Attendorn. Moderatorin Steffi Neu hat ihr neues Buch „Meine Mutmacher“ in Attendorn vorgestellt. Eine Geschichte hat einen Bezug zu Attendorn.

Das Leben kann hart sein. Gehört hat diese Phrase wohl jeder schon mal. Doch was das wirklich bedeutet, weiß man erst, wenn man es erlebt. Wenn das Schicksal zuschlägt. Wenn ein geliebter Mensch stirbt. Wenn Krankheit den Alltag bestimmt. Wenn sich menschliche Abgründe offenbaren. Rau und schonungslos. Und manchmal wird man mit dieser Härte geboren. Wenn Schmerz die frühkindliche Unbeschwertheit trübt. Es gibt viele Arten von Trauma. Doch eins haben sie gemeinsam: Sie brauchen Zeit, um zu heilen. Wer nach so einer Erfahrung über sich hinaus wächst, ist stärker als zuvor – und ist ein Anker für andere Menschen. Steffi Neu spricht von Mutmachern. Die bekannte WDR-2-Moderatorin steht am Dienstag auf der Bühne in der Aula des Rivius-Gymnasiums in Attendorn. Ihr neues Buch liegt neben ihr auf dem Stehtisch. Doch wer jetzt eine schwermütige Lesung erwartet, der kennt Steffi Neu nicht. „Es ist kein trauriges Buch“, betont sie, während das Publikum lauscht. „Es heißt Mutmacher, weil die Sonne aufgeht.“

Es ist kein trauriges Buch. Es heißt Mutmacher, weil die Sonne aufgeht.
Steffi Neu, Moderatorin und Autorin

Eine ihrer Geschichten, die sie am Dienstag vorstellt, spielt mit einem Bein in Attendorn. Es geht um Liebe, Schwindel, Verrat und Freundschaft. Konkret geht es um Heike. Heike hat Steffi Neu eine Geschichte erzählt, die sich vor fünf Jahren zugetragen hat. Alles beginnt damit, dass die 58-Jährige einen Mann kennenlernt. Ein toller Mann – zumindest erweckt er den Anschein. Doch Mike wird sich später als Heiratsschwindler herausstellen. „Eigentlich heißt er anders“, erklärt Steffi Neu. „Aber es gibt ja Persönlichkeitsrechte, die auch dann gelten, wenn man ein Arschloch ist.“ Mike erzählt der noch ahnungslosen Heike, dass er todkrank sei. Heike nimmt den Mann daraufhin zu Hause auf. Und nicht nur das: Sie kündigt ihren Job, um sich von ihrem Ersparten ein schönes Leben mit ihrer neuen Liebe zu machen. „Wer von euch hat aus Liebe noch nie eine Dummheit gemacht?“, fragt Steffi Neu ins Publikum. „Später weiß man immer alles besser.“

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Die Buch-Vorstellung mit Steffi Neu war eine Veranstaltung im Rahmen der WP-Partner-Kooperation mit der Buchhandlung Frey in Attendorn. Die Westfalenpost im Kreis Olpe präsentiert zusammen mit der Buchhandlung Frey regelmäßig verschiedene Veranstaltungen.

Die Geschichte geht noch weiter. Mike erzählt Heike von einer Lebensversicherung. Von dem Geld wolle er ihr eine Wohnung kaufen. Wer sagt da schon nein? Doch plötzlich mehren sich die Ungereimtheiten. Ständig klappt etwas nicht. Sei es der Termin mit dem Notar oder der Schlüssel ist weg. Heike kündigt ihre Wohnung. Schließlich ist ja der große Umzug geplant. Um die Zeit zu überbrücken, ziehen sie in die Wohnung der Tochter. Doch aus Tagen werden Wochen. Und dann kommt der große Moment der Erkenntnis: Heike beobachtet Mike, wie er auf dem Balkon mit zwei Handys hantiert. Und eine Nachricht, die er auf dem Bildschirm tippt – nämlich die des „Anwaltes“ – landet auf dem Handy von Heike. Die ganze Zeit über hatte er alles nur inszeniert. Alles war gelogen. Heike stellt sich ahnungslos. Doch zu dem Zeitpunkt ist ihr klar: Spätestens bei der Schlüsselübergabe der vermeintlichen Eigentumswohnung wird sie Mike zum letzten Mal sehen. Und so ist es dann auch. Mike verschwindet für eine Zigarettenpause –und taucht nicht mehr auf. Die Wohnung gab es natürlich nicht. Genauso wenig wie die Liebe dieses Mannes.

Steffi Neu signiert ihre Bücher nach der Vorstellung in Attendorn.
Steffi Neu signiert ihre Bücher nach der Vorstellung in Attendorn. © WP | Verena Hallermann

Natürlich ist Heike zur Polizei gegangen. Doch diese Art von Heiratsschwindel ist in keiner Weise strafrechtlich relevant, führt Steffi Neu am Dienstag vor ihrem lauschenden Publikum aus. Heike hatte nichts mehr. Keinen Job, keine Wohnung. Letztlich waren es Freunde, die ihr da herausgeholfen haben. Und Mike? Mike hatte dann doch noch den Weg ins Gefängnis gefunden. Und zwar in die JVA Attendorn. Zwar nicht wegen Heiratsschwindels, aber immerhin. „Sie hat ihn nie wiedergesehen“, erzählt Steffi Neu. „Aber er hat seine Facebook-Seite noch, sogar noch mit Bildern von ihr.“ Diese Geschichte allein macht Heike noch nicht zur Mutmacherin – die Stärke, mit der sie dieses Erlebnis gemeistert hat, aber schon. „Sie ist jetzt den Jakobsweg gegangen“, so Steffi Neu. „Und sie ist nicht gram. In keinster Weise.“

Weitere spannende Themen

Viele ähnliche Geschichten haben es in ihr Buch geschafft. Geschichten, für die sie an zahlreichen Küchentischen Gespräche geführt hat. Geschichten, die anderen Menschen Mut machen. Doch wie wird man eigentlich zum Mutmacher? Was ist das Geheimrezept für die Seele? „Hoffnung spielt eine Rolle“, sagt Steffi Neu am Ende ihrer humorvollen Vorstellung. „Garniert mit Optimismus.“ Ein starkes soziales Umfeld gehört sicherlich dazu, die Familie, aber auch die Freunde. Und dann das Finden von Glück. Selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind, die guttun. „Das ist eine schöne Aufgabe für die Adventszeit“, sagt Steffi Neu. „Jeden Tag mal einen Moment festhalten, der einfach guttut. Daraus schöpft man Hoffnung und Kraft.“ Und dann darf natürlich der Humor nicht fehlen – die Essenz für die gewisse Leichtigkeit. Und wer jeden Tag lacht, so Steffi Neu, der verscheucht den Teufel.

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