Kreis Olpe. Der DLRG-Landesverband Westfalen probt am Freitag und Samstag den Ernstfall im und auf dem Wasser. Diese drei Szenarien werden geprobt.
Ruhig und bedacht gehen die Einsatzkräfte der DLRG vor. Bloß keine Panik aufkommen lassen unter den rund 60 Gästen und sieben Hunden, die an Bord der MS Bigge sind. Gar nicht so einfach, erleben die Passagiere gerade eine absolute Ausnahmesituation. Das Schiff treibt manövrierunfähig und antriebslos über die Bigge an der Waldenburger Bucht. Eine Frau stürzt eine Treppe herunter und ist nicht mehr ansprechbar. Die DLRG-Mannschaft kümmert sich um die Verletzte. Parallel wird die Evakuierung der anderen, zum Teil ebenfalls verletzten Schiffsgäste vorbereitet – und kurze Zeit später erfolgreich durchgeführt.
DLRG-Rettungsübung im Kreis Olpe – die schönsten Bilder
Es ist nur Szenario, das so oder in ähnlicher Form auf dem Biggesee und anderen Talsperren vorkommen kann. Umso wichtiger, dass die ehrenamtlichen Retter der DLRG in Zusammenarbeit mit THW, DRK, Feuerwehr und anderen Organisationen den Ernstfall trainieren. Wie am Freitagvormittag – im Übrigen erstmals im Kreis Olpe – auf der Bigge an der Waldenburger Bucht, auf dem Campingplatz Gut Kalberschnacke an der Lister und am Biggedeich in der Nähe von Bremge. Insgesamt drei Szenarien spielen die Ehrenamtler, zum Teil mit Unterstützung von Laiendarstellern, durch.
Böe erwischt Regatta
Szenario Nummer eins: ein antriebsloses Schiff, das über die Bigge irrt. Hinzu kommen verletzte Gäste. „Die Masse an Verletzten“, erklärt Volker Kalinke, Landesbeauftragter der DLRG für Erste-Hilfe und Sanitätswesen, „ist bei dieser Übung die Herausforderung. Wir müssen die Passagiere zunächst kategorisieren, also herausfinden, wer wie schwer verletzt ist. Und dann geht’s sofort an den Abtransport.“ Parallel dazu werden mehrere Segelboote einer Regatta von einer Böe erwischt, insgesamt 17 Segelschüler landen im Wasser, zwei von ihnen verletzen sich schwer. Auch sie werden zügig von den DLRG-Teams gerettet. Dann ist die Übung beendet. „Hat alles gut funktioniert“, resümiert Kalinke.
Ortswechsel. Im Seitenarm der Bigge vor Bremge trainieren die DLRGler ein Hochwasser-Szenario. Ein durchweichter Deich droht zu brechen und muss mit Hilfe von Folien und Sandsäcken abgedichtet und gesichert werden. Dadurch soll auch mögliches Treibgut „aufgefangen“ werden. Zugführer Dennis Schulte teilt seine Mannschaft in zwei Truppen auf, die gemeinsam die Sandsäcke an die vorgesehene Stelle bringen. Taucher helfen dabei, den Deich zu sichern. Sie haben die anspruchsvollste Aufgabe, erklärt Zugleiter Schulte: Sie platzieren die Sandsäcke unter Wasser – „mit einer Sicht von vielleicht 50 Zentimetern.“ Hinzu komme die schwere Ausrüstung. „Wenn jetzt auch noch Strömung da wäre, wäre es noch schwieriger“, ergänzt Schulte.
Schlafen in der Gesamtschule
Die große Übung findet nicht am Freitag, sondern auch am Samstagvormittag statt. Untergebracht sind die rund 300 Einsatzkräfte, zum Teil auch aus dem Kreis Olpe, in der Gesamtschule in Wenden. Für die Übungen werden insgesamt vier Wasserrettungszüge eingesetzt. Hinzu kommen Einsatz- und Übungsleitung, die Notfalldarsteller, ein Team für Verpflegung, die Fernemeldebetriebsstelle etc. Ziel des zweitägigen Übungseinsatzes ist die Verbesserung der Zusammenarbeit der einzelnen Einsatzeinheiten, genauso soll das Miteinander mit THW, DRK, Feuerwehr etc. verbessert werden.
Plötzlich wird es hektisch: „Alle Mann raus“, ruft jemand. Plötzlich kommt eine Flutwelle auf die Helfer zu. Jetzt gilt nur noch: in Sicherheit bringen, notfalls die Ausrüstung liegen lassen. Die Ehrenamtler laufen davon. Und die Übung ist beendet.
Campingplatz geflutet
Szenario Nummer drei spielt auf dem Campingplatz Gut Kalberschnacke an der Lister in Drolshagen. Ein Hochwasser verursacht einen Erdrutsch, der Campingplatz ist von der Außenwelt abgeschnitten und nur noch über den Wasserweg erreichbar. Rund 30 Camper sind bereit, vom DLRG-Team evakuiert zu werden. Auch hier läuft der Einsatz nach Plan ab. „Das Trainieren der Wasserrettung wurde lange Zeit stiefmütterlich behandelt, doch durch die Hochwasserkatastrophe vor knapp zwei Jahren haben die Übungen an Stellenwert gewonnen. Die Wassergefahren nehmen zu“, betont Frank Keminer, Präsident des DLRG-Landesverbandes Westfalen. Aus diesem Grund sind rund 300 Ehrenamtler des DLRG am Freitag in den Kreis Olpe gekommen. Um im Ernstfall schnell, bedacht und richtig zu handeln. Um in Ernstfall nicht weniger als Menschenleben zu retten.
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