Kirchhundem/Olpe. Der Kirchhundemer Michael Schäfer hält viele Anekdoten über Top-Sportler und Trainer bereit. Was er über den richtigen Führungsstil denkt.

Erfolg haben - wer will das nicht? Als Mensch, als Geschäftsmann, als Sportler. Aber wie? Dieser Frage sind die Autoren Michael Schäfer (Kirchhundem/Olpe) und Manfred Batz (Paderborn) in ihrem Buch „Jeder Tag ein Finale“ nachgegangen. Der Untertitel „Mach Dein Ding und genieße dein Leben wie ein Champion“ führt mitten hinein ins erste Kapitel und zu Udo Lindenberg, der mit seinem Songtitel „Mach Dein Ding“ seine Lebens-Philosophie auf den Punkt gebracht habe. Das Prinzip, von den Großen und Erfolgreichen lernen zu können, zieht sich wie ein Roter Faden durch die 238 Seiten, in denen Schäfer und Batz ihre Lebenserfahrungen und geschäftlichen Erkenntnisse verquicken und untermauern mit Anekdoten von erfolgreichen Sportlern, Trainern, Wirtschafts-Managern, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden. Die Autoren machen sich den Promi-Faktor zu Nutze, um ihre Botschaften rüberzubringen. Manfred Schäfer ist beruflich Vertriebsleiter beim Kirchhundemer Elektrotechnik-Unternehmen Mennekes und weiß, wie wichtig die richtige Verkaufsstrategie ist: Ein noch so gutes Produkt ist nutzlos, wenn man es nicht verkaufen kann.

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Um es vorwegzunehmen: Das Rezept geht auf, macht das Buch in weiten Teilen lesenswert. Nur zeitweise wird der konservative Leser mit Anglizismen oder vermeintlichen Managerphrasen überfordert. Auf das Kapitel der Ernährungsberatung hätten die Autoren vielleicht auch verzichten können.

Ansonsten ist das Konzept stimmig, die Schreibe unkompliziert und verständlich. Vieles haben viele zwar irgendwo schon mal gehört, Schäfer und Batz bringen es aber in einen Zusammenhang und auf den Punkt. Wesentliche Aussage des ehemaligen Tennisspielers Schäfer, der eigentlich mal den Kindheitstraum hatte, Profi zu werden: Erfolg im Sport und in der Wirtschaft fußen auf den gleichen Säulen. Siegermentalität hat der, der Zuversicht, Überzeugung und Selbstvertrauen vereint. Und Durchhaltevermögen. Das darauf beruht, an sich selbst zu glauben. Wie Udo Lindenberg, der zwar als phlegmatischer Nuschler wahrgenommen werde, aber in erster Linie von Disziplin und Durchhaltevermögen profitiere. Nicht zuletzt seine früheren Mitbewohner Marius Müller-Westernhagen und Otto Waalkes hätten erkannt: „Udo glaubte an sich, egal, was passierte, egal, wer was sagt.“ Den unerschütterlichen Glauben an sich selbst stellen die Autoren als wesentliche Säule persönlichen Erfolgs heraus. Auch große Genies der Geschichte oder erfolgreiche Industriemagnaten - Einstein, Beethoven, Walt Disney oder Henry Ford - seien mehrfach gestolpert und gefallen. Aber stärker als vorher aufgestanden. Schäfer: „Ich habe durch meinen Beruf viele bekannte Persönlichkeiten kennengelernt, deren Lebensweg mich interessiert und inspiriert hat.“

