Kreis Olpe. Viele hatten das Thema abgehakt, doch die neueste Omikron-Variante breitet sich aktuell im Kreis Olpe aus. Das rät ein Allgemeinmediziner.
Rollt auf den Kreis Olpe eine erneute Corona-Welle zu? Während der bundesweite Pandemieradar des Robert-Koch-Institutes zum 1. Juli 2023 eingestellt wurde, tauchen zumindest in einigen Arztpraxen, aber auch in Schulen im Kreis Olpe vermehrt Nachrichten auf, dass das Coronavirus erneut für krankheitsbedingte Ausfälle sorgt.
Hausarzt und Allgemeinmediziner Dr. Martin Junker (Olpe), gleichzeitig Chef der Kassenärztlichen Vereinigung für den Kreis Olpe, spricht von einem spürbaren Anstieg von Verdachtsfällen: „Wir haben in unserer Praxis, und das kann ich auch von anderen Praxen berichten, eine deutliche Zunahme an Coronafällen. Keine Besorgnis erregende Zahl, aber man muss davon ausgehen, dass viele ja auch nicht mehr testen.“ Viele seien während der Pandemie geimpft worden und zusätzlich erkrankt, was wie eine zusätzliche Impfung wirke: „Wenn jemand vor diesem Hintergrund nur einen banalen Schnupfen spürt, will er gar nicht erst in die Verlegenheit eines positiven Testergebnisses kommen.“ Es werde dann vielfach auf einen Test verzichtet, und die leicht Erkrankten gingen dann doch in die Firma. Davon rät Junker aber ab: „Wenn ein solcher Infekt im Körper ist, der ein spürbares Ausmaß hat, gehört jeder Betroffene nach Hause. Es gibt ja heute die Möglichkeit der Videosprechstunde und anhand der Schilderung kann auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt werden.“ Momentan herrsche in Deutschland eine neue Omikron-Untervariante vor, die laut internationalen Ergebnisse offenbar glimpflich verlaufe. Die Mehrheit der Menschen seien zwar zwei- oder dreifach geimpft, aber mit einem Impfstoff, der für den alten Grundvirustyp designt worden sei. Junker: „Ich persönlich rate jedem, der ein gewisses gesundheitliches Risiko hat, also chronische Krankheiten, sich im Herbst mit dem neu zugeschnittenen Omikron-Impfstoff impfen zu lassen. Insbesondere auch die über 60-Jährigen.“ Biontech und Moderna hätten diesen Impfstoff ja angekündigt: „Das sollte man im Oktober oder November zusammen mit der Grippe-Impfung machen lassen. Ich kann es nur dringend empfehlen.“ Influenza-Pandemien seien mitunter verniedlicht worden und hätten im zurückliegenden Jahrzehnt in nur einer Grippesaison vermutlich über 20.000 Tote verursacht.
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Enttäuscht zeigt sich Junker von deutschen Behörden wie dem Paul-Ehrlich-Institut oder der Ständigen Impfkommission (Stiko) über unzureichende Datenauswertungen und Prognosen: „Wenn wir da etwas Belastbares haben wollen, müssen wir nach Israel, England oder den USA schauen. Es ist ein Trauerspiel, dass wir jetzt nicht hochgerüstet sind, was die Auswertung von Ergebnissen und Verläufen angeht. Zum Beispiel mit Blick auf das Thema Long Covid. Wir sind gezwungen, uns auf unseren allgemeinmedizinischen Verstand und unsere Erfahrung zu verlassen.“
Keine Katastrophenmeldung aus den Schulen
Aus den Schulen werden derzeit keine Katastrophenmeldungen bestätigt. Holger Köster, Schulleiter des Städtischen Gymnasiums Olpe bestätigt zwar geringfügige Coronameldungen, für Aktionismus in irgendeiner Form bestehe aber kein Grund: „Wir spüren zwar eine steigende Zahl von Infekten, aber nicht unbedingt durch Corona. Coronafälle hat es zwar gegeben, aber nicht mehr als eine Handvoll bei den Schülern. Und seitens des Kollegiums ist mir aktuell nur ein Fall bekannt.“ Auf die Frage, ob er einen signifikanten Anstig bei den Coronazahlen befürchte, sagt Köster: „Wir haben natürlich ein wachsames Auge darauf, und wir werden mit Blick auf die Schulgemeinde sehr transparent damit umgehen.“ Notfalls werde den Eltern geraten, Kinder im Zweifelsfall lieber mal eher zu Hause zu lassen. Aktuell sei es aber kein Thema.
