Grevenbrück. Die Mauerreste der Peperburg in Grevenbrück faszinieren auch nach 800 Jahren - Ein Beispiel für gut funktionierenden Denkmalschutz.

Wie war das Leben auf der Burg, wie wurde das Baumaterial aus dem Steinbruch gebrochen und transportiert? Wie viele Menschen haben hier malocht? Und die wohl wichtigste Frage: Wie sah sie nun wirklich aus, die Burg Gevore, genannt Peperburg, im Stadtwald in Grevenbrück? Es ist mit Abstand der älteste „Lost Place“ dieser Serie, wenn man so will. Denn das im frühen 12. Jahrhundert errichtete Bauwerk wurde von seinem Bewohner, Edelherr Dietrich von Gevore, Mitte der 1220er Jahre verlassen, als dieser in seinen „Neubau“, die Burg Bilstein, umzog. Danach ging es mit der Peperburg bergab.

+++ Lesen Sie auch: Verrückte Aktion: Jungschützen im Ihnetal kaufen Autoscooter +++

Wer den etwas breiteren Weg vom Radweg Grevenbrück-Borghausen, der parallel zur Ruhr-Sieg-Bahnstrecke verläuft, wählt oder einen der vielen Pfade, die sich durch einen lichten Buchen- und später durch einen dunklen, mystisch wirkenden Fichtenwald auf das Burgplateau schlängeln, wird sich schnell diese Fragen stellen.

Die Daten- und Informationslage über das Bauwerk auf einer Anhöhe über der Veischedemündung in die Lenne ist dünn, basiert zum großen Teil auf nichtwissenschaftlichen Erkenntnissen und Überlieferungen. „Wie sich die Burg in ihrer Glanzzeit dem Anblick der Zeitgenossen dargeboten hat, entzieht sich unserer Kenntnis“, stellt der frühere Stadt- und Kreisheimatpfleger Günther Becker in seinem Beitrag im Buch „Gevore Förde Grevenbrück. Ein Sauerländer Ort im Wandel der Zeit“, herausgegeben 2015 vom Heimat- und Verkehrsverein Grevenbrück, fest. Mehrere Burgbeschreibungen sind überliefert, dort ist u.a. von vier „kräftigen Thürmen“ die Rede.

Mystischer Fichtenwald unterhalb der Burg, die Bäume haben die Form von Stimmgabeln.
Mystischer Fichtenwald unterhalb der Burg, die Bäume haben die Form von Stimmgabeln. © WP | Volker Eberts

Laut Günther Becker muss bei diesen Überlieferungen „einiges an Phantasie im Spiel gewesen sein“, denn archäologische Grabungen in den 1980er Jahren ergaben, dass es vier Umbauphasen gegeben haben muss und die Burganlage eher spitzoval angelegt war. Die genaue Form und auch das Datum, wann der letzte Bewohner oder die Bewohnerin den Schlüssel des Burgtors herumdrehte, ist nicht sicher überliefert. Genannt wird als letzte erbberechtigte Tochter Alheid von Hundemen gen. Pepersack zu Pepperburg, die um 1430 noch auf der Peperburg gewohnt haben soll.

+++ Lesen Sie auch: Tragischer Unfall nach Ehestreit endet tödlich +++

Real ist dagegen der Fund von 2700 hochmittelalterlichen Gegenstände bei den Grabungen im Jahr 1980, die heute dem Museum der Stadt gehören. Dieser Umstand, verbunden mit der politischen und zeitgeschichtlichen Bedeutung der Erbauer, der Edelherren von Gevore, hat dazu beitragen, dass der „Lost Place“ Peperburg bis heute in der Heimatgeschichte des Ortes Grevenbrück und der Region fest verankert ist. Darüber hinaus ist es dem Heimatverein Grevenbrück und anderen Heimatfreunden zu verdanken, dass die Erinnerung an diese Zeit präsent bleibt. Als eine Station des vor fünf Jahren geschaffenen Kulturwegs durch Heimatverein und Stadt erfährt die „Peperburg“ weitere Aufwertung.

Appell: Ruinen der Heimat nicht vergessen

Diese Hinweistafel informiert über die Geschichte der Peperburg, Bodendenkmal der Stadt Lennestadt, bei Grevenbrück.
Diese Hinweistafel informiert über die Geschichte der Peperburg, Bodendenkmal der Stadt Lennestadt, bei Grevenbrück. © WP | Volker Eberts

Und heute? Besucher erleben ein vom Heimatverein gut gepflegtes Bodendenkmal mit Erklärtafeln im Naturschutzgebiet direkt am Lennestadt-Rundweg. Die Burgreste, der nahe Steinbruch und der mystischen Wald, einer von 42 Sauerländer Seelenorten, sind ein lohnendes Ausflugsziel, dessen Besuch die eigene Phantasie über das Leben im Mittelalter geradezu beflügelt.

Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass es sich bei diesem „Lost Place“ nicht um einen klassischen „Vergessenen Ort“ handelt, der für Besucher nicht mehr zugängig und sich selbst überlassen ist. Diese letzte Folge der Sommerserie soll deutlich machen, dass es gute Gründe gibt, die „Ruinen der Heimat“ nicht zu vergessen und aufzugeben. Denn leider geschieht dies an vielen Orten im Kreis Olpe. Selbst eingetragene Denkmäler verkommen zu Schandflecken, wie wir bei den Recherchen zu dieser Serie feststellen mussten.