WDR-2-Moderatorin Steffi Neu stellt ihr neues Buch „Meine Mutmacher“ in Attendorn vor – im Interview gibt sie einen tiefen Einblick in ihr Leben.

Die bekannte Radio-Moderatorin Steffi Neu hat mit „Meine Mutmacher“ einen neuen Bestseller veröffentlicht. Bei einer Lesung in Attendorn stellt sie im November ihr Buch vor. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt sie bereits vorab, wie es dazu gekommen ist

Sie haben schon einige Stationen im Radio- und Moderationsbereich hinter sich. Wie hat eigentlich alles begonnen?

Ich habe bei Radio K. W. im Kreis Wesel als Praktikantin angefangen und bin dort anschließend auch als freie Mitarbeiterin geblieben. Weil ich meine Scheine in Bonn an der Uni alle zusammenhatte, aber einfach zu jung war, musste ich noch ein Semester warten bis ich mit meiner Magisterarbeit anfangen konnte. Als ich dann an meiner Magisterarbeit saß, habe ich zusätzlich ein Volontariat beim WDR bekommen – das hat sich mit meiner Klausuren- und Examensphase überschnitten – das war schon ein Brett damals. Nach den 18 Monaten wurde mir eine Festanstellung bei 1-LIVE angeboten. Da habe ich mit sehr viel Leidenschaft gearbeitet – die Arbeit als Redakteurin war sehr intensiv. Die Liebe zum Radio habe ich da bis heute gefunden.

Sie sind schon über 25 Jahre im Geschäft und haben vieles miterlebt, was hat Sie dazu gebracht, in das journalistische Berufsfeld zu gehen?

Eigentlich weiß kaum jemand, dass ich aus der Politikwissenschaft komme. Mich hat einfach schon immer interessiert, das Land Nordrhein-Westfalen zu betrachten und über die Geschehnisse zu berichten. Vor allem aber über die Menschen und nach so vielen Jahren geht es mir auch darum, für die Menschen da zu sein. Das Radio ist da einfach ein treuer und beständiger Begleiter, was viel Nähe aufbaut.

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Kommen wir zur Aktualität. Ihr letztes Buch ist fast schon 20 Jahre her. Was hat Sie ausgerechnet jetzt dazu bewogen, ein neues herauszubringen?

Ich führe bei WDR 2 den Podcast „Steffis Mutmacher“. Dort geht es um Geschichten von Hörerinnen und Hörern, die in ihrem Leben Krisen durchgemacht und auf die „Fresse“ bekommen haben – durch Trennungen, durch Krankheit, durch Schulden, durch Dinge, die einfach im Leben passieren. Sie sprechen darüber, wie sie die Kurve bekommen haben und wie sie die Kräfte mobilisieren konnten. Im Verlauf des Podcast haben sich so viele Menschen gemeldet, zu denen ich dann hingefahren bin. Ich habe den Podcast immer an heimischen Küchentischen gemacht, weil ich die Menschen an den Orten treffen wollte, an denen sie sich besonders wohlfühlen. Dabei gab es die Erfahrung, dass nur die Wenigsten über ihre schwierigen Momente sprechen. In der Folge habe ich überlegt, die erlebten Geschichten zu einem Buch zusammenzufassen. Eigentlich sollte alles ganz klein werden, doch dann habe ich einen Verlag gefunden, da ist dann ein richtiges Sachbuch draus geworden. Und am Ende sind es in Absprache mit den Protagonisten zehn wirklich spannende Geschichten geworden.

Im Endeffekt ist es dann ja doch ein etwas größeres Sachbuch geworden. Wie haben Sie das zeitlich unter einen Hut bekommen?

Ich wollte die ganze Zeit auf keinen Fall ein dickes Buch schreiben. Wir kamen aus der Pandemie. Ich hatte viel mit „Steffis Kneipenquiz“ zu tun. Ich hatte einen Riesenberg von Veranstaltungen vor mir und wusste überhaupt nicht, wie ich das alles zeitlich hinkriegen sollte. Schon bei meiner Magisterarbeit habe ich gemerkt, dass ich wirklich nicht „Langstrecke“ beim Schreiben von Büchern kann. Hier hatte ich aber das Glück, dass es immer unterschiedliche Geschichten waren, sodass es im Endeffekt zehn kleine „Hausarbeiten“ gewesen sind. In dieser Form war das für mich stemmbar. Ich musste jeden Monat ein Kapitel abliefern und das hat auch super funktioniert.

Gibt es etwas, was alle Ihre Geschichten miteinander verbindet?

