wo in der Innenstadt durch Druckwellen und Splitter praktisch alle Fenster zerstört worden sind. Auch der Grundstein der nachweislich 1961 errichteten Kapelle trägt die Jahreszahl 1934, sodass auch er aus einem Vorgängerbau stammen dürfte. Im Zuge des Abbruchs wird dieser Grundstein geborgen und gesichert; vermutlich gibt eine darin verborgene Urkunde Aufschluss über die Hintergründe.
Danach hieß es: „Der Letzte macht das Licht aus“, und, so Hammer: „Das werden wir jetzt tun.“ Gemeinsam mit Pastor Lange löschte er die Kerzen, Hammer trug das Allerheiligste in einen sicheren Schrank, und zum Abschluss trug Pastor Lange das Ewige Licht aus der Kapelle, die damit keine mehr war.
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Der wöchentliche Gottesdienst wird bis zur Fertigstellung des Neubaus in das Seniorenheim Gerberweg verlegt. Übergangsweise entsteht in ehemaligen Räumen des Augen-Operationssaals im Erdgeschoss des Krankenhauses ein „Raum der Stille“.