Olpe. Das traditionsreiche Haus soll nach kurzer Schließung wieder eröffnet werden. Ein neuer Wirt hat sich gefunden, der Ende September startet.

„Hier wird sich nichts ändern.“ Christian Ames schaut zufrieden umher, sein Blick fällt auf eine klassische Theke, auf Stühle und Tische, die etwas zu erzählen haben von ungezählten Kneipen-Abenden, von Gesprächen, Feiern und viel Bier. Seit Mai herrscht fast gespenstische Ruhe im sonst so lebendigen Gasthaus, als Pächterin Jutta Imhäuser nach langer Ankündigung in den Ruhestand getreten war. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger war zunächst ergebnislos verlaufen, sodass es zum von der Familie Imhäuser gewünschten nahtlosen Übergang nicht kam. Doch nun hat die Krombacher Brauerei einen neuen Vertrag unterschrieben; ab Ende September wird Christian Ames, in Dahl aufgewachsen und in Olpe lebend, neuer Wirt bei „Tillmanns“.

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Sein Plan: Er will eine klassische Bierkneipe führen. „Natürlich mit kleiner Karte, mit traditioneller deutscher Küche, Schnitzel oder Kotelett, Deftiges zum Bier. Das soll kein Speiserestaurant sein, sondern eine klassische Bierkneipe.“ Zu viel sei in Olpe schon geschlossen worden, „für die ältere Generation gibt es ja praktisch nichts mehr“. Daher habe er sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, die Bewirtschaftung der Gaststube zu übernehmen.

Christian Ames öffnet Ende September den Gasthof Tillmann als neuer Wirt.
Christian Ames öffnet Ende September den Gasthof Tillmann als neuer Wirt. © Jörg Winkel

Montags und dienstags wird Ruhetag sein, ab 17 Uhr wird er ab mittwochs öffnen, an den Wochenenden so lange, wie die Gäste es verlangen. Der genaue Öffnungstag steht noch nicht fest, wird aber von Christian Ames rechtzeitig bekanntgegeben. Derzeit bereitet er alles Nötige vor: Vor allem sucht er noch Personal: „Das wird ja immer schwieriger, gute Leute zu finden.“ Dennoch ist er optimistisch, dem traditionsreichen Standort neues Leben einhauchen zu können. Nun steht erst einmal eine Generalreinigung an, um den Staub zu entfernen, der sich seit Mai in der leerstehenden Gaststube niedergesetzt hat. Doch soll sprichwörtlich jedes Bild seinen Platz behalten; die einstigen Stammgäste, so der Wunsch von Christian Ames, sollen sich gleich wieder zu Hause fühlen.

Das Gasthaus Tillmann ist ein Haus mit Tradition: Das einstige Hotel wurde 1795, nach dem letzten großen Stadtbrand, erbaut. In den einstigen Hotelräumen sind inzwischen Wohnungen untergebracht, der ehemalige Saal wurde zu einem Ladenlokal umgebaut. Die Gaststube wurde nach der Schließung des Hotels als eigenständige Gaststätte abgetrennt. Nachdem Hans Zeppenfeld 2001 als erster Wirt nach der Loslösung vom Hotelbetrieb das Gasthaus als Pächter übernommen hatte, stieg 2014 seine Tochter Jutta Imhäuser als Wirtin ein, stets unterstützt von ihren Töchtern und Ehemann Paul, der als Ex-Major des Olper Schützenvereins eine Institution in der Kreisstadt ist.

Denkmal mit besonderer Aussagekraft

Seit 1992 steht das Gebäude, das einst als „erstes Haus am Platze“ galt, unter Denkmalschutz. Die Homepage der Stadt verrät, warum: „Bei dem Gebäude handelt es sich um einen zweigeschossigen Fachwerktraufenbau in Ecklage mit verschieferter Außenhaut und schiefergedecktem Satteldach. Baugeschichtlich sind für das Gebäude vier Bauteile zu unterscheiden. Beim 1. Bauteil handelt es sich um ein klassizistisches, dreiachsiges Satteldachtraufenhaus, beim 2. Bauteil um ein in seiner Fassadengestaltung spätklassizistisches Satteldachtraufenhaus, das über den 1. Bauteil erschlossen ist. Der 3. Bauteil wurde zur Verbesserung des Hotelbetriebs erstellt und zeigt, wie der Saalbau, dieselben Stilcharakteristika der ausgehenden wilhelmischen Epoche. Der 4. Bauteil, der Saalbau, wurde gleichzeitig mit dem 3. Bauteil errichtet.“

Durch die „besondere Aussagekraft für die Bau-, Stadtbau- und Architekturgeschichte“ sei das Gebäude mit seiner Verwendung und den Nachweismöglichkeiten der unterschiedlichen Baustile und Bautechniken bedeutend für die Stadt Olpe und „im besonderen Maße zum Aufzeigen und Erforschen der historischen Vorgänge und Entwicklungen geeignet“. An seinem Beispiel ließen sich „Weiterentwicklungen seit der Wiederaufbauphase der Stadt nachvollziehen“, so die Stadt Olpe.