Kreis Olpe. Die Deutschen werden knauseriger beim Trinkgeld. Doch wie sieht es im Kreis Olpe aus? Eine Umfrage zeigt, was den Gästen besonders wichtig ist.

Trinkgeld gehört nach einem Besuch in der Gastronomie dazu – zumindest war das früher so. Nun zeigt ein bundesweiter Trend, dass die Deutschen beim Trinkgeld immer knauseriger werden. Zehn Prozent der Gesamtsumme? Davon können einige Gastronomen nur noch träumen (unsere Zeitung berichtete). Doch betrifft das auch die Menschen im Kreis Olpe? Was sagen die Gäste? Wir haben uns bei einigen Bürgern mal umgehört.

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Anja Schäfers, Finnentrop
Anja Schäfers, Finnentrop © Barbara Sander-Graetz

Anja Schäfers kommt aus Finnentrop. Für sie ist Trinkgeld ganz klar ein Ausdruck für Zufriedenheit mit dem Service, betont sie im Gespräch mit unserer Zeitung. „Ich gebe Trinkgeld, wenn die Bedienung gut und freundlich war“, sagt sie. „Im Urlaub habe ich bewusst mal kein Trinkgeld gegeben, weil wir das Gefühl hatten, eine Nummer, halt Touris, zu sein und einfach abgefertigt wurden.“ Kein freundliches Wort, kein „Guten Appetit“, kein Lächeln – so etwas seien Gründe, Trinkgeld zu reduzieren, führt Anja Schäfers weiter aus. „Leider ist durch Corona das Zahlen mit Karte viel mehr geworden und dadurch bekommt die Gastronomie weniger Trinkgeld, weil es ja, wenn es unbar geschieht, versteuert werden muss“, so die Finnentroperin. „Da gebe ich das Trinkgeld dann in bar, damit es auch bei denen ankommt, die es verdienen.“

Grundsätzlich immer Trinkgeld gibt der Attendorner Bernd Goebel, der jetzt in Münster lebt. Er betont aber, dass die Höhe abhängig von der Sympathie gegenüber der Bedienung sei. „Ist die Bedienung nett und aufmerksam, aber nicht aufdringlich, dann gebe ich auf jeden Fall mehr“, sagt er. „Tritt sie mürrisch und unfreundlich auf oder kommt sie erst spät an meinen Tisch, dann gibt es auch weniger Trinkgeld.“ Und manchmal gebe es dann aber doch Situationen, in denen er völlig auf ein Trinkgeld verzichtet: „Gefällt mir das Restaurant, der Service und die Bedienung absolut nicht und ich weiß, da werde ich nicht mehr einkehren, dann gibt es nichts. Ich gebe Trinkgeld, weil es eine Wertschätzung ist und direkte Anerkennung für Freundlichkeit und Engagement.“

Stefan Schröder, Ostentrop
Stefan Schröder, Ostentrop © Privat

Auswärts essen ist zu teuer geworden

Doch wie sieht es bei Familien aus? Die Frage kann Stefan Schröder aus Ostentrop beantworten. Zumindest mit Blick auf seine vierköpfige Familie macht er klar, dass sich die Frage nach Trinkgeld für sie ganz selten stelle, da sie so gut wie nie auswärts essen gingen. „Das ist einfach zu teuer für uns geworden“, erklärt Stefan Schröder.

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„Wir wissen, die Gastronomie muss leben und sie haben es nicht leicht, aber auch wir als Familie müssen schauen, dass wir mit unserem Einkommen auskommen“, so Stefan Schröder. „Auch wir können unser Geld nur einmal ausgeben. Sollten wir doch mal in ein Restaurant gehen, dann runden wir auch den nächsten Fünfer oder Zehner auf.“

Das sagen die Wirte

Andreas Runte, der mit seiner Frau Carola die Traditions-Gastwirtschaft Haus Häner in Olpe-Dahl betreibt und seit mehr als 20 Jahren im Geschäft ist, weiß von besseren Zeiten zu berichten, was das Trinkgeld angeht: „Seit mehreren Jahren wird das immer weniger.“ Während der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Trinkgeldern zwischen 5 und 10 Prozent als angemessen bewertet, dürfte das auf dem Lande illusorisch sein. Andreas Runte: „Wenn jemand eine Rechnung von 200 Euro zu bezahlen hat, wird er keine 20 Euro Trinkgeld geben. 10 Prozent, das hat es vielleicht ganz früher mal gegeben.“ Vor allem die Einführung des bargeldlosen Zahlens habe sich als eine Art Trinkgeld-Killer erwiesen. Runte: „Ganz klar ein Trend, der sich negativ auf das Trinkgeld ausgewirkt hat.“

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Das bestätigt auch sein Kollege Apostolos „Laiki“ Stavrou aus dem Olper Samos: „Mit Karte wird weniger Trinkgeld gegeben.“ Grundsätzlich hat „Laiki Stavrou die Erfahrung gemacht, dass die Trinkgeldhöhe von der Freundlichkeit der Bedienung und der Qualität des Essens abhängt: „Der Ton macht die Musik. Wenn es den Leuten sehr gut gefallen hat, geben sie auch ‘was.“ Dass die Gastronomie die extrem gestiegenen Kosten über die Speisekarte an die Gäste weitergeben müsse, sei auf Dauer unumgänglich.

„Wir merken schon, dass unsere Gäste sehr großen Wert auf Freundlichkeit legen. Wenn meine Service-Mitarbeiter das tun, geben unsere Gäste auch gutes Trinkgeld“, erklärt Stefan Kranz, der das Restaurant an der Attendorner Stadthalle (der Gast) betreibt. Der Wirt legt allerdings auch größten Wert darauf, dass seine Mitarbeiter eben freundlich und zuvorkommend dem Gast gegenübertreten. „Es sollte in jedem Restaurant natürlich Standard sein, dass man freundlich bedient wird.“