Olpe. In Olpe geht eine Ära zu Ende: Die Kultkneipe Samos hat den Vertrag mit Sky und Dazn nicht verlängert. Was dahinter steckt.

Eingefleischte Fußball-Fans in und rund um Olpe dürften eine Träne verdrücken: Als sozusagen letzte Bastion verzichtet auch die Fußball-Kultkneipe „Samos“ in der Frankfurter Straße auf Sky- und Dazn-Übertragungen. Gastwirt „Laiki“ Stavrou und sein Sohn Christos bedauern diese Entwicklung zwar, aber das Vertragsende sei jetzt alternativlos gewesen bei den deutlich gestiegenen Preisen.

„Bei der Samstags-Bundesliga-Konferenz“, bedauert Laiki, „saß hier manchmal nicht mehr als eine Handvoll Leute, um die Spiele zu gucken.“ Zudem schlössen Sky und Dazn nur 12-Monatsverträge ab, die Sommer- und Winterpause werde nicht herausgerechnet, obwohl keine Spieltage stattfänden.

Keine flexiblen Angebote

Sohn Christos bedauert, dass Sky und Dazn keine flexiblen Angebote machen würden: „Wenn es möglich wäre, bestimmte Top-Spiele einzukaufen, würden wir das machen. Aber das lehnen die Sender ab.“ Finanziell habe es bei den Vertragsverhandlungen keinen Spielraum gegeben, nur für Neukunden. In der Vergangenheit, in der Sky sämtliche Bundesligaspiele und die Champions-League geboten habe, sei alles viel günstiger gewesen. Aber diese Zeiten seien leider schon lange vorbei.

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Fußball im Samos, das war Jahrzehnte lang für viele Fußballfans eine echte Attraktion. Doch nicht nur „Laiki“ verzichtet jetzt aus finanziellen Gründen.

Schon vor Jahren hatte Konditormeister Maik Lüning für das Café con Leche die Notbremse gezogen, nachdem Sky kräftig an der Preisschraube für die Gastronomie gedreht hatte.

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Kein Wunder, dass vor der jetzt laufenden Bundesliga-Saison auch Gastwirt Charilaos Archontakis von der Traditions-Wirtschaft Anno 1831 (Winterbergstraße 3) den Vertrag nicht verlängerte: „Das ist viel zu teuer. Sky bietet auch nur ein Paket an. Bei der Bundesliga-Konferenz samstags interessierte das nur noch ein paar Gäste. Während der Corona-Pandemie haben viele Sky und Dazn privat gekauft. Und die schauen jetzt zu Hause.“

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Schaut man auf die Homepage von Sky und bedient den sogenannten „Sky-Finder“, ergibt sich für die Kreisstadt ein ernüchterndes Bild: Sky freie Zone. Momentan wird keine einzige Sky-Fußball-Kneipe mehr angezeigt. Klickt man sich mit den Postleitzahlen für alle Städte und Gemeinden im Kreis Olpe durch, gibt es (ohne Gewähr) nur noch ganze vier Sky-Kneipen. Eine davon ist das Hotel Platte in Attendorn-Niederhelden. Hotel-Chef Christoph Platte: „Wir haben nur eine Hotel-Lizenz, können die Sky-Bundesligakonferenz in die Zimmer übertragen, mehr nicht. Eine Kneipe, in die die Gäste nur wegen Fußball kommen, sind wir ja ohnehin nicht.“ Für den Rückzug vieler Gastronomen von Sky und Dazn hat Platte vollstes Verständnis: „Die Lizenzen sind viel zu teuer. Das kann mit dem Bierverkauf niemand reinholen.“

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Das Sky-Schild gehörte viele Jahre zum Samos wie der Krautsalat zum Gyros. Jetzt ist Schluss. 
Das Sky-Schild gehörte viele Jahre zum Samos wie der Krautsalat zum Gyros. Jetzt ist Schluss.  © WP | Josef Schmidt

In Olpe und insbesondere im Samos geht mit dem Sky-Verzicht eine Ära zu Ende. „Laiki“ Stavrou (68) sieht aber keinen Grund, der aktuellen Entwicklung nachzutrauern, sieht sogar eine Chance: „Als das Rauchverbot kam, dachten ja viele, das wäre der Weltuntergang für die Gastronomie. Aber plötzlich kamen Leute, die gerade wegen des Qualms vorher gar nicht in die Kneipen gegangen waren. Vielleicht hat auch der Fußball manchmal Gäste gestört und davon abgehalten, zum Essen zu kommen.“ Dass der Samos als Speise-Restaurant ein gutes Image habe, könne durch den Fußballverzicht vielleicht sogar ausgebaut werden.

Nächste Generation steht bereit

Während viele andere Gastro-Betriebe teilweise vor einer unlösbaren Nachfolge-Frage stehen, ist die Zukunft des Samos geklärt: Mit Sohn Christos steht die nächste Generation Gewehr bei Fuß. Was aber nicht heißt, dass die Olper schon bald auf ihren „Laiki“ hinter der Theke verzichten müssen: „Ich mache noch weiter. Keine Angst“, lächelt der mit dem typisch griechischen Charme geborene Gastwirt.

Und Sohn Christos lässt auch für Fußball-Fans noch ein Fünkchen Hoffnung: „Die Fernsehgeräte werden ja nicht abgehängt. Bei der Fußball-Europameisterschaft sind wir jedenfalls dabei.“