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Schäfer und Batz widmen sich immer wieder den Erfolgreichen, stellen deren Prinzipien und Rezepte heraus: Das gilt für Fußballtrainer Carlo Ancelotti ebenso wie für Steve Jobs oder den Kapitän eines Atom-U-Bootes der US-Marine, der damit Erfolg gehabt habe, auf Befehle zu verzichten und seine Crew in Entscheidungswege eingebunden habe. Der erfolgreiche Führungsstil der Zukunft - eine ganz wesentliche Botschaft der Autoren: Keinen blinden Gehorsam erzwingen, sondern auf Mitbestimmung setzen. Schäfer und Batz sprechen von transformationaler Führung. Die weniger geprägt ist von Disziplin und Leistungskontrolle als von der inneren Motivation der Mitarbeiter - oder der von Fußballspielern. Die im Idealfall ihre eigenen Ideen in den Erfolgprozess einbringen sollten. Das schaffe Begeisterung. Zitat: „Eine Führungskraft motiviert durch Kompetenz und emotionale Intelligenz, nicht durch ihren Rang.“ Keine Frage: Das Buch ist ein Aufruf zu weniger Hierarchie, zu weniger Druck und Angst im Zusammenwirken von Chefs und Mitarbeitern.

Begeisternder Missionar und kein langweiliger Pfarrer sein

Dabei sei es unbedingt erforderlich, dass sich Führungspersönlichkeiten auch und gerade an wichtige Rezepte für die Ansprache hielten: Zum Beispiel niemanden mit Details überfrachten. Beispiel Ancelotti: Vor dem entscheidenden Spiel von Real Madrid im Champions League-Finale gegen die eigentlich überlegene Mannschaft von Pep Guardiola habe er auf komplizierte taktische Anordnungen verzichtet und seinen Spielern lediglich mit auf den Weg gegeben: „Spielt den Ball zu Benzema!“ Führungspersönlichkeiten dürften niemals langweilig sein: „Sei ein begeisternder Missionar und kein langweiliger Pfarrer.“

Wer keine Vorstellung vom Sieg hat, gewinnt auch nicht. Mentale Stärke sei diese Vorstellung, gepaart mit Willenskraft und dem Glauben an den Sieg. Christiano Ronaldo habe diese Vorstellung vom Sieg. Und habe sie nach Erzählungen seiner Mitspieler im Europameisterschaftsfinale gegen Frankreich 2016 diesen in der Halbzeitpause mitgegeben, sie auf seine Mannschaftskameraden übertragen. Das Ergebnis: 1:0 für Portugal, obwohl Ronaldo habe verletzt ausscheiden müssen.

Begeisterung und Führung faszinieren die Autoren. Ihre Credo: Angst und Druck demotivieren - immer. Spieler wie Mitarbeiter müssen begeistert werden. Kommandieren und kontrollieren sind out, Lust auf Leistung animiert, nicht Druck, Angst und engmaschige Kontrolle. Die Autoren singen das Hohelied der „Führung auf Augenhöhe und im Dialog“.

Leuchtendes Beispiel eines führenden Begeisterers: Fußballtrainer Jürgen Klopp, den der Erfolg nicht grundlos stets verfolge. Klopp, so die Autoren, verpflanze seine „körpereigene Droge“, die Freude an der Sache, „in die Gehirne der Spieler“.

Mit knallrotem Bobbycar bei EU-Kommissar

Wer über Führung und Verkaufs-Intelligenz spricht, kommt als Vertriebsleiter von Mennekes Elektrotechnik am früheren Firmenchef Walter Mennekes nicht vorbei. Michael Schäfer in seinem Buch: „Walter Mennekes ist Unternehmer und Vollblutverkäufer.“ Dazu die passende, ganz typische Mennekes-Anekdote: Im Kampf um einen einheitlichen europäischen Stecker im Jahr 2011 habe Mennekes gegen französisch/italienische Konkurrenz bei Energie-Kommissar Günther Oettinger in Brüssel gesessen und auf ungewöhnliche Art für sein Steckersystem geworben. Während die Franzosen Berge von Ordnern und Dokumenten im Gepäck gehabt hätten, sei Mennekes mit einem extra umgebauten knallroten Bobby Car mit Steckdose erschienen und einer mobilen Ladesäule, die auf einer Sackkarre transportiert worden sei. Schäfer: „Mit einer guten Technik des Steckers und viel Geschick wurde so die Kommission um Oettinger vom Typ 2-Stecker aus Kirchhundem überzeugt. Dieser wurde dann ab 2013 zur Norm für Europa erklärt.“