Grevenbrück. Wie geht es weiter mit der Biogasanlage in Grevenbrück? Der geplante Umbau tritt auf der Stelle. Aber es gibt eine Perspektive.
Die Pläne klingen gut und nachhaltig, gerade in dieser Zeit. Die Biogas Lennestadt GmbH will ihre bestehende Biogasanlage auf der Linde bei Grevenbrück von Strom- auf Biomethanproduktion umstellen. Gerade in Zeiten der Energiewende klingen diese Pläne zukunftsträchtig. Aber noch steckt das Projekt in den Startblöcken und ungewiss ist, wann der Startschuss endlich erfolgen wird. Mitte Oktober ist ein Investor für den Umbau und die Weiterentwicklung der Biogas- in eine Biomethananlage abgesprungen.
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Geschäftsführerin Lisa Sternberg bestätigte das gegenüber unserer Zeitung. Die Information, dass das Unternehmen „zahlungsunfähig“ sei, dementiert sie dagegen. Der Betrieb laufe weiter und man sei nach wie vor in Investorengesprächen für das Biomethanprojekt. Der zeitgemäße und nachhaltige Bau einer Biomethanaufbereitung würde laut Lisa Sternberg je nach Ausstattung mindestens 10 Millionen Euro kosten.
Seit dem Bau der Anlage vor zehn Jahren wird in der Anlage Strom und Wärme aus Biogas produziert, erzeugt aus den nachwachsenden Rohstoffen Mais und Gras sowie Mist und Gülle. Künftig soll Biomethan auf Basis von Gülle und Mist produziert werden. Biomethan besitzt die gleichen Eigenschaften wie der Energieträger Erdgas. Vorhandene Erdgasleitungen und -speicher könnten sofort und ohne große, zusätzliche Kosten auch für Biomethan genutzt werden können.
Infobox Biogasanlage
Schon bei der Planung der Anlage auf der Linde in Grevenbrück wurde der Aufbau eines „Nahwärmenetzes“ für die Versorgung von bis zu 200 Gebäuden einschließlich des Schulzentrums mit Wärme berücksichtigt. Allerdings wurden die Pläne damals nicht konsequent weiterverfolgt, weil es keine Reaslisierungsperspektive gab.
Das ist keineswegs Zukunftsmusik. Beispiel Mobilität: Bereits 20 Prozent des getankten Erdgases in Deutschland sind mittlerweile „grün“. An mehr als 120 Tankstellen ist heute schon reines Biomethan als Autokraftstoff erhältlich, an jeder dritten der rund 900 Erdgastanksäulen in Deutschland wird Biomethan beigemischt. Weitere Potenziale liegen beispielsweise im städtischen Wärmemarkt, wo Biomethan als erneuerbarer Energieträger deutlich stärker als bisher zum Einsatz kommen könnte.
Hier kommt die Stadt Lennestadt ins Spiel. Der Stadtrat hatte im Juli ein Planungsbüro damit beauftragt, innerhalb eines Jahres ein Wärmekonzept zu entwickeln, wie Heizen in Lennestadt in der Zukunft aussehen könnte. Dabei geht es nicht nur um städtische Gebäude, sondern auch um alle Privatgebäude.
Im Rahmen der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung sind verschiedenste potenzielle Wärmequellen wie Geothermie, Biomasse, Solarthermie, Abwärme, Abwasserwärme und die entsprechenden Akteure aus dem Stadtgebiet in den Prozess einzubinden. Eine Rolle bei der Wärmeplanung im Raum Grevenbrück könnte dabei die Anlage der Biogas Lennestadt GmbH spielen. Das sieht auch Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas so. Allerdings sei das Thema aufgrund der rechtlichen Strukturen sehr komplex. Die Stadt lasse von Fachanwälten gerade überprüfen, ob sie sich bei dem Projekt engagieren solle. Dafür gebe es mehrere Modelle, zum Beispiel in Form einer Bürgerschaft, als Investor oder durch Einbindung in die Stadtwerke. „Das möchte ich alles genau überprüft wissen“, so der Bürgermeister. Und das, bevor der Einstieg der Stadt ein Thema in der Politik werden könnte. „Im Moment ist das alles völlig offen“, betont Puspas.
Positionspapier der Politik
Im September hatte eine Projektgruppe der drei Ratsfraktionen CDU, SPD und UWG ein Positionspapier zur Klimapolitik vorgestellt mit dem Ziel, die Stadt so schnell wie möglich klimaneutral zu machen und der Forderung, dass die Wertschöpfung aus der Produktion regenerativer Energie im Stadtgebiet auch in der Stadt verbleiben sollte. Zwischen diese Leitplanken würde auch die Biogas Lennestadt mit oder ohne städtisches Engagement passen.
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Das Investorenproblem liegt laut Geschäftsführerin Lisa Sternberg aber nicht auf kommunaler Ebene, sondern bei der Ampel in Berlin. „Die Bundesregierung wirft mit Subventionen um sich, hat aber keine klare Linie, wo grüner Strom und grünes Gas herkommen sollen.“ Das heißt: Es fehlen klare Rahmenbedingungen für Investoren.