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Das Gerücht, Schüler des Abiturjahrgangs am Gymnasiums Maria Königin Lennestadt hätten das Virus vermehrt von einer Klassenfahrt nach Rom in die Heimat gebracht, relativierte Schulleiter Jan Fabian Borys: „Wir erhalten ansatzweise seit eineinhalb Wochen von Eltern die Rückmeldung, ihr Kind könne möglicherweise Corona haben, aber die allermeisten testen nicht. Das Coronavirus wird mit Sicherheit aktuell unterwegs sein, das habe ich auch aus meinem Bekanntenkreis gehört, aber ich kann hier an unserer Schule keine Coronawelle bestätigen.“ Zum Rom-Gerücht sagte Borys, dass auch aus dieser Richtung vereinzelt von Verdachtsfällen die Rede sei: „Da waren über 100 Schüler und Lehrkräfte unterwegs und ein geringer Teil hat sich krank gemeldet, aber auch nicht viel mehr als sonst üblich, und ich weiß auch im Einzelfall nicht, ob es sich um das Coronavirus handelt. Wir fragen das ja auch nicht ab, es kann ja auch eine Magen-Darm-Geschichte sein oder ein anderes Virus.“ Wie viele Schüler von den 732 aktuell krankgemeldet seien, wisse er nicht, auffällig sei die Situation aber nicht.
Die Kreisverwaltung in Olpe hat auf unsere Nachfrage hin bestätigt: Die Zahl der Corona-Fälle steigt. „In diesem Monat gab es erstmalig seit Februar 2023 einen gewissen Anstieg der gemeldeten Corona-Fälle im Kreis Olpe“, meldet auf Anfrage unserer Redaktion die Pressestelle des Kreises. Allerdings bewegten sich die offiziellen Fallzahlen weiterhin auf einem sehr niedrigem Niveau, bisher seien im August beim Gesundheitsamt des Kreises Olpe 22 Fälle gemeldet.
Der Nachweis einer Infektion mit dem Corona-Virus sei weiterhin meldepflichtig: „Die Meldung erfolgt zunächst an das Gesundheitsamt und von dort werden die Zahlen an das Landeszentrum für Gesundheit NRW bzw. das Robert-Koch-Institut weitergeleitet“. Holger Böhler von der Pressestelle des Kreises bestätigt ebenfalls die Angaben der von uns befragten Schulen: Dem Kreis lägen keine auffälligen Corona-Meldungen aus Schulen vor. Für die Grundschulen gelte: „Bekannt ist lediglich, dass zwei Kinder im Raum Drolshagen sowie jeweils eins in der Gemeinde Wenden und eins in der Gemeinde Kirchhundem am Corona-Virus erkrankt sind – zudem jeweils eine Lehrkraft in den Kommunen Drolshagen und Wenden.“ Rückmeldungen aus Kindergärten lägen nicht vor. „Das regelmäßige Lüften von Räumen wird weiterhin dringend empfohlen. Personen ab 60 Jahren, Schwangere, Menschen mit bestimmten Grundkrankheiten oder Bewohnerinnen und Bewohner von Einrichtungen der Pflege haben ein erhöhtes Risiko für den schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Daher kann das Tragen einer FFP2-Maske im individuellen Fall sinnvoll sein. Auffrischungsimpfungen sind für Angehörige von Risikogruppen empfohlen. Hier sollte eine Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt erfolgen“, so der Rat der Kreisverwaltung.