Drolshagen. Bei Unfällen laufen Flüssigkeiten aus – und die sind alles andere als umweltfreundlich. Für eine saubere Straße sorgt eine Firma aus Drolshagen.

Ein Firmenname, der nichts mit dem Aufgabenschwerpunkt des Unternehmens zu tun hat: „Metras“ stand ursprünglich für „Mehrweg-Transportsicherung“. Firmengründer Herbert Schulte hatte eine Idee entwickelt, die der Umwelt tonnenweise Verpackungsfolie erspart hätte, die aber ihrer Zeit voraus war und sich nicht durchsetzte. Aus einem am Rande „bespielten“ Thema wurde das, was sich als Erfolgsrezept entpuppte: Metras steht heute in Südwestfalen vorn, wenn es um die Fahrbahn- und Flächenreinigung geht. Ursprungsidee und heutiges Tätigkeitsfeld eint ein Thema: der Umweltschutz.

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Das Unternehmen mit Hauptsitz im Industriegebiet Sengenau in Drolshagen ist rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche und an 365 Tagen im Jahr in Bereitschaft und rückt praktisch gleichzeitig mit der Feuerwehr aus, wenn es irgendwo einen Unfall gegeben hat. Denn wenn Autos miteinander kollidieren, dann laufen Betriebsflüssigkeiten aus, und die sind alles andere als umweltfreundlich. Genügte es früher, wenn die Feuerwehr nach Abschluss der lebensrettenden Arbeiten ein paar Handvoll Granulat oder noch früher Sägemehl auf Öl, Bremsflüssigkeit oder Batteriesäure warf und das Ganze dann zusammenfegte, sorgen die inzwischen deutlich strengeren Umweltauflagen dafür, dass Firmen wie Metras gefragt sind.

Autos selbst umgebaut

Ihre Spezialfahrzeuge gleichen einer Straßenkehrmaschine, sind aber viel mehr. Denn außer rotierenden Bürsten unter dem Auto verfügen sie über zwei Tanks: einen mit einer Spezialemulsion, die Öl und andere Verschmutzungen löst, und einen, in den das losgebürstete nasse Gemisch von starken Sauggebläsen hineingezogen wird. Die Fahrzeuge stammen nur zum kleinen Teil von anderen Herstellern; die meisten Autos hat Metras in Drolshagen selbst umgebaut.

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Doch nicht nur für Unfallspuren ist Metras da. Häufig wird das Drolshagener Unternehmen auch gerufen, um Ölspuren aufzunehmen. Eine undichte Kraftstoffleitung, ein schlecht verschlossener Tank, und schon ist es passiert, dass sich über Kilometer eine solche Spur durchs Land zieht, zum einen umweltschädlich, wenn die toxische Flüssigkeit ins Wasser gelangt, zum anderen gefährlich, weil sie eine rutschige Schicht bildet, die den Bremsweg verlängert. Und das Know-how, das man braucht, um verschmutzte Straßen zu reinigen, befähigt erst recht dazu, normalen „Anwendungsschmutz“ aus Parkhäusern oder Firmenhallen zu beseitigen. Daher sind Metras-Autos nicht nur im Falle eines Unfalls, sondern auch geplant zu turnusmäßigen Reinigungseinsätzen unterwegs.

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Längst hat Thorsten Schulte, der die Firma nach dem Tod seines Vaters übernahm, das Portfolio ausgeweitet. So wird mit dem Know-how von Metras auch Kaugummi aus Fußgängerzonen weggeputzt, zielgerichtet mit kleinen rotierenden Drahtbürsten, die die klebrige Masse gleichzeitig mit Heißdampf lösen und mit Fruchtsäure entkleben. Die neueste Abrundung des Programms machte die Anschaffung von schwerem Gerät nötig: Bagger, Lkw und flüssigkeitsdichte Container stehen bereit, um nach einem Unfall mit flüssigen Stoffen belastete Böden auszukoffern und so zu verhindern, dass sie ins Grundwasser gelangen. Thorsten Schulte: „Früher hat man das vom Tiefbauer machen lassen, aber das ist ein echtes Zeitpro­blem. Man kann nicht mehrere Tage warten, bis der seine Maschinen auf einer Baustelle abgezogen hat, das muss im Prinzip sofort sein.“ Also bietet Metras diesen Dienst nun auch an.

