Olpe. Diana Steinberg vom Bestattungshaus Langemann wird täglich mit dem Tod konfrontiert – inzwischen hat sie einen Weg gefunden, damit umzugehen.
Seit über 150 Jahren ist das Bestattungshaus Langemann eine der ersten Anlaufstellen bei der pietätvollen Beisetzung von Trauerfällen im Kreis Olpe. Nach der Übernahme des Familienunternehmens durch Thomas Alfes-Zeppenfeld hat sich beim Dienstleister einiges getan – um den gestiegenen Anforderungen des Berufes gerecht zu werden, holt sich der Bestatter von außerhalb Verstärkung ins Haus – auch die Oberveischederin Diana Steinberg gibt als absolute Quereinsteigerin neue Einblicke ins Berufsfeld und setzt dabei bis heute eigene Akzente.
Quereinstieg ins Berufsfeld
Die 42-Jährige hat lange überhaupt nichts mit dem Beruf des Bestatters am Hut. Nach ihrer Schulzeit zieht es sie in den Kranken- und Pflegebereich. Als sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester nach drei Jahren erfolgreich abschließt, arbeitet sie für 16 Jahre als Pflegerin in Attendorn, doch wirklich glücklich ist sie damit nicht. Der eng getaktete Tagesablauf – ohne Zeit für die Patienten – ist nicht mehr das, was sie sich von ihrem Job versprochen hat. „Das System Pflege ist für mich nicht mehr tragbar. Es gibt keine Zeit für die Patienten“, betont Diana Steinberg.
Sie beschließt, Nägel mit Köpfen zu machen und sich beruflich umzuorientieren. Völlig zufällig gerät sie an ihrem Frühstückstisch bei der Suche nach Stellenannoncen an Traueranzeigen – dabei wird ihr klar, dass sich die Anzeigen vom Bestattungshaus Langemann im Kreis häufen. Sofort beschließt sie, ihr Glück in die Hand zu nehmen und auch ohne Stellenanzeige bei dem Dienstleister nach einem Job zu fragen. „Eigentlich war das eine spontane Schnapsidee. Ich habe einfach mal die Nummer von dem Bestattungsunternehmen angerufen“, erzählt sie mit einem Grinsen im Gesicht.
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Obwohl Inhaber Thomas Alfes-Zeppenfeld eigentlich keine Stelle vakant hat, gibt er der 42-Jährigen eine Chance. Bei einer zweitägigen Probearbeit macht sie dann so einen guten Eindruck, dass sie auch ohne eigene Ausbildung mit ins Team aufgenommen wird. Die gelernte Krankenschwester fühlt sich im Bestattungshaus auf Anhieb pudelwohl: „Ich hatte von Anfang an das Gefühl: Das ist mein Ding“, berichtet sie.
Vorerfahrungen helfen
Aufgrund ihrer vorherigen Arbeit kennt sie sich bereits im Umgang mit Tod und Sterben aus – die tägliche Konfrontation mit persönlichen Schicksalsschlägen ist für sie daher keine psychische Zusatzbelastung. In anderen Bereichen muss sich dafür umso mehr weiterbilden. Gerade der Bürobereich ist für die 42-Jährige völliges Neuland: „Da fängt man natürlich bei null an. Das war alles ,learning by doing’. Es ist sogar heute noch so, dass neue Dinge dazukommen.“
Nach über sieben Jahren im Unternehmen kümmert sich Steinberg nun um fast alles im Bestattungshaus. Ob Zeitungsanzeigen, Trauerdrucke, Bestattungsvorsorgeverträge oder die persönliche Beratung – die Oberveischederin ist in alle Arbeitsbereiche eingebunden. Vorab ist nie wirklich klar, was am jeweiligen Tag ansteht – oft kommt es zu kurzfristigen Veränderungen im Terminkalender und genau das für Steinberg seinen Reiz: „Ich weiß morgens um acht nicht, was ich am Tag zu tun habe. Wir haben zwar eine festgelegte Arbeitszeit, aber gestorben wird rund um die Uhr“, braucht es aus ihrer Sicht für den Job neben einer gewissen Sensibilität auch viel Flexibilität. Inzwischen kann sie sich keinen besseren Alltag vorstellen: „Der Beruf ist meine Passion. Die Abwechslung ist eine totale Bereicherung.“
Inzwischen sei ein Bestattungshaus auch kein reiner Ort der Trauer mehr. In vielen Fällen wollten Verstorbene sogar eine richtige Feier zum eigenen Tod feiern lassen und auch während Beisetzungen kommt es zu verrückten Zwischenfällen. Von einer ins Grab gefallenen Handtasche der Witwe bis zur Urne, die nicht ins Grab passt, haben beide schon alles miterlebt.
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Pflichten erfüllen
Am Ende des Tages sei es die „ehrenvolle Aufgabe“ des Bestatters, die bestmögliche Beisetzung für Hinterbliebene und Verstorbene zu organisieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Jobs gebe es hier keine zweite Chance. „Wenn hier etwas falsch gelaufen ist, können wir das nicht wiedergutmachen. Da reden die Leute dann noch zehn Jahre später drüber“, fasst Alfes-Zeppenfeld zusammen.
Der tägliche Umgang mit dem Tod kann dabei aber auch belastend sein. Plötzliche Todesfälle von jungen Personen lassen auch die Bestatter nicht kalt. „Was einen immer aufreibt, sind Todesfälle, wo es um Suizid geht. Manchmal muss man das auch für zwei bis drei Tage selbst verarbeiten“, erzählt der Inhaber.