Es gibt immer Kräfte, die wirken. Es sind oft die Familien und Freunde, die Liebe, Glaube und die Hoffnung. Gerade der Glaube spielt bei ganz vielen eine Rolle. Sie haben in irgendeiner Form anhand ihres Glaubens, Kraft genommen. Die Resilienz, also die Fähigkeit der Seele, Lebenskrisen zu überstehen, ist bei gläubigen Menschen stärker. Das Verzeihen von Fehlern ist ebenfalls eine Fähigkeit, die für den Blick nach vorne freimacht.

Wir haben eine Situation, in der immer mehr Krisen auf uns zukommen. Was macht Ihnen in diesen Zeiten persönlich Mut?

Ich habe das große Glück, eine innere Sonne zu haben – das ist echt ein Geschenk. Ich bin vom Gemüt ein fröhlicher Mensch und ein unfassbarer Optimist – also ich schließe auch ab und zu mein Auto nicht ab, weil ich nicht glaube, dass es jemand klaut. Ich bin auch ein stückweit mit Naivität gesegnet, aber natürlich kann ich auch Risiken abschätzen. Im Kern geht es darum, Lust aufs Leben zu haben. Irgendwo ist es immer wieder hell. Wenn man das nicht hat und es nur noch dunkel ist, ist es irgendwann traurig. Insofern passt der Name „Steffis Mutmacher“ auch zu mir. Ich bin sehr dankbar, dass meine Chefs mir die Aufgabe damals zugetragen haben.

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Fast alles, was Sie anpacken, wird zu Gold: Verraten Sie es uns: Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Ich glaube, ich folge da meinem Herzen und wenn ich innerlich von etwas überzeugt bin, dann mache ich das mit einer wirklichen Leidenschaft und Kraft. Und ich bin auch echt jemand, der 12 Stunden am Tag beschäftigt ist und immer 24/7 erreichbar ist. Ich bin eigentlich immer Online, daher freue ich mich schon auf die Tage im Sauerland, da kann ich tagsüber endlich auch mal in Ruhe spazieren gehen und entspannen. Alles endet dann final mit einem gemeinsamen Familienwochenende.

Worauf können sich die Leute bei der Lesung in Attendorn freuen?

Das komische ist ja, dass ich bei der geplanten Lesung gar nicht vorlese. Weil ich so schreibe, wie ich spreche, erzähle ich die Geschichten. Einer meinte neulich Frau Neu: Sie haben gar nicht gelesen. Ich sagte daraufhin: Ich kann auch lesen, aber dann können sie mich nicht sehen. Ich erzähle die Geschichten, die Begegnungen, die zustande kamen und erzähle, was ich dabei gefühlt habe. Und dann stelle ich auch dem Publikum Fragen. Wenn beispielsweise eine Frau auf einen Heiratsschwindler reinfällt: Kann man dort aus Liebe Dinge tun, die im Nachhinein nicht nachvollziehbar sind? Oder darf der Mann einer demenzkranken Frau gleichzeitig auch wieder lieben? Das sind so Fragen, da können wir alle mal drüber nachdenken und überlegen, wie wir über manche Menschen urteilen.

Gibt es denn schon Anknüpfungspunkte zur Region? Was verbinden Sie eigentlich mit dem Kreis Olpe?

Olpe war damals die allererste Stadt bei „WDR 2 für eine Stadt“ – das war eine WDR 2-Programm-Aktion, bei der Städte gegeneinander angetreten sind. Am Ende konnte die Stadt ein riesiges Festival mit Konzerten gewinnen. Olpe war die allererste Stadt, die damals teilgenommen hat und ich war die Moderatorin. Wir wussten alle nicht, was wir da tun.

Abschließend eine ganz persönliche Frage: Gibt es eigentlich Sachen aus Ihrem Leben, die die meisten Menschen noch gar nicht über Sie wissen?

Vielleicht, dass ich eine mäßige Köchin bin, weil mein Mann ein hervorragender Koch ist. Ich fahre auch echt total gerne Auto. Aber eigentlich gibt es da nicht viel. Als ich jetzt Corona hatte, habe ich Inga-Lindström-Filme für mich entdeckt. Immer wenn ich jetzt 90 Minuten Pause habe und glaube aus meinem Arbeitsrhythmus raus zu sein, schaue ich mir einen Inga-Lindström-Film an. Ich kann dabei echt gut entspannen.

Tickets erhältlich

Die Buchvorstellung von Steffi Neu ist eine Veranstaltung im Rahmen der WP-Partner-Kooperation mit der Buchhandlung Frey in Attendorn. Die Lesung findet am 28. November in der Aula des Rivius-Gymnasiums in Attendorn statt. Beginn ist um 19.30 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). Der Preis pro Ticket beträgt 18 Euro. Die Tickets sind in der Buchhandlung Frey erhältlich, Schüldernhof 2, Telefon: 02722/2516.

Von Daniel Engeland