Olpe. Das „Familienatelier“ in Olpe soll ein Ort für U3-Kinder und ihre Familien sein. Hier kann getobt, gelacht, aber auch ehrlich gesprochen werden.

Es sind Situationen, die viele junge Eltern erleben. Worüber aber nur die wenigsten offen reden. Das Gefühl, überfordert zu sein, wenn man das erste Mal mit dem Kind Zuhause allein ist. Die fehlende Begeisterung fürs Stillen, obwohl es doch so wichtig für die Mutter-Kind-Bindung ist. Die anhaltende Erschöpfung, vielleicht sogar Wut, weil das Kind seit Monaten nicht durchschläft. Für all solche Themen soll jetzt ein Raum in Olpe geschaffen werden: das „Familienatelier“. „Wir wollten eine Anlaufstelle für werdende Familien und Familien mit kleinen Kindern schaffen, an der sie sich austauschen können. Mit viel Raum für die Themen und Emotionen der Besucher“, erklärt Natascha Focke.

„Dorfplatzcafé“ im DRK-Mehrgenerationenhaus in Olpe

Die 37-Jährige und ihre Freundin Marsha Pacolli (48) sind zertifizierte Mütterpflegerinnen. In dieser Funktion unterstützen sie Mütter bei der Pflege des Babys, vor allem in der Wochenbett-Zeit, beraten sie in Gesundheitsfragen und stehen ihnen bei der Organisation des Haushalts zur Seite. Eine Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl und Empathie verlangt. „Das Schöne ist, wie viel Dankbarkeit wir in unserem Job erfahren“, sagt Marsha Pacolli. Sie und Natascha Focke haben ihre berufliche Erfüllung gefunden, engagieren sich deswegen auch noch ehrenamtlich. In der Turnhalle des DRK-Mehrgenerationenhauses haben sie vor einem Jahr das „Dorfplatzcafé“ eingerichtet; eine Art Spielzimmer, in dem sich Kinder auf der Kissenrutsche, im Bällebad oder mit Lego austoben können, während sich ihre Eltern in ungezwungener Atmosphäre austauschen können. Einmal die Woche, immer dienstags von 9 bis 13 Uhr, öffnet das „Dorfplatzcafé“. Der Bedarf sei groß, so Marsha Pacolli, selbst sechsfach Mama, und Natascha Focke, dreifach Mama.

Das sind die Frauen hinter dem Familienatelier Olpe (obere Reihe, von links): Sophie Jayasinghe, Marsha Pacolli, Katrin Dreier, (untere Reihe, von links), Sabrina Quodt, Carina Esser und Natascha Focke.
Das sind die Frauen hinter dem Familienatelier Olpe (obere Reihe, von links): Sophie Jayasinghe, Marsha Pacolli, Katrin Dreier, (untere Reihe, von links), Sabrina Quodt, Carina Esser und Natascha Focke. © Ann-Kathrin Linde | Ann-Kathrin Linde

„Sechs Kinder haben wir in diesem Jahr laufen lernen sehen. Das ist richtig schön“, erzählt Focke. Besonders schön sei aber vor allem das Gemeinschaftsgefühl. Dass Kinder mit anderen Kindern in Kontakt kommen. Und frischgebackene Eltern mit anderen Eltern. Focke und Pacolli wissen, dass sich vor allem Mütter in der ersten Zeit mit dem Baby oft einsam fühlen. Weil die neue Aufgabe kaum Zeit für soziale Kontakte lässt. Dazu kommt, dass viele einen enormen Druck verspüren, ihre Rolle gut zu erfüllen. In ehrlichen Gesprächen kristallisiert sich dann aber häufig heraus, dass es anderen genauso geht. Das entlastet und verbindet.

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Durch den Austausch im „Dorfplatzcafé“ reift die Idee von einem eigenen, geschützten Begegnungsort. Denn der regelmäßige Umbau der Turnhalle zum „Dorfplatzcafé“ ist auf Dauer zeitintensiv und herausfordernd. Warum also nicht selbst etwas auf die Beine stellen? Die Mütter Katrin Dreier, Sabrina Quodt und Carina Esser sowie die Sozialarbeiterin Sophie Jayasinghe, die bereits zwei Mal pro Woche unter dem Pavillon im Bootshaus am Biggesee das „Zwergenhauscafé“ anbietet, sind sofort Feuer und Flamme. Gemeinsam gründen die Frauen den Verein „Familienatelier“. Ab 1. Oktober soll das „Familienatelier“ drei Mal in der Woche, sowohl vormittags als auch nachmittags, öffnen.

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Atelier – das klingt nach Kunst. Das ist keinesfalls Zufall. Denn es sei eine Kunst, das Bild einer Familie zu schaffen und alle Erwartungen und Bedürfnisse zu berücksichtigen, so Focke und Pacolli. Und genau bei diesem Prozess möchte das interdisziplinäre „Familienatelier“-Team unterstützen und begleiten. „Wir möchten damit für Eltern aus jeder sozialen Schicht ein offenes Angebot schaffen, wobei der Fokus auf der gesunden Entwicklung der kleinsten Familienmitglieder liegt.“ Eingeladen sind alle Familienmitglieder, nicht nur Mütter und Kinder. „Denn leider werden zum Beispiel Väter viel zu oft außer Acht gelassen. Kaum einer fragt nach, wie es eigentlich dem frisch gebackenen Vater geht“, so Marsha Pacolli.

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Das Angebot richtet sich vorerst nur an Familien mit Kindern unter drei Jahren. „Größere Kinder haben einen anderen Förder- und Unterhaltungsbedarf“, sagt Natascha Focke. Entscheidend sei aber, dass es eben für die Kleinsten kaum Angebote in Olpe gebe, wo sie außerhalb des Kindergartens zusammen spielen und sich austoben können. Das soll mit dem „Familienatelier“ geändert werden.

>>> CROWDFUNDING

  • Da sich das „Familienatelier“ ehrenamtlich engagiert, ist der Verein auf Sponsoren, Spenden und (passive) Mitglieder angewiesen.
  • Die Mitglieder werden in den kommenden Wochen verschiedene Aktionen anbieten und zum Beispiel mit einem Spielstand auf der Muggelkirmes vertreten sein. Auch selbst eingekochte Marmelade oder Tomatensoße kann gegen eine Spende erworben werden.
  • Eine Crowdfunding-Aktion wurde eingerichtet.