Saalhausen. Ein Teichhuhn-Paar hat sein Nest ausgerechnet auf einer Wasserfontäne im Kurpark in Saalhausen gebaut. Hier plätschert erstmal kein Wasser.
Die Wasserfontäne auf Teich 1, direkt neben dem Café am Kurpark, gehört zu den Attraktionen im Saalhauser Kurpark. Aber in diesem Jahr ist noch kein einziger Tropfen Wasser in die Höhe geschnellt. Aber niemand hat sich bis jetzt beschwert - aus gutem Grund. Ein Teichhuhn-Pärchen hat sich die Halterung der Fontäne als Platz für seine Brutstätte ausgeguckt und hier ein schmuckes Nest gebaut. Und solange „Familie Ralle“ - Teichhühner werden auch Teichrallen genannt - das Nest bewohnt, bleibt die Fontäne erstmal ausgeschaltet.
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Teichhühner sind echte Baumeister, die ihre Nester an den vielen Standorten bauen - und das gleich mehrfach. „Eins als Bühne für die Balz, eins als Gelegenest und eins als Ruhenest. Zwischen den Nestern wechseln sie auch gerne oder bauen nach dem Schlupf noch ein neues“, lehrt uns der Naturschutzbund (NABU) in seinem Teichhuhn-Porträt.
Das Nest für das Gelege entsteht etwa eine Woche vor der ersten Eiablage. Beim Bau sind beide Geschlechter beteiligt. Während das Nestfundament überwiegend vom Männchen errichtet wird, übernimmt das Weibchen den Innenausbau, also die Auskleidung der Nistmulde.
Susanne Fleckner, die zusammen mit Helga Hünnekens seit 13 Jahren das Café am Kurpark betreibt, kann das bestätigen. Die beiden Frauen und ihre Gäste bekamen die Arbeiten auf der „Baustelle“ genau mit. „Man konnte genau sehen, wie ein Huhn das Material herbeiholte und das andere die Stängel entgegennahm“, so Susanne Fleckner. Nicht nur die Gäste auf der Außenterrasse des Cafés, auch Passanten auf dem Weg zum Kurpark blieben stehen und guckten sich den traditionellen Teichhuhn-Wohnungsbau auf dem Fontänensockel an. „Die Leute haben hier gestanden und Fotos gemacht.“
Laut Wikipedia ist das Gelegenest auch bei der ersten Eiablage noch nicht vollendet. Die weitgehende Fertigstellung des Nestes erfolgt während der Eiablage und während der Bebrütungszeit, indem grüne Pflanzentriebe in die Nestanlage eingefügt werden. Denn das Nest muss stabil und groß genug sein, um nach dem Schlupf auch den Nachwuchs aufzunehmen.
In der letzten Woche war es dann soweit, zwei oder drei kleine Teichhuhn-Küken hatten sich aus der Eierschale gezwängt und machten sich schon nach wenigen Tagen auf, um die neue Welt zu erforschen. Die Küken bleiben häufig nur ein bis drei Tage im Nest, bevor sie dieses erstmals verlassen. Sie sind jedoch bereits vom ersten Lebenstag an selbstständig schwimmfähig. Susanne Fleckner: „An den ersten Tagen wollten die Kleinen schon losschwimmen, wurden dann aber von dem Männchen zurück ins Nest gescheucht.“
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Denn lange nicht alle Küken überleben, manche fallen schon Nesträubern zum Opfer, bevor sie das Licht der Welt erblickt haben. Ihr unmittelbares Brutrevier verteidigen Teichrallen sowohl gegen Artgenossen wie gegen andere Tiere. Zur Verteidigung gehört ein sehr breitgefächertes Handlungsrepertoire. Auch gegenüber gleich großen oder kleineren Vögeln zeigen Teichrallen ein ähnlich aggressives Verhalten. Zu Konfliktsituationen zwischen Graureihern und Teichrallen kommt es regelmäßig und häufig gelingt es der Teichralle, Graureiher – die die Küken fressen würden – vom Nest fernzuhalten. Auch gegenüber Höckerschwänen zeigt das Teichhuhn ein ähnliches Verhalten. Sie springt diesen sogar manchmal an Kopf oder Hals. Kein Wunder, dass sich die beiden Schwäne auf dem Saalhauser Kurparkteich respektvoll von der Brutstätte auf Teich 1 fernhalten.
Beim Besuch unserer Redaktion war das „Fontänennest“ verwaist, kein Huhn war zu sehen. Ob Familie Ralle schon komplett umgezogen oder nur vor der Hitze geflüchtet ist, ist unklar. Wenn die Brutstätte offensichtlich aufgegeben wurde, soll das Nest entfernt und die Kurpark-Fontäne wieder in Betrieb genommen werden. „Unsere Gäste finden das gemütlich, wenn es hier bei uns ein bisschen plätschert“, sagt Susanne Fleckner.