Biekhofen. Beim WP-Mobil-Treffen in Biekhofen ist vor allem der Verkehr ein absolutes Reizthema – doch nicht nur dort herrscht akuter Handlungsbedarf.
Das WP-Mobil rollt unaufhaltsam durch die Dörfer im Kreis Olpe – diesmal stand Biekhofen auf dem Programm. Mehr als 25 Bürger kamen im Vereinshaus zusammen, um über die Themen zu sprechen, die ihnen auf der Seele brennen. Im Gespräch erzählen sie, was sich in dem Dorf am Rande der Attendorner Kernstadt alles getan hat und in welchen Bereichen es noch Verbesserungsbedarf gibt.
Für die Biekhofer ist klar: In ihrem Dorf lässt es sich gut aushalten. Vieles habe sich über die Jahre zum Guten gewendet und auch zugezogene Bürger zeigen sich vom ausgeprägten Gemeinschaftsgefühl begeistert: „Wir hätten nie geglaubt, dass wir so einen schönen Lebensabend genießen können“, erzählt Georg Struck, der gemeinsam mit seiner Frau vor einigen Jahren nach Biekhofen gezogen ist. Auch Waltraud Tandler kann nur Positives über das Zusammenleben erzählen: „Als ich in den Turnverein gegangen bin, habe ich mich sofort super aufgehoben gefühlt“, sieht sie vor allem im stark ausgeprägten Vereinsleben einen großen Pluspunkt.
Großer Zusammenhalt
Der gemeinsame Tenor: Über den Schützenverein und den neu gegründeten Dorfverein entsteht ein direkter Zugang zu Neubürgern, aber auch durch gemeinsame Veranstaltungen wie den jährlichen Martinszug oder gemeinsame Initiativen wird das Gemeinschaftsgefühl im Ort gestärkt. „Der Zusammenhalt im Schützenverein ist sehr groß, wir haben den Glockenguss in kürzester Zeit hochgefahren“, verdeutlicht Jörg Kniffke.
Der gemeinsame Zusammenhalt ist ein großer Pluspunkt bei den vielen Herausforderungen, die Biekhofen bewältigen muss. Allein im vergangenen Jahr wurde inmitten des Dorfes eine neue Bausiedlung fertiggestellt – viele Neubürger stießen dazu. Die Vereine versuchten in der Folge, die vielen neuen Gesichter direkt ins Dorfleben miteinzubinden – über gemeinsame Aktionen und das Vereinsleben sollte der Einstieg so einfach wie möglich gemacht werden. Die Integration gestaltet sich jedoch in vielen Fällen bis heute schwierig. „Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Wir versuchen von vornherein, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen“, erklärt Jörg Kniffke. Das gelingt jedoch nicht immer. Viele zugezogene Familien seien ins Dorf gekommen, um ihre Ruhe zu haben, dazu sei bei vielen der Vereinsgedanke nicht so ausgeprägt. Bewohner Frank Schulte hat dafür Verständnis: „Heutzutage sind in vielen Jungfamilien beide berufstätig. Da fehlt manchen vielleicht auch einfach die Zeit fürs Vereinsleben.“ Die Vereine versuchen daher schon vorab Kontakt zu den Kindern herzustellen. Angebote wie das Senioren-Café oder ein Insektenhotel sollen Verbindungspunkte ermöglichen.
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Verkehr ist ein Reizthema
Ein Reizthema in Biekhofen ist die teils verworrene Verkehrssituation. Besonders auf der Biekhofer Straße, der meistbefahrenen Straße im Dorf, kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen wegen parkender Autos. Viele Bewohner der direkt anliegenden Justus-Pickert-Straße müssen aufgrund mangelnder Parkplätze (Straße wird noch ausgebaut) auf die Hauptverkehrsstraße ausweichen. Die Folge sind mehrere parkende Autos neben einer kaum sichtbaren Verkehrsinsel. Unmittelbar vor einer kleinen Kurve kommt es dabei immer wieder bei deutlichem Tempoüberschuss zu gefährlichen Gemengelagen. Ein besorgter Bürger dazu: „Die Verkehrssituation ist bei uns eine Katastrophe. Da muss wahrscheinlich erst etwas passieren.“
Der SPD-Stadtverordnete Gregor Stuhldreier fordert daher ein Halteverbot an der besagten Stelle. Gleichzeitig will er die Ursache angehen: Um die Autos aus dem öffentlichen Verkehrsraum zu holen, müssten Anreize vor den Wohnhäusern in der Form geschaffen werden, dass mindestens zwei festgeschriebene Stellplätze pro Wohnungseinheit zur Verfügung stehen.
Problemfeld Nahverkehr
Auch im öffentlichen Nahverkehr gibt es in Biekhofen deutlichen Verbesserungsbedarf – das Dorf werde grundsätzlich zu selten angefahren. Inzwischen habe sich die Situation sogar bei den Schulbussen für viele Kinder verschärft – diese kämen deshalb oft zu spät zum Unterricht und sogar Erstklässler müssten von der letzten Haltestelle vor der Schule eine gefährliche Straßenüberquerung in Attendorn meistern – gemeint ist die Hansastraße. An der dortigen Haltestelle (St.-Ursula-Schulen) steigen die Schulkinder aus Biekhofen aus. Und auch einen Radweg gibt es in Biekhofen nicht.
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Neben dem Verkehr rumort es auch im Telekommunikationsbereich. Auf das Thema angesprochen heißt es wie aus der Pistole geschossen: „Wir haben hier keinen Empfang und wenn doch, ist es viel zu langsam.“ Home-Office oder Vereinstätigkeiten würden durch das schlecht ausgebaute Mobilfunknetz deutlich erschwert. Immerhin: Einige Eigentümer befinden sich aktuell laut Stuhldreier in Gesprächen mit der Telekom. Ähnlich wie beim Netz sieht es auch in der Gastwirtschaft aus. Besonders fehlen dem Dorf Kneipen, Discounter und Bäcker. Im Endeffekt führe das dazu, dass viele Bewohner am Sonntag beim gleichen Bäcker vor der Tür stehen, erzählt der SPD-Stadtverordnete. Einen wirklichen Ausweg aus der Lage sieht er jedoch auch nicht: „Die Nähe zur Kernstadt wird uns hier zum Verhängnis“, glaubt er, dass sich eine Ansiedlung für Betreiber nicht rechnet.
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Unsere Staffel im Herbst führt durch die sieben Kommunen im Kreis Olpe. Im September waren wir zu Gast in Hillmicke (Wenden) und Heggen (Finnentrop). im Oktober machten wir Station im Negertal (Olpe), in Saalhausen (Lennestadt) und zuletzt in Biekhofen (Attendorn).
Nächste Station ist Brachthausen (Kirchhundem) am 25. Oktober. Unser letzter Halt in diesem Jahr ist in Hützemert (Drolshagen) am 26. Oktober.