Lennestadt. Im Juli 2021 zog ein schweres Unwetter über Lennestadt hinweg. Keller und Straßen wurden überschwemmt. Jetzt liegt die Schadensbilanz vor.

Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, verzweifelte Hausbewohner, Feuerwehren im Dauereinsatz. Mehr als zwei Jahre ist jetzt her. Am 14. Juli 2021 versank der Ostkreis nach ergiebigen Starkregenfällen im Hochwasser. Die Höhe des Gesamtschadens, der damals auf privaten und öffentlichen Grundstücken entstand, wird niemals exakt zu ermitteln sein. Er dürfte aber wesentlich höher sein als zunächst angenommen wurde. Die Stadt Lennestadt allein hat 2.339.350 Euro ausgerechnet, die für die Beseitigung aller Schäden an öffentlichen Wegen, Plätzen, Gewässern und Gebäuden aufgewendet werden müssen. 13 Einzelmaßnahmen stehen in dem „Wiederaufbauplan“ der Verwaltung.

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Der Plan gibt einen Überblick über die gesamten Schadensfälle im Stadtbereich und die damit verbundene grob geschätzte Schadenshöhe. Er ist zwingende Voraussetzung für die Beantragung von Zuschüssen.

Den größten Batzen macht dabei der Neubau des Feuerwehrhauses in Oedingen mit 1.838.550 Euro aus. Der Ort war von den Folgen des Starkregens am schlimmsten betroffen. Während die Einsatzkräfte der Feuerwehr auswärts Bürgern beim Kampf gegen die Wassermassen halfen, wurde die eigene Feuerwehrbehausung in der Ortsmitte mit Wasser- und Schlammmassen überflutet.

Der Keller lief voll Wasser, die dort vorhandenen Heizöltanks schwammen auf und kippten um. Das mit Heizöl kontaminierte Wasser drang in das Kellermauerwerk und in die untere Schicht des Erdgeschoss-Mauerwerks ein. Die Geruchsbelästigung konnte trotz mehrfacher Versuche auch nach Monaten nicht beseitigt werden; ein Austausch des Mauerwerks ist aus statischen Gründen nicht möglich bzw. nicht wirtschaftlich. Auf dem Grundstück des mittlerweile abgerissenen Alten Pfarrhauses in der Brachter Straße will die Stadt in Kürze ein neues Feuerwehrgerätehaus errichten.

Das alte Feuerwehrgerätehaus in Oedingen nach dem Hochwasser am 14. Juli 2021. In der Fahrzeughalle steht ein Gemisch aus Heizöl, Schlamm und Wasser.
Das alte Feuerwehrgerätehaus in Oedingen nach dem Hochwasser am 14. Juli 2021. In der Fahrzeughalle steht ein Gemisch aus Heizöl, Schlamm und Wasser. © WP | Privat

Aber nicht nur die Feuerwehr und die Anlieger an der Hunold-Rump-Straße (Ortsdurchfahrt / B 55) hatte es arg erwischt. Der Bach „Bremeker Siepen“ am Holunderweg entwickelte sich in wenigen Stunden zu einem reißenden Gewässer. Ausspülungen, Ausbrüche, angeschwemmtes Geröll, Schwemmgut und Anlandungen zerstörten den Weg in weiten Teilen, ebenso Teile der Brenscheder Straße, eine Ufermauer und einen Kanal. Mit schwerem Gerät wurde das Bachbett freigeschnitten, gereinigt und wiederhergestellt. Die Kosten für die gesamten Maßnahmen und Aufräumungsarbeiten in diesem Bereich beziffert die Stadt mit rund 320.000 Euro.

Der Nachbarort Oberelspe kam glimpflicher davon. Zwar traten auch hier die Bäche über die Ufer, wurden Hofflächen und Gärten überflutet, vor allem in der Kreuzbergstraße, wo der Burbecker Bach über die Ufer ging. Auch die anderen Gewässer im Ort richteten Schäden an. Insgesamt beziffert die Stadt die Schadenssumme in Oberelspe und Umgebung in ihrem Wiederaufplan mit rund 58.000 Euro.

Im unteren Elspe- und Oenetal von Elspe bis Theten entstanden durch das Unwetter Kosten in Höhe von weiteren 10.000 Euro. Im Lennetal (Saalhausen/Gleierbrück: 7000 Euro; Kickenbach: 11.200 Euro, Langenei: 6.800 Euro), im Raum Meggen (7.000 Euro) und im Veischedetal (5.000 Euro) ist die Schadenssumme geringer.

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Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hatte am 10. September 2021 festgestellt, dass der Starkregen und das Hochwasser im Juli 2021 eine Naturkatastrophe und ein unvorhersehbares Ereignis in den betroffenen Regionen des Landes Nordrhein-Westfalen darstellt.

Land und Bund hatten für den Wiederaufbau einen Aufbaufonds mit rund 12,3 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Damit sollen hochwasserbedingte Schäden beseitigt sowie insbesondere der Wiederaufbau von baulichen Anlagen, Gebäuden, Gegenständen und öffentlicher Infrastruktur, die durch den Starkregen und das Hochwasser beschädigt wurden, finanziert werden. Deshalb hofft die Stadt Lennestadt hofft nun, dass sie den allergrößten Teil der entstandenen Aufwendungen durch den Bund und das Land NRW erstattet bekommt. Das gilt auch für das Feuerwehrgerätehaus in Oedingen, abzüglich des Restwerts von rund 75.000 Euro für das alte Feuerwehrhaus. „Ich gehe stark davon aus, dass uns der allergrößte Teil der Kosten erstattet wird. Deshalb haben wir den Neubau in Oedingen dem in Meggen auch vorgezogen“, so Bürgermeister Tobias Puspas.