Ein Spezialfahrzeug der Drolshagener Firma Metras im Einsatz: Hier putzt es eine Ölspur von der Martinstraße in Olpe. Zurück bleibt nur ein schnell verdunstender Streifen Wasser.
Ein Spezialfahrzeug der Drolshagener Firma Metras im Einsatz: Hier putzt es eine Ölspur von der Martinstraße in Olpe. Zurück bleibt nur ein schnell verdunstender Streifen Wasser. © Jörg Winkel

Von Drolshagen aus rücken Metras-Fahrzeuge zur Unfallspuren­beseitigung oder bei Ölspuren in den ganzen Kreis Olpe, nach Siegen-Wittgenstein und Umgebung aus. Durch weitere Standorte, oft nur durch einen einzigen Mitarbeiter samt Fahrzeug und Wagenhalle besetzt, deckt Metras auch die Kreise Paderborn, Höxter und den Hochsauerlandkreis ab, weil die Firma eine entsprechende Ausschreibung des Landesbetriebs Straßenbau NRW gewonnen hat. Niederlassungen gibt es in Braunschweig, Sibbesse bei Hannover, Bovenden bei Göttingen, Werl und Overath.

Lieferengpässe

„Für uns ist die Sache mit der Rahmede-Talbrücke eine echte Katastrophe“, so Thorsten Schulte. Derzeit arbeitet er noch daran, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, damit seine Spezialfahrzeuge die Abkürzungsstrecken nutzen dürfen, um schneller am Einsatzort zu sein. Auch leidet Metras derzeit unter Lieferengpässen. „Wir brauchen Verteilergetriebe, die die Motorleistung einerseits an den Antrieb abgeben, andererseits die Bürsten antreiben. Früher hatte der Hersteller sechs Wochen Lieferzeit, nun 31. Ähnlich sieht es bei den extrem starken Gebläsen aus, die wir brauchen. Im Moment stehen vier Autos still, weil Teile fehlen.“

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Die Mitarbeiter von Metras haben ungewöhnliche Arbeitszeiten. „Es ist eine Kombination aus wenigen festen Stunden, aber sehr viel und langer Bereitschaft“, erklärt Thorsten Schulte. Ähnlich wie Feuerwehrleute oder Rettungssanitäter müssen die Fahrer stets bereit sein, zum Unfall auszurücken. „Bei uns ist es ein Zwischending zwischen Rufbereitschaft und Präsenz: Sie müssen ja nicht in einer Rettungswache parat stehen, sie können das Auto mit nach Hause nehmen und beispielsweise den Rasen mähen, alles tun, was man schnell beenden kann, um dann loszufahren, wenn sie gebraucht werden. Aber es ist eben auch keine Arbeit, die man auch per Laptop vom Holland-Urlaub aus dem Straßencafé tun kann, wie es bei Computerfachleuten der Fall ist.“

Regelmäßig sind Metras-Spezialfahrzeuge auch im Fernsehen zu sehen: Sie sind im Einsatz, um Rennstrecken sauberzuhalten oder auch hier, Ölspuren wegzuputzen. Gern nimmt Thorsten Schulte dafür sein „Flaggschiff“, das größte und erst kürzlich angeschaffte Fahrzeug, einen 18-Tonner mit auffälliger Lackierung. Rennstrecken-Reinigung: Das gehört zu Thorsten Schultes Ziel, die Firma allmählich von der Ölspurreinigung wegzubringen, denn: „Sicher wird es immer Ölspuren geben. Aber es wird seltener. Mit jedem verkauften Elektroauto schwindet die Gefahr von auslaufendem Treibstoff.“ Bei Unfällen, da ist er sicher, wird die Dienstleistung immer gebraucht werden, und auch Öl wird selbst nach einer möglichen kompletten Elektrifizierung aller Antriebe noch in Fahrzeugen enthalten sein, und wenn es das Hy­drauliköl von Land- oder Baumaschinen ist. Aber eben immer seltener. Metras ist darauf vorbereitet.

+++ Der Unternehmenspass +++

Mitarbeiter: 30 (15 Vollzeit)

Standorte: 5

Branche: Verkehrsflächenreinigung

Tarif: Nein

Arbeitszeit: Bereitschaftsmodell

Arbeitsplatz: mobil im Einsatzfahrzeug, Auf- und Abrüstung der Autos in der Wagenhalle

Kooperationen: Polizei; Feuerwehren; Abschleppunternehmen; Industriefirmen; heimische Kreise, bei denen die Firma im Alarmplan steht; ein Joint-Venture in Niedersachsen

Benefits: Jobrad, familiäres Betriebsklima

Weiterbildungen: Umwelt- und Abfallbereich, Hilfe beim Führerschein-Erwerb für größere Fahrzeugklassen

Besonderheiten: Arbeitszeit erfordert, ermöglicht aber auch große Flexibilität, die sich zum Teil sehr gut mit Nebenerwerb vereinen lässt

Mehr Infos im Netz unter www.metras.de