Kreis Olpe. Alle sieben Städte und Gemeinden im Kreis Olpe reden jetzt Klartext in Sachen Hacker-Angriff: Notbetrieb muss erstmal weiterlaufen.

Seit dem Cyberangriff auf das kommunale Rechenzentrum Südwestfalen-IT, der auch die Rathäuser und das Kreishaus in Olpe technisch lahmgelegt hat, sind inzwischen sechs Wochen vergangen. Die sieben Bürgermeister und Landrat Melcher informieren die Bürger und Mitarbeiter jetzt darüber, dass der derzeitige Notbetrieb in den Verwaltungen noch länger andauern werde und bitten um Geduld.

Wörtlich heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung unter anderem: „Die Südwestfalen-IT wurde Ende Oktober Opfer des Cyberangriffs einer professionellen Hackergruppe. Es handelt sich um einen der größten Angriffe auf die öffentliche Verwaltung, die es in Deutschland bisher gab. Mehrere hundert Server und tausende Clients aus 72 betroffenen Städten und Kreisen müssen neu aufgebaut und installiert werden. Seitdem arbeiten auch die sieben Rathäuser in Attendorn, Drolshagen, Finnentrop, Kirchhundem, Lennestadt, Olpe und Wenden sowie das Kreishaus in Olpe im Notbetrieb. Bis die betroffenen Verwaltungen wieder regulär arbeiten können, wird es länger dauern als erwartet.“

Telefone funktionieren wieder

Immerhin, so die Kommunen, funktionierten mittlerweile die Telefonanlagen in den Rathäusern und im Kreishaus wieder. Zudem kommunizierten die Stadt- und Gemeindeverwaltungen über Not-E-Mail-Adressen, Ersatzhomepages und Social Media mit den Bürgern. Fazit: „Das wird auch noch eine ganze Zeit lang so weiterlaufen müssen.“

Die Bürgermeister und Landrat Theo Melcher bedanken sich für die bisher aufgebrachte Geduld der Bürger, aber auch für die hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter in den Rathäusern und im Kreishaus: „Die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Olpe und die Beschäftigten in den Verwaltungen sind mit dem Cyberangriff vom 29. Oktober gemeinsam unverschuldet in diese unangenehme Situation gekommen. Fast alles läuft seitdem anders.“ Die Bürger könnten jedoch sicher sein, dass man in den Rathäusern alles daran setze, „zu pragmatischen Lösungen zu kommen, wo es uns rechtlich möglich ist. Wir lassen die Bürgerinnen und Bürger und unsere Beschäftigten nicht allein. (...)“

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Die Vorgeschichte: Nach einer vor einigen Wochen veröffentlichten Pressemitteilung der Südwestfalen-IT, so blicken die Kommunen im Kreis zurück, sei in der Bevölkerung der Eindruck entstanden, die Probleme seien zeitnah beherrschbar. Jetzt jedoch kündigt Südwestfalen-IT an, dass die Bürger im Kreis Olpe und die Mitarbeiter in den Verwaltungen „aufgrund deutlich erhöhter Sicherheitsanforderungen und komplexen, ineinandergreifenden IT-Systemen“ doch länger mit den eingeschränkten Dienstleistungen und längeren Wartezeiten rechnen müssten. Südwestfalen-IT versichert, nicht seriös einschätzen zu können, wann die ersten Fachanwendungen wieder zuverlässig funktionierten. Zeitpläne für jede einzelne Kommune seien daher erst schrittweise zu erwarten. Die Ursache dafür liege ausdrücklich nicht bei den Kommunen. Die könnten ihre gesamten Dienstleistungen erst dann wieder anbieten, wenn die Südwestfalen-IT die Voraussetzungen dafür schaffe.

Meldewesen, Standesamt und Finanzwesen stehen ganz vorne

Die für die Bürger wichtige Frage, wie es wann weitergehe, beantwortet die Presseerklärung wie folgt: „Derzeit wird versucht, die wichtigsten Fachverfahren wie das Meldewesen, den Standesamtsbereich und das Finanzwesen wieder an den Start zu bekommen. Diese Fachverfahren bilden die Grundlage für eine ganze Reihe öffentlicher Dienstleistungen, darunter u. a. das Ausstellen von Ausweisen, Pässen und Führerscheinen, die Anmeldung von Geburten, Todesfällen und Hochzeiten, die Auszahlung von aktuell berechneten Sozialhilfeleistungen und Wohngeld, die KFZ-Zulassung sowie Dienste der Ausländerbehörden. Wann diese Verfahren wieder laufen und die Stadt- und Kreisverwaltungen diese Dienstleistungen wieder anbieten können, kann derzeit jedoch niemand seriös einschätzen.“

Hilfe der Nachbarkreise

Mit Unterstützung von Kommunen, die vom Cyberangriff nicht betroffen seien, könnten zumindest dringende Passangelegenheiten oder die Kfz-Zulassung erledigt werden. Insbesondere die Kommunen des Oberbergischen Kreises leisteten hier tatkräftige „Nachbarschaftshilfe“. Die sieben Bürgermeister aus dem Kreis Olpe und Landrat Melcher heben gleichlautend hervor: „Es wäre falsch, jetzt unrealistische Versprechungen zu machen. Wir können weiterhin nur auf Sicht fahren.“ Die Bürger könnten sich im Einzelfall in den Rathäusern und im Kreishaus melden: „Wir bemühen uns, gemeinsam nach individuellen Lösungen zu suchen.“