Attendorn. Alfons Springob ist auf den Rollator angewiesen und ärgert sich maßlos über das rücksichtlose Verhalten einiger Autofahrer. Was ihm widerfuhr.
Seit dem 15. Mai ist Alfons Springob Bewohner des Seniorenhauses St. Liborius, das in zentraler Lage in der Bieketurmstraße 9 in Attendorn liegt. Springob hat sich eingelebt und ist hier zufrieden. Die tägliche Runde durch die Hansestadt ist für den ehemaligen Neuenhofer bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Auch besucht er des Öfteren seine Frau, die im Haus Mutter-Anna wohnt. Für seine Gänge benötigt der 80-Jährige einen Rollator oder ein Seniorenelektromobil.
Ein Problem gibt es aber doch, das der frühere Neuenhofer unumwunden anspricht: „Rücksichtslose Verkehrsteilnehmer parken in der Attendorner Innenstadt halb auf den Bürgersteigen oder Gehwegen. Das betrifft in erster Linie die überdimensionalen SUVs, deren Fahrerinnen und Fahrer ihre Fahrzeugdimensionen nicht abschätzen können. Aber es muss ja standesgemäß sein. Rücksichtslos werden ihre ‚vermeintlichen Rechte‘ in Anspruch genommen.“
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Bekanntlich ist der Marktanteil für diese Art von Fahrzeugen in den letzten Jahren massiv angestiegen: von etwa zehn Prozent im Jahre 2010 auf heute über 30 Prozent des Pkw-Marktes, so die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes. Alfons Springob ärgert sich besonders über ein Vorkommnis, das ihm vor ein paar Tagen widerfahren ist und das er unserer Zeitung wie folgt schildert: „Ich musste mit meinem Rollator die Fahrbahn benutzen, weil der Gehweg mit Baumaschinen verstopft und für die Fußgänger nicht begehbar war. Brüllt so ein junger, braun-gebrannter Typ mit heruntergelassener Scheibe eines Kombis hinter mir her: ‘eh, mach die Straße frei und geh auf den Bürgersteig‘. Nun, die Straße war dort breit genug um vorbeizufahren, auch für diesen jungen Typen. Mit im Auto waren eine Frau und zwei Kinder. Vermutlich wollte er sich vor der Frau und den Kindern großtun und zeigen, was er für ein toller Held auf der Straße und im Auto ist und sich mal besonders hervortun.“
Sinkende Umsätze
Eine junge Frau kam dem 80-Jährigen zur Hilfe und sagt dem Fahrer, dass dies wegen der Baumaschinen nicht möglich ist. Selbst das etwa fünfjährige Kind im Auto zeigte sich einsichtig: „Aber Papa, nun hör doch auf.“ Über die langsamen Straßenarbeiten in der Wasserstraße äußert sich Alfons Springob im Gespräch. Viele Bewohner seien gleicher Meinung und denken dabei an die ansässigen Geschäfte, die die Bauarbeiten durch sinkende Umsätze spüren.
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Wegen der Parkplatznot in der Innenstadt lässt sich der ein oder andere etwas einfallen. So beobachtete Springob, dass eine Dame auf dem Bürgersteig vor der Barbara-Apotheke parkte. Man könnte nun meinen, sie müsste dringend Medikamente holen. Doch die Frau stieg mit einem Korb aus und ging zum Einkaufen in die Stadt. Der 80-Jährige gibt zu bedenken, dass er und auch viele ältere Menschen, zum Beispiel aus den Wohnheimen in Attendorn sich ihre Krankheiten, die zu einer Behinderung führten, nicht ausgesucht hätten. Mit Hilfe der Rollatoren, Rollstühle und Seniorenelektromobile könne man sich bewegen und am öffentlichen Leben etwas teilnehmen.
Buchdrucker und Schriftsetzer
Alfons Springob hat nach der Schule eine Ausbildung zum Buchdrucker und Schriftsetzer absolviert. In der Abendschule erlernte er später den Beruf des Buchhalters. Bei einer Tageszeitung in Plettenberg war er für die Anzeigen zuständig, bevor er krankheitsbedingt in Frührente ging. Der 80-Jährige ist verheiratet, hat eine Tochter, die in Berlin wohnt, und einen Sohn, der in Dortmund ansässig ist.
Springob: „Die Krankheiten können wir nicht abgeben oder rückgängig machen, gern aber den rücksichtslosen Menschen wünschen.“ Er möchte eigentlich ein freundliches Miteinander und vor allem Rücksichtnahme. Dabei ist dem Neuenhofer positiv aufgefallen, dass es eine Menge Jugendliche gibt, die Behinderten helfen und „super zuvorkommend“ sind.