Olpe. 1.-FC-Köln-Coach Steffen Baumgart besucht das Olper Kinder- und Jugendhospiz Balthasar – der Kulttrainer ist von der Arbeit tief beeindruckt.
Seit über 25 Jahren gibt das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar Familien mit lebensverkürzend erkrankten Kindern ein „zweites Zuhause“. Dabei geht es den Mitarbeitern der Einrichtung um viel mehr, als nur den würdevollen Umgang mit dem Tod – das durfte nun auch der Kölner Kulttrainer Steffen Baumgart während eines Besuchs auf beeindruckende Art und Weise in der Olper Kinderhospiz miterleben.
Wichtigere Sachen als Fußball
Als Chefcoach Steffen Baumgart mit etwas Verspätung den Kinderaufenthaltsraum des Hospizes betritt, blickt er auf einen vollbedeckten runden Tisch – besetzt mit vielen Familien von jungen Kindern, die an einer lebensverkürzenden Krankheit leiden. Bei einem Stück Kuchen lässt sich Baumgart die aktuelle Situation der Einrichtung von Einrichtungsleiter Roland Penz näher erläutern. Dem gebürtigen Rostocker ist sofort bewusst, dass an diesem Ort der Fußball nur Nebensache ist. „Unsere Tabellensituation ist hier das geringste. Die kann ich mit dem nächsten Spiel verändern. Es ist wichtig, dass wir erkennen, dass es wichtigere Sachen im Leben gibt“, betont der FC-Coach.
Viele Prominente wie Schauspieler Christoph Maria Herbst oder Comedian Ralf Schmitz unterstützen seit jeher das Kinder- und Jugendhospiz mit einer Patenschaft – auch Baumgart hat über das Kölner Umfeld schon öfter über „Hörensagen“ mitbekommen, was es mit der Einrichtung auf sich hat – einen persönlichen Eindruck will er sich nach der offiziellen Anfrage daher nicht nehmen lassen – auch um auf die Arbeitsleistung in den Kinderhospizen aufmerksam zu machen. „Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut. Wir haben schon länger versucht, einen richtigen Termin zu finden. Es ging nur noch darum, dass es für alle Beteiligten passt.“
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Tiefen Einblick bekommen
Für den 51-Jährigen ist klar: Heute geht es nur um die Kinder und darum, einen tieferen Einblick in die Materie zu bekommen: „In allererster Linie geht es darum, zu verstehen, wie hier gearbeitet wird. Dafür muss man auch vor Ort sein. Wenn ich das verstehen will, muss ich mich auch mit den Personen auseinandersetzen, die tagtäglich im Einsatz sind.“
Bei einer Führung lässt sich der Kulttrainer auf dem Rasen die Denkmäler, der im Hospiz verstorbenen Kinder, zeigen. Im Gespräch mit den Angestellten kommt plötzlich ein Fußball ins Spiel – das lässt sich Baumgart zur Freude aller nicht zweimal sagen. Sofort spielen die Kinder und das Pflegepersonal gemeinsam mit ihm den „Doppelpass“ – jeder ist mit dabei.
Große Freude beim Fachpersonal
Auch das Fachpersonal freut sich über den kurzfristigen Besuch. Eine Mitarbeiterin trägt sogar ein Rostock-T-Shirt, um besser ins Gespräch zu kommen „Ich war schon immer Fußballfan und Hansa Rostock war mein erster Verein. Der Liebe wegen bin ich ins Sauerland gezogen. Dass ich jetzt neben ihm stehen kann, wo ich ihn sonst nur auf dem Rasen stehen sehe, ist schon wirklich etwas Besonderes“, zeigt sich Ivonne Keseberg vom Auftritt des Trainers begeistert. Aus ihrer Sicht sei es sehr wichtig, die Arbeit im Kinder- und Jugendhospiz öffentlich wirksamer aufzuzeigen. Allein dafür lohne sich der Besuch einer Person aus dem öffentlichen Leben. „Ich finde es wichtig, dass darüber berichtet wird, dass es solche Einrichtungen wirklich gibt. Es sind immer noch viele Missverständnisse in der Gesellschaft“, berichtet die Kinderpflegerin.
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Aufklärung steht an erster Stelle
Das sieht auch die stellvertretende Einrichtungsleiterin Rebecca Kranz so: „Sowas ist für uns total wichtig, weil das Hemmschwellen abbaut. Vielen fällt es schwer, sich damit auseinanderzusetzen. Wenn Leute wie Steffen Baumgart darauf aufmerksam machen, hilft das ungemein. Außerdem ist es ein Highlight für Familien und Personal.“ In den letzten Jahren habe sich die Nachfrage nach Plätzen im Kinder- und Jugendhospiz deutlich erhöht – momentan leben acht Kinder und vier Jugendliche gemeinsam mit ihren Familien im kompletten Gebäude. Den Kindern wird ein buntes Wochenprogramm angeboten. Unter anderem Alpaka-Fütterungen, Zirkus-Shows oder kleine Ausflüge sollen den schwer erkrankten Patienten die Zeit so angenehm wie möglich machen. „Wir konzentrieren uns auf das, was die Kinder noch können und fördern dementsprechend. Hier wird viel gelacht und jeder so angenommen, wie er ist“, erzählt Rebecca Kranz.
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