Gerlingen. Ein Feuer zerstörte im Jahr 2021 eine Halle der Firma Dietrich in Wenden. Doch jetzt geht es bergauf. Die Firma hat ganz große Pläne.
Die Bilder sind unvergessen. Am 4. November 2021 stand die Lkw-Werkstatt der Firma Dietrich in Gerlingen in hellen Flammen. Eine riesige Rauchwolke war von weitem zu sehen. 250 Einsatzkräfte kämpften gegen das Feuer. Vergebens. Die Werkstatt brannte nieder. „Es war eine Katastrophe. Das hat uns kalt erwischt. Da rechnet man nicht mit. Es hat uns die ganze Werkstatt genommen. Das war für uns ein einschneidendes Erlebnis. Jeder Mitarbeiter sieht da seinen Arbeitsplatz wegbrennen“, sagt Betriebsleiter Daniel Stoldt im Gespräch mit dieser Redaktion.
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Auch acht Lkw, davon drei Neufahrzeuge, seien damals ein Opfer der Flammen geworden: „Die Halle war voll. Das Feuer kam so schnell im laufenden Betrieb. Es konnte nichts mehr gerettet werden. Alles ist weggebrannt. Es gab kein Werkzeug mehr, nichts. Das Wichtigste ist aber, dass keinem etwas passiert ist.“ Bei dem Großbrand entstand ein Sachschaden von fünf Millionen Euro. Die Ursache ist bis heute unbekannt. „Viele Brandsachverständige waren hier. Es war wohl ein Unfall, die Versicherung hat das anstandslos reguliert“, berichtet der 44-Jährige.
Im Unternehmen Dietrich sei der Blick nach dem Feuer schnell wieder nach vorne gerichtet worden, so der Betriebsleiter: „Donnerstagnachmittag hatte es gebrannt. Unser Glück war, dass wir die Pkw-Werkstatt zu einer Lkw-Werkstatt umfunktionieren konnten und so die Kernarbeit weitergehen konnte. Schon am Freitag haben wir das hergerichtet, am Wochenende haben wir die Infrastruktur wieder hergestellt und am Montag begann der Notbetrieb.“
Überall wird gebaut
Aktuell ist von Schutt und Asche auf dem Betriebsgelände in Gerlingen nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil. „Es wird an allen Ecken und Enden gebaut“, beschreibt der Betriebsleiter die aktuelle Situation. Insgesamt sieben Millionen Euro investiert das expandierende Unternehmen, das derzeit insgesamt 80 Mitarbeiter an den vier Standorten Gerlingen, Siegen, Gummersbach und Meinerzhagen hat. „Wir hatten jetzt die Chance, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen. Wir haben viel Gehirnschmalz eingesetzt, um das Optimale herauszuholen. Ziel waren auch kurze Laufwege für die Monteure. Wir werden eines der fortschrittlichsten Werke“, sagt Daniel Stoldt.
Vor knapp einem Jahr begann der Neubau der Lkw-Werkstatt, im September soll sie bezogen werden. Sie ist das neue „Herzstück“ der Firma Dietrich, alles ist vom Feinsten. Die dreistöckige Halle hat drei lange Arbeitsgruben und eine volle digitale Bremsprüfanlage, zudem Büros und Mitarbeiterräume. „In der Halle gibt es Fußbodenheizung, sogar in den Gruben. Wir sind komplett auf digital umgestiegen“, berichtet Betriebsleiter Stoldt. Die Maßnahmen für den Brandschutz wurden noch weiter intensiviert.
Wichtig sei, dass jeder Mitarbeiter einen modernen Arbeitsplatz habe und sich wohlfühle, so Stoldt. In der neuen Lkw-Werkstatt gibt es einen Mitarbeiterpausenraum mit Küche, einen Sozialraum sowie einen Sport- und Ruheraum. „Hier können Mitarbeiter Massagen bekommen, und es gibt Sportgeräte. Dabei kann man auch Fernsehen gucken. Das sind Benefits für die Mitarbeiter zum Entspannen. Eineinhalb Jahre mussten sie beengt arbeiten. Um so mehr freuen sie sich jetzt“, sagt Daniel Stoldt.
Der Neubau der Lkw-Werkstatt ist aber nur ein Teil der Baumaßnahmen auf dem 14.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände. Aktuell werden die Außenanlagen hergerichtet. „Das Gelände wird bis hinter die Autobahnbrücke flach gemacht und gepflastert. Dort gibt es Stellflächen für die Lkw“, so Stoldt. Es gibt Räume für Vertrieb und Verwaltung sowie einen Show-Verkaufsraum, in dem die Auslieferung der Trucks zum Erlebnis werden soll, so Stoldt. Auch eine separate TÜV-Halle ist errichtet worden. Die alte Pkw-Halle soll nächstes Jahr im Design angepasst werden.
E-Mobilität im Lkw-Bereich
„Ganz stolz sind wir auf unsere E-Mobilität im Lkw-Bereich. Wir errichten gerade einen der größten Ladepunkte weit und breit. Das räumt uns einen Wettbewerbsvorteil ein“, meint Daniel Stoldt. Es wird eine Extraspur zur Tankstelle geben. Ein Trafohäuschen ist bereits gesetzt, als nächstes sollen die Ladesäulen kommen: „Da können wir sogar Megacharging anbieten. Das gibt es weit und breit nicht“, betont der Betriebsleiter. Europaweit erfolgreich ist die Firma Dietrich auch mit dem Truck-Styling. Sonnenblenden und Seitenverkleidungen stellt das Unternehmen selbst her. Auch für Verchromungen ist gesorgt.
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Im Frühjahr 2024 sollen die Investitionsmaßnahmen bei der Firma Dietrich abgeschlossen sein. Dann ist auch eine Einweihung geplant. „Wir haben es uns schön gemacht“, freut sich Daniel Stoldt. Keine Frage: Die Firmengeschichte von Dietrich hat nach dem verheerenden Feuer ein Happyend.