Lennestadt. Vier von acht Technikerstellen bei den Stadtwerken in Lennestadt sind verwaist, dadurch bleibt vieles liegen. Der Grund dafür ist einfach.

Früher galt ein Beruf im Öffentlichen Dienst als „Job fürs Leben“, krisensicher, mit guter Altersversorgung. Das war einmal. Bestes Beispiel sind die Stadtwerke in Lennestadt. Dort wird die Personalsituation immer prekärer. Statt acht sind nur noch vier Stellen im technischen Bereich besetzt, bestätigt Stadtwerkeleiter Peter Quinke.

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In den letzten Monaten haben gleich zwei Mitarbeiter gekündigt, einer zu einer anderen Behörde, ein anderer um den Ruf des Geldes aus der freien Wirtschaft zu folgen. Dies ist laut Bürgermeister Tobias Puspas der Hauptgrund für das Personalproblem der öffentlichen Verwaltung, insbesondere in technischen Fachbereichen wie den Stadtwerken. Puspas spricht Klartext: „Wir sind an das Tarifrecht gebunden, in der freien Wirtschaft verdienen die Leute wesentlich besser als bei uns. Wenn sie dort bis zu 2000 Euro mehr im Monat verdienen, dann haben wir dagegen keine Chance.“ In den Ingenieurbüros sei es heute Standard, dass die Mitarbeiter einen Dienstwagen bekommen, den sie auch privat nutzen können. „In diesem Wettbewerb sind wir völlig ausgehebelt.“

„Wir müssen Leute finden, die sich den größeren Druck in der freien Wirtschaft nicht aussetzen wollen, die Spaß daran haben, an der Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur mitzuarbeiten und einen zukunftssicheren Arbeitsplatz haben möchten.“ Diese zu finden, sieht der Verwaltungschef als einzigen Ausweg, ist aber selbst skeptisch, ob dies gelingen wird.

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Denn in der Baubranche boomt es gerade, und dies verschlechtert die Situation zusätzlich. Denn auch die privaten Firmen bzw. Ingenieurbüros suchen händeringend Fachpersonal und sind bereit dafür tief in die Tasche zu greifen. Gregor Schnütgen (CDU), seit Jahrzehnten im Stadtrat, hat schon viele Auf und Abs mitgemacht „Wenn die Wirtschaft brummt, gehen die Leute in die freie Wirtschaft, wenn es nicht läuft, versuchen sie an das rettende Ufer des Öffentlichen Dienstes zu kommen.“

„Bei bestimmten Aufgaben reicht das gerade abgeschlossene Bachelor- oder Masterstudium nicht aus, da braucht man Erfahrung, deshalb sind Ingenieure, die sich im Wasser- und Abwasserbereich auskennen, überall gesucht. Und wir haben mit dem Kreis acht kommunale Mitbewerber im Kreis Olpe, alle suchen diese Leute“, sagt auch Michael Beckmann (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtwerke und Tiefbau.

Bei der Stadt ist derzeit eine Stelle als Bauingenieur (m/w/d) oder Techniker FR Bautechnik (m/w/d) in Vollzeit ausgeschrieben. Es ist eine Initiativausschreibung, quasi eine pauschale Dauerausschreibung statt einer Detailausschreibung für eine bestimmte Stelle. Denn diese blieben laut Peter Quinke zuletzt immer erfolglos.

Geeignete Bewerber auf die Initiativausschreibung verbleiben für 12 Monate im Bewerberpool. In dieser Zeit werden sie automatisch für weitere Bewerbungsprozesse in der Stadtverwaltung geprüft. Ist ein passendes Angebot dabei, kommt die Stadt unaufgefordert auf den Bewerber zu. Die Vergütung erfolgt nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD), je nach Tätigkeit bis Entgeltgruppe 12, bei einer 39 Stunden-Woche.

Bauprojekte werden geschoben

Kein Wunder ist, dass fehlendes Fachpersonal die Arbeit der Stadtwerke behindert und verzögert. Michael Beckmann: „Wir könnten sieben oder acht Projekte mehr im Jahr anpacken, wenn wir genug Leute hätten, die das vorbereiten.“

Mit der Folge, dass aufgrund der angespannten Personalsituation im Fachbereich IV (Stadtwerke) Straßenausbauten geschoben werden müssen, wie in diesem Jahr zum Beispiel der Ausbau der Straße Borgerholz in Sporke.

Selbst geplant, so Stadtwerkeleiter Peter Quinke, werde im Rathaus schon lange nicht mehr. Die Aufträge werden an externe Büros vergeben. „Wir haben schon genug Probleme, die Planungen dann umzusetzen.“ Kein Wunder bei halber Besetzung. „Es muss was passieren“, sagt der Stadtwerkeleiter.

Aber was? Michael Beckmann sieht nur die Chance, vergleichbare Jobs im öffentlichen Dienst auf Augenhöhe mit der Privatwirtschaft zu hieven, zumindest beim Entgelt. Die Politik sei gefragt, die Sackgasse bei den Gehältern im öffentlichen Dienst zu öffnen.

Immerhin profitieren die tariflich Beschäftigten im öffentlichen Dienst vom neuen Tarifvertrag, der vor kurzem abgeschlossen wurde, bekommen etwa 10 Prozent mehr Lohn. Solche Sprünge gibt es selten, reichen aber nicht aus, um die Grundproblematik zu lösen.