Drolshagen. Das städtebauliche Entwicklungskonzept enthält viele tolle Ideen. Die Hälfte der Kosten erhofft sich die Stadt vom Land. Realistisch?

Die Stadt Drolshagen will schöner, lebenwerter, attraktiver werden –und zwar mit dem sogenannten „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept“ – kurz ISEK. Dass die Drolshagener Stadtpolitiker im Rat in dieser Woche mehrheitlich grünes Licht für das fast 120 Seiten starke Konzept der „Planungsgruppe Stadtbüro“ aus Dortmund geben würden, war eigentlich eher Formsache. In der Ratssitzung am Donnerstag Abend wurde das Konzept bei drei Gegenstimmen der UCW mit großer Mehrheit durchgewunken.

Bislang geht es nur um Papier, auf dem gedruckt steht, wie die Ziele erreicht werden können. Unter anderem im „Maßnahmen-, Kosten-, Finanzierungs- und Zeitplan“. Dort, auf den Seiten 104 und 105 des Konzepts, wird es ernst: Im Detail wird aufgelistet, welche Projekte bis 2031 angepackt werden sollen. Und was sie kosten. Alles in allem steht unterm Strich die Summe von rund 8,5 Millionen Euro. Abzüglich angestrebter Fördermitteln bleiben immer noch über 4 Millionen Euro übrig, die die Stadt aus ihrem klammen Geldbeutel tragen müsste. Die Fragestellung, wo das Geld herkommen soll, war keine für das Dortmunder Büro, diese Frage müssen die Ratspolitiker, der Bürgermeister und sein Kämmerer beantworten. Klar wird jedem, der sich durch die fast 120 Seiten des Konzepts kämpft, dass sich das ISEK ausschließlich um die Kernstadt dreht. Die zahlreichen Drolshagener Dörfer bleiben außen vor.

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Das Dortmunder Büro hat drei Schwerpunkt-Ziele formuliert: den Stadtkern, den Stadtpark und die Verbindungen – besser gesagt: die „kurzen Wege“. Vor das Ziel, die Stadt zu verändern, haben die Dortmunder sich die Aufgabe gestellt, den Ist-Zustand zu bewerten. Ihre Erkenntnis: „Der historische Kernbereich rund um den Marktplatz, die St.-Clemens-Kirche sowie das Alte Kloster weisen eine hohe städtebauliche Qualität auf.“ Der Stadtkern sei Ort der Begegnung, der Kultur und nah-touristisches Ziel – und letztlich die Visitenkarte der Stadt. Deshalb besitze dieser Bereich Priorität.

Mehrere Großprojekte, die die Dortmunder Planer priorisieren, würden hohe sechsstellige oder Millionen-Summen verschlingen: darunter die Neugestaltung des Platzes „Alte Schule“ hinter dem Alten Kloster, die mit rund 680.000 Euro zu Buche schlägt, und die Verschönerung des Marktplatzes, das Herz der Stadt, mit 375.000 Euro. Auf dem derzeitigen Parkplatz „Alte Schule“ soll ein Neubau u. a. mit Wohnungen entstehen, der mithilfe eines vorgeschalteten Architektenwettbewerbes umgesetzt werden soll, der klimagerechtes Bauen bevorzugt. Heißt: klimaschonende Baustoffe, energieeffizientes Bauen, Dach- und Fassadenbegrünung, Photovoltaik, Solarenergie. Eine Beteiligung der Genossenschaft „Land.Leben.Drolshagen“ sei denkbar.

Ein weiteres Großprojekt ist die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Hagener Straße (B 55). Für 1,6 Millionen Euro soll die Bundesstraße zielgerichtet umgestaltet werden, „um die Nutzbarkeit für Fußgänger und Radfahrer sowie die Aufenthaltsqualität zu erhöhen“. Klar ist: Den Autofahrern soll signalisiert werden, vom Gaspedal zu gehen. Schwerlastverkehr müsse, falls irgendwie möglich, umgeleitet werden.

1,3 Millionen Euro für den Stadtpark

Mit rund 1,3 Millionen Euro könne der Stadtpark verschönert werden: Vorgeschlagen werden neues Mobiliar, Spiel- und Bewegungsangebote, ökologische Aufwertung des Wormicke-Ufers, schönere und bessere Wege, Bau einer Toilettenanlage und eine neue Fußgängerbrücke.

Insgesamt umfasst der Maßnahmenplan 38 Stichpunkte. Unter dem Punkt „Liegenschaften“ sind darin auch das Stadtbad, die Sekundarschule, das Feuerwehrhaus und die Grundschule aufgeführt. Kostenschätzungen stehen für diese Projekte im Konzept nicht. Klar ist, dass dafür viele Euro-Millionen nötig sein dürften.

Winfried Behme (UCW) hatte vorgeschlagen, über das Konzept erst zu beschließen, wenn der Haushalt vorliege. Die Ratsmehrheit und Bürgermeister Uli Berghof jedoch setzten ihre Meinung durch: Das Ja zum Konzept sei noch kein Ja zu einer konkreten Maßnahme, die dann Geld koste. Solche Bau- und Gestaltungsprojekte würden einzeln und im Detail dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt. Das Grüne Licht zum Konzept benötige man aber jetzt, um überhaupt Förderanträge an die Bezirksregierung stellen zu können.