Kreis Olpe. Gastronomen im Kreis Olpe reagieren auf Mehrwertsteuer-Erhöhung mit teils deutlicher Preissteigerung. Sie sehen dazu keine Alternative.

Restaurantbesucher müssen ab dem 1. Januar für Schnitzel, Pommes, Nudeln und Co. tiefer in die Tasche greifen. Denn ab dem neuen Jahr gilt in der Gastronomie wieder der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Um die Wirte und Kneipiers während der Corona-Pandemie zu entlasten, hatte die Bundesregierung einen reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent durchgesetzt und diese Regelung aufgrund der Energiekrise bis Ende dieses Jahres verlängert. Doch mit dem Auslaufen dieser Sonderreglung wird das Essen für den Gast wieder teurer.

Entscheidung ist alternativlos

„Wir haben gar keine Alternative dazu, die 12 Prozent auf das Essen draufzuschlagen“, betont Kerstin Mosch, Betreiberin des Gasthofes Steinhoff in Schönholthausen. Das Schnitzel mit Soße und Beilagen wird ab Januar also nicht mehr 15,50 Euro kosten, sondern knapp zwei Euro mehr. Über die Preiserhöhung würden die wenigsten Kunden überrascht sein, glaubt Mosch, die Diskussion über die Rückkehr zur 19-Prozent-Mehrwertsteuer habe medial für Aufsehen gesorgt. Allerdings befürchtet die Betreiberin, dass in Zukunft weniger Gäste zum Essen in ihren Gasthof kommen. Erschwerend komme für Gastronomen hinzu, dass sich die Zulieferkosten erhöht hätten, etwa aufgrund erhöhter Personal-, Sprit- oder Mautkosten. „Und dann sind die Lebensmittel im Einkauf auch für uns teurer geworden“, erklärt Steinhoff. Diese Mehrkosten müsste sie normalerweise auch noch an den Gast weitergeben.

Kerstin Mosch, Betreiberin vom Gasthof Steinhoff in Schönholthausen, muss sich auf die vielen Neuerungen einstellen. Das trifft auch die Kunden.
Kerstin Mosch, Betreiberin vom Gasthof Steinhoff in Schönholthausen, muss sich auf die vielen Neuerungen einstellen. Das trifft auch die Kunden. © Privat | Privat

Die Enttäuschung über die Entscheidung aus Berlin ist groß. Auch Andreas Voss, Inhaber des Landhotels Voss in Saalhausen, kann den Zeitpunkt des Beschlusses nicht nachvollziehen: „Ich bin enttäuscht, weil alles so kurzfristig war. Es hieß immer zu 99 Prozent, dass es bei der geringeren Mehrwertsteuer bleibt.“ Sein Landhotel sei aufgrund des Frühstücksangebots und der am Nachmittag dauerhaft offenen Küche sehr „restaurantlastig“, das habe im neuen Jahr auch preisliche Folgen für die Gäste. „Wir müssen nachjustieren. Es hilft nichts. Zusätzlich trifft uns auch die Maut und die CO₂-Steuer. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist ein guter Schluck aus der Pulle.“ Ab Januar gibt es daher deutliche Erhöhungen. Bei Hotelgästen wird die Hälfte der zusätzlich entstandenen Kosten draufgepackt, Restaurantgäste zahlen eins zu eins drauf. Konkret bedeutet das eine zehnprozentige Preiserhöhung für alle Restaurant-Schlemmer.

Größerer Fokus auf gute Qualität

Der Landhotel-Besitzer gibt sogar ein reales Beispiel mit an die Hand: Die beliebte Saalhauser Forelle, die bisher 19,90 Euro kostete, wird in der Kalkulation genau 2 Euro teurer. Andreas Voss bedauert den Entschluss, sieht aber keine Alternative: „Wir haben keinen Spielraum, das anders umzusetzen“, betont er. Angst vor leeren Plätzen und wenig Besuch hat er keine: „Die Menschen gewöhnen sich an höhere Preise. Es wird jetzt differenzierter. Ich glaube, es wird noch mehr auf gute Qualität achten“, ist er überzeugt davon, dass viele das Erlebnis Restaurant nicht missen wollen. Für Voss sind die politischen Entscheidungen eine Kampfansage, die er dazu nutzt, um selber in die Offensive zu gehen. So werden im kommenden Jahr die Öffnungszeiten deutlich erweitert und auch das Personal vergrößert. Voss dazu: „Wir gehen hier mutig nach vorne.“

Kein Verständnis für die kurzfristige Umentscheidung: Andreas Voss, Inhaber des Landhotels Voss in Saalhausen, versucht, die Mehrwertsteuer-Erhöhung nicht komplett umzulegen.
Kein Verständnis für die kurzfristige Umentscheidung: Andreas Voss, Inhaber des Landhotels Voss in Saalhausen, versucht, die Mehrwertsteuer-Erhöhung nicht komplett umzulegen. © WP | Volker Eberts

Ähnlich sieht das auch Daniel Seubig, Betreiber des Gasthofs „Zum Hobel“ in Frenkhausen. „Ich finde die Erhöhung grundsätzlich nicht verkehrt, aber der jetzige Zeitpunkt ist völlig unpassend. Gerade jetzt während der Inflation – die Leute müssen alle sparen“, findet er deutliche Worte. Auch im Gasthof sei der Spielraum im Budget für die Mitarbeiter sehr gering. Durch den Bauern-Streik gebe es viele zusätzliche Fragezeichen, bei denen nicht klar sei, wie sich die Situation weiterentwickle. Seubig empfindet die ständigen erzwungenen Anpassungen als lästig. Viele seiner Kollegen wollten das in dieser Form nicht mehr mitmachen. Seubig dazu: „Es ist einfach anstrengend, ständig belangt zu werden. Viele kleine Sachen wurden geschluckt“, glaubt er, dass nach der Mehrwertsteuer-Erhöhung bis zu 20 Prozent der örtlichen Lokale schließen werden – auch aus Trotz.

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Höhere Vielfalt ein Rettungsanker?

Die Hoffnung auf Besserung will Seubig jedenfalls nicht aufgeben. Der junge Inhaber setzt auf mehr Produktvielfalt und gute Qualität, um die eigene Kundschaft trotz höherer Preise zufriedenzustellen. „Ich setze auf Vielfältigkeit. Jeder Gast kann selber entscheiden, ob er ein Schnitzel oder Rumpsteak isst“, hält er fest. Immerhin seien die Preise im Kreis Olpe im Vergleich zu den Ballungszentren noch deutlich preiswerter. Bei den aktuellen politischen Entwicklungen sieht Seubig trotz Optimismus keine schnelle Kehrtwende kommen: „Die Politik ist fehlgesteuert und nicht wirtschaftsorientiert. Ich sehe da kein Licht am Ende des Tunnels.“

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