Kreis Olpe. Apotheker im Kreis Olpe protestieren in aller Deutlichkeit gegen die Politik von Karl Lauterbach. Jetzt bleiben Apotheken komplett geschlossen.

Apotheken ohne Apotheker, Apotheken ohne Notdienste, ohne Eigenherstellung – und ohne Geld: Aus Protest gegen die Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bleiben viele Apotheken im Kreis Olpe am 15. November erneut für einen Tag geschlossen. „Wir werden an diesem Tag gemeinsam mit den Apothekenteams aus ganz Westfalen-Lippe, aus Nordrhein, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in Dortmund demonstrieren“, so Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Paderborn im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVW). „Elf Prozent der Apothekeninhaberinnen und -inhaber müssen mittlerweile Geld mitbringen, um ihre Apotheke zu betreiben. 30 Prozent sind wirtschaftlich gefährdet“, sagt Ulf Ullenboom.

Elf Prozent der Apothekeninhaberinnen und -inhaber müssen mittlerweile Geld mitbringen.
Ulf Ullenboom, Apotheker aus Olpe

Denn seit mehr als zehn Jahren sei die staatlich geregelte Vergütung durch die Politik nicht mehr erhöht worden –trotz steigender Kosten und zunehmender Inflation. „Das kann nicht gutgehen. Statt aber nun endlich das System wieder zu stabilisieren, schmiedet der Bundesgesundheitsminister nun auch noch Pläne, die das Ende der flächendeckenden, gleichwertigen Versorgung der Menschen in der Stadt und auf dem Land bedeuten“, kritisiert Ulf Ullenboom.

Ulf Ullenboom hatte bereits zum Protesttag am 14. Juni seine Apotheke am Markt in Olpe geschlossen (Archivbild).
Ulf Ullenboom hatte bereits zum Protesttag am 14. Juni seine Apotheke am Markt in Olpe geschlossen (Archivbild). © WP | Roland Vossel

Karl Lauterbach wolle Apotheken ohne Apotheker und ohne Notdienste schaffen, so dass in akuten Fällen die Wege für die Patienten noch weiter würden. Zudem plane der Minister, dass nicht mehr jede Apotheke individuelle Rezepturen herstellen müsse. Gerade in der Lieferengpasskrise, als Apotheken Säfte für fiebernde Kinder produzierten, habe sich aber gezeigt, wie wichtig diese Aufgabe ist. „Letztlich wird es damit also zu Leistungskürzungen für die Bürger kommen. Dagegen müssen wir uns im Interesse unserer Patienten zur Wehr setzen“, bittet Thomas Rochell, AVWLVorstandsvorsitzender, um Verständnis für die Schließungen im November. „Im Übrigen hat auch der Hausärzteverband Westfalen-Lippe angekündigt, an diesem Tag ein Protestsignal zu setzen und aufgefordert, die Praxen für Fortbildungen zu schließen und uns bei unserer Kundgebung in Dortmund zu unterstützen.“

In akuten Fällen stehen selbstverständlich die Notdienstapotheken bereit
Thomas Rochell, AVWLVorstandsvorsitzender

Die Apotheker empfehlen den Patientinnen und Patienten, Rezepte nach Möglichkeit in den Tagen vor oder nach dem 15.11.2023 einzulösen. „In akuten Fällen stehen selbstverständlich die Notdienstapotheken bereit“, so Thomas Rochell und er fügt hinzu: „Noch gibt es sie zum Glück.“

Der November ist von den Apotheken vor Ort zum Protestmonat ausgerufen worden: An jedem Mittwoch des Monats bleiben in einer anderen Region Deutschlands die Apotheken geschlossen, damit die Teams gegen die Gesundheitspolitik demonstrieren können. Erstmalig waren die Apotheken im Juni dieses Jahres aus Protest geschlossen. Damals hatten in Westfalen-Lippe Tausende Teilnehmer an Demonstrationen teilgenommen.

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Die Apotheken in Westfalen-Lippe versorgen die Bevölkerung mit lebenswichtigen Arzneimitteln, sie beraten die Menschen kompetent und vertraulich und erbringen wohnortnah pharmazeutische Dienstleistungen. Der AVWL vertritt die Interessen von rund 1.300 Apothekeninhabern mit mehr als 1700 Haupt- und Filialapotheken. Er versteht sich als Zweckverband für die wirtschaftlichen, rechtlichen und berufspolitischen Interessen seiner Mitglieder und vertritt diese nach außen. Weitere Informationen unter www.apothekerverband.de