Kirchhundem/Silberg. Geselle Luca Jan Amzehnhoff holt sensationell bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk den Titel – der Ausgang stand auf Messers Schneide.
Der Silberger Anlagenmechaniker Luca Jan Amzehnhoff hat es tatsächlich geschafft – der 22-Jährige vom Familienbetrieb Heinemann Haustechnik setzte sich nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen völlig überraschend beim Finale der bundesweiten Deutschen Meisterschaft im Handwerk in Kiel gegen die starke deutschlandweite Konkurrenz durch. Damit ist er in diesem Jahr der erste Bundessieger in einem Handwerksbereich aus dem Kreis Olpe.
Der Geselle hatte sich vorab akribisch auf seine „Meisterprüfung“ vorbereitet und nichts dem Zufall verlassen, dennoch wird er von den Prüfungsaufgaben zunächst kalt erwischt: „Da war schon viel Überraschendes mit dabei. Ich hatte mit der Form beim Biegen absolut nicht gerechnet“, musste sich Luca Jan Amzehnhoff schnell an die neue Herausforderung anpassen. Die finalen Prüfungen haben es in sich. Der duale Student muss unter anderem die Umrandung eines U-Boots nachbiegen und eine ihm völlig unbekannte Wärmepumpe möglichst schnell in Betrieb nehmen.
Während des Wettbewerbs zeichnet sich ein enges Rennen um die Plätze ab – die Konkurrenz schneidet mal besser, mal schlechter ab. Umso größer die Freude im Hause Amzehnhoff, als die Jury Luca Jan auf Platz 1 sieht: „Es war nicht abzusehen, wer gewinnt. Ich war schon sehr überrascht, ich hatte zwar drauf gehofft, aber habe das gar nicht kommen sehen. Mein Vater war sehr gerührt und überwältigt“, erzählt er von den ersten Momenten nach der Verkündung. Nach dem Sieg darf sich Amzehnhoff über einen Zuschuss für die Ausbildung zum Meister freuen. Zusätzlich erhält der Silberger eine Gewinnsumme in Höhe von 1500 Euro.
Der Erfolg hat sich schon in der Kindheit angedeutet: Beim 22-Jährigen ist schon früh klar, in welche berufliche Richtung es geht. Als Kind kann er nie die Finger von Bauspielzeug lassen. „Ich habe da immer viel mit Lego gespielt. Ich war schon immer der Bastelkönig“, erinnert er sich zurück. Über den Betrieb bekommt Luca Jan weitere tiefe Einblicke in die Arbeitswelt eines Anlagenmechanikers für Sanitär, Heizung und Klimatechnik. Am abendlichen Esstisch ist oft die Arbeit seines Vaters Hauptthema. In der Ferienzeit hält es ihn nicht in den eigenen vier Wänden – Luca Jan will immer mithelfen und etwas Handwerkliches machen. Deshalb packt er als Jugendlicher im Betrieb auch mit an und beobachtet die Arbeiten auf den Baustellen.
In der Schulzeit ist er sich noch unschlüssig, ob er bei Heinemann Haustechnik eine Ausbildung beginnen soll oder ob es nicht doch sinnvoller wäre, eher ein technisches Studium bei der Bundeswehr anzupeilen. Nach reiflicher Überlegung entscheidet er sich für die duale Ausbildung: „Es war mir immer wichtig, dass ich praktische Erfahrungen sammle – genau das gibt am Ende die guten Ingenieure“. Am Wochenende heißt es nach dem harten Arbeitsalltag bei Heinemann Haustechnik dann, an der Fachhochschule Südwestfalen die Schulbank zu drücken. Hier absolviert der Anlagenmechaniker ein Bachelorstudium im Wirtschaftsingenieurwesen für Energie- und Gebäudetechnik. Viel zusätzliche Arbeit, die sich aus der Sicht des 22-Jährigen aber langfristig auszahlt: „Man ist damit den anderen einen Schritt voraus“, betont er.
Besonders viel Spaß macht ihm der klassische Austausch von Heizungsanlagen– auch weil mit jeder Heizung anders umgegangen werden muss und es verschiedene Lösungsansätze gibt. „Das ist die vielseitigste Arbeit, dort kommt alles zusammen“, braucht Luca Jan Amzehnhoff Abwechslung in seinem Job. Der Ablauf sei oft ähnlich, aber doch unterschiedlich. Zunächst müsse beim Anbau der Heizungsanlage der alte Heizkessel herausgerissen werden, ehe nach einem Überblick über die bestehenden Leitungen, die Verrohrung und später die elektrische Verdrahtung durchgeführt werden können. Auch die technische Inbetriebnahme nehme Zeit in Anspruch, sodass im Endeffekt rund vier Tage für den Heizungsaustausch anfallen.