Olpe. Im Lauf der Jahre hat sich im Verein viel getan. Kostenlose Tests und vielseitige Hilfe gehören zum Angebot. Wohin es ihn gezogen hat
Nach fast 40 Jahren hat die Aidshilfe Kreis Olpe erstmals eine neue Adresse erhalten. Nachdem der Verein seit dem Tag seiner Gründung im Jahr 1987 an der Kampstraße zu Hause war, lautet die Anschrift ab sofort „Westfälische Straße 88“. In einem gründerzeitlichen Haus, das Rüdiger Koch 2008 gekauft und zu einem Wohn- und Bürohaus umgebaut hat, nutzt die Aidshilfe nun ansprechende Räumlichkeiten für ihre Beratungs- und Aufklärungsarbeit.
Erste Vorsitzende des Vereins ist seit 2000 Gabriele Putlitz-König. Sie erinnert sich an die ersten Tage der Aidshilfe: Seinerzeit noch als Seuche verrufen, die nur homosexuelle Menschen befalle, seien die ersten Jahre extrem schwer gewesen. Mitarbeiter hätten sich Beschimpfungen gefallen lassen müssen, Aids sei lange in einer „Schmuddelecke“ gewesen. Lange habe es gedauert und großes Durchhaltevermögen gebraucht, bis die Arbeit des Vereins auch in der breiten Bevölkerung Anerkennung gefunden habe. Das sei inzwischen aber einer guten Kooperation mit der Kreisverwaltung gewichen, betont Dr. Thomas Heuel, aus dem Wendschen stammender Arzt sowie Mitgründer und -inhaber der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis am Imberg in Olpe, der inzwischen 2. Vorsitzender der Aidshilfe Kreis Olpe ist. Insbesondere die Testungen der Aidshilfe Kreis Olpe seien vorbildlich: „Wir können die Tests, die anonym und ohne Anmeldung möglich sind, dank dem Kreis Olpe kostenlos anbieten, und die Getesteten erhalten die Ergebnisse meist direkt am Folgetag, spätestens zwei Tage später.“ Dabei werde nicht nur auf HIV, sondern alle sexuell übertragbaren Krankheiten getestet und somit eine große Bandbreite von möglichen Ansteckungen ins Visier genommen.
Ein Großteil der Arbeit der Aidshilfe liegt in der Präventionsarbeit. Hier steht Lisa Thomas als Youthworkerin in erster Reihe, die oft mehrfach pro Woche unter anderem an den Schulen im Kreis unterwegs ist, um junge Menschen über Aids und HIV zu informieren. Dr. Heuel über den Wandel dieser Arbeit: „Als der Verein anfing, war Aids praktisch ein Todesurteil. Inzwischen ist die Infektion mit HIV eine gut behandelbare Erkrankung, mit der ein selbstbestimmtes, langes Leben möglich ist.“ Durch moderne Medikamente sei es möglich, die Virenlast im menschlichen Körper so niedrig zu halten, dass sie fast nicht mehr nachweisbar sei, „aber dennoch ist es eine Erkrankung, die nicht geheilt werden kann und gegen die man lebenslang auf Medikamente angewiesen ist, die auch nicht frei von Nebenwirkungen sind“. Die Aufklärung über „Safer sex“ sei zudem weiterhin wichtig, weil die Benutzung eines Kondoms ja nicht nur vor HIV, sondern vielen anderen Krankheiten schütze.
Weiterhin, wie schon zu Beginn der Arbeit, sei es schwierig, Frauen zu erreichen. „Wir hatten eine eigene Frauensprechstunde und wollen das im neuen Jahr nochmal angehen“, so Lisa Thomas. Für Frauen wie Männer seien die anonymen Tests niedrigschwellig angelegt, um einen Beitrag zu leisten, nach einem „Sexunfall“ so schnell wie möglich festzustellen, ob es zu einer Infektion gekommen sei, um so einerseits möglichst schnell eine Behandlung einleiten und andererseits andere Menschen schützen zu können. Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag – für die Aidshilfe Kreis Olpe der erste im neuen Domizil. „Als unser Vermieter an der Kampstraße mitteilte, dass wir ausziehen müssten, war ich erst sehr traurig“, so Gabriele Putlitz-König, doch sei der Verein umso glücklicher über das Angebot von Rüdiger Koch, in die aktuellen Räume umzuziehen. „Wir fühlen uns hier sehr wohl und können auch weiterhin einen Zugang bieten, ohne dass man auf dem Präsentierteller steht.“
Lesen Sie auch
- Arbeiter stehlen Kupfer von Olper Baustelle
- Neunjähriger in Auto von betrunkener Fahrerin verletzt
- Olper Gesundheitskonzern übernimmt Siegener Marien-Gesellschaft
Wichtig: Durch den Umzug hat sich nur die Anschrift geändert. Alle anderen Kontaktdaten sind gleich geblieben: Bürokraft Eva Lindner ist weiterhin unter Tel. (02761) 40322 oder per E-Mail info@ahoe.de oder auch persönlich zu den Bürozeiten (montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie mittwochs zusätzlich von 14 bis 17 Uhr) ohne Anmeldung erreichbar. Auch das Spendenkonto ist geblieben, das unter der IBAN DE39 4626 1822 0226 7745 00 bereitsteht.