Attendorn. Ein Junge (11) ist in Attendorn von einem Bus überrollt und schwer verletzt. Die Polizei geht nicht davon aus, dass der Junge gestoßen wurde.

+++ Update +++

Nach dem tragischen Unfall eines Elfjährigen, der vergangene Woche unter einen Bus in Attendorn geraten war und mit schweren Verletzungen in eine Siegener Klinik geflogen wurde, schließt die Polizei nach Auswertung der Zeugenaussagen Fremdverschulden aus. „Wir gehen davon aus, dass der Junge beim Spielen ausgerutscht und unter den Bus gekommen ist“, erklärt Polizei-Pressesprecher Thorsten Scheen auf Nachfrage.

Der Unfall ereignete sich am Mittwoch vergangener Woche. Gegen halb vier Uhr hielt ein Linienbus an der Haltstelle „Am Seewerngraben“ in Sichtweite des Bieketurms. Nachdem die Fahrgäste ein- bzw. ausgestiegen waren und der 63-jährige Busfahrer anfuhr, kam es zu dem Unglück: Der Elfjährige geriet unter den Bus und wurde von den Hinterrädern überfahren. Ein Rettungshubschrauber brachte ihn mit schwersten Verletzungen in eine Siegener Klinik.

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Bei der Frage nach dem genauen Unfallhergang tappte die Polizei zunächst weitgehend im Dunkeln. Sie war dringend auf Zeugenaussagen angewiesen. Im Verlauf des Freitags meldeten sich laut Polizei-Pressesprecher Thorsten Scheen dann die ersten Zeugen. Auf deren Aussagen setzt die Polizei, um ein genaues Bild über den Unfallhergang zu bekommen. Wer ebenfalls etwas mitbekommen hat, könne sich bei der Polizeiwache in Attendorn unter der Telefonnummer 02722/92690 melden.

Wohl nicht auf dem Schulweg

Die Polizei, die ein Verkehrsunfallaufnahmeteam aus dem Hochsauerlandkreis anforderte, könne nach derzeitigem Stand ausschließen, dass sich der Elfjährige nach dem Unterricht auf dem Schulweg befand. Dazu muss man wissen, dass die Bushaltestelle, die über eine erhöhte Bordsteinkante verfügt, nur wenige Meter vom Rivius-Gymnasium am Westwall entfernt liegt und von vielen Schülern genutzt wird. Polizei-Sprecher Scheen: „Nach derzeitigem Stand hatte sich der Junge mit zwei Freunden zum Spielen getroffen.“

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In Gedanken bei dem schwer verletzten Kind sind auch die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS), deren Bus in den schlimmen Unfall verwickelt war. „Wir sind im Betrieb sehr mitgenommen, das ist kein normaler Tag für uns. Wir reden über eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten“, betont Stephan Boch, Leiter Recht und Finanzen bei der VWS und gleichzeitig Pressesprecher. Sein Unternehmen habe natürlich Kontakt zum 63-jährigen Fahrer aufgenommen, der laut Boch „sehr mitgenommen“ sei.

Ein Bus steht vor der Haltestelle „Am Seewerngraben
Ein Bus steht vor der Haltestelle „Am Seewerngraben" in Attendorn. Hier war es am Mittwochnachmittag zu einem schlimmen Unfall gekommen. © Flemming Krause

„Er bekommt jetzt von uns Hilfsangebote, beispielsweise über unseren Betriebsarzt oder eine psychologische Betreuung. Wenn er den Bedarf sieht, tun wir alles, um ihm zu helfen und werden ihm zunächst etwas Luft verschaffen“, ergänzt der Sprecher. Falls notwendig, würde der Mann später nach Aufklärung der Sachlage auch rechtliche Unterstützung erfahren, sofern es um Fragen der Haftung oder der Fahrlässigkeit geht. „Aber das müssen wir zunächst einmal abwarten.“

Um Unfälle dieser Art möglichst zu vermeiden, sind Busunternehmer wie Klaus-Dieter Wern, zu dessen Wern-Group die VWS gehört, dazu verpflichtet, die Fahrzeuge so umzurüsten, dass die Kameras eine komplette Rundumsicht ermöglichen und auch der letzte tote Winkel „entfernt“ wird. Die neuen Busse sind schon entsprechend ausgerüstet. Allerdings geht dies nicht von heute auf morgen, im Fuhrpark von Wern befinden sich nicht weniger als 320 Busse.