Drolshagen/Eichenermühle. Das Industriedenkmal in der Stadt Drolshagen erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Welche Attraktionen demnächst auf die Besucher warten.
Ein verwittertes Industriedenkmal dieser Größenordnung wieder auf Vordermann zu bringen, ist kein Kinderspiel: Die Rede ist von der Eichener Mühle in Drolshagen, unweit der B 55 gelegen und unmittelbar an den beiden Bachläufen Brachtpe und Rose. Gerade diese beiden Flüsschen spielen die Hauptrolle, warum an dieser Stelle viele Jahrhunderte Korn zu Mehl und später Baumstämme zu Balken gesägt und Fels für die Eisenerzgewinnung zerstoßen wurde.
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Wenn davon die Rede sein kann, dass ein Denkmal mit Fug und Recht als historische Sehenswürdigkeit gelten darf, dann sicherlich in diesem Fall. Kein Wunder also, dass sich die Eichener Mühle rechtzeitig herausputzt - zum Deutschen Mühlentag (29. Mai, 2. Pfingstfeiertag), an dem sich 34 Mühlen aus der Region beteiligen.
Deutscher Mühlentag am 29. Mai
Neben der Eichener Mühle beteiligen sich aus dem Kreis Olpe u. a das Museum Wendenerhütte und die Frettermühle am Deutschen Mühlentag. Weitere Infos zum Deutschen Mühlentag gibt es unter https://www.deutsche-muehlen.de/deutscher-muehlentag/unser-service-fuer-besucher/ im Internet.
Die Eichener Mühle wurde 1512 erstmals urkundlich erwähnt. Die sogenannte „Bannmühle“ gehörte dem Kloster Drolshagen, und die abhängigen Bauern mussten ihr Korn dort mahlen lassen. Die Phase endete erst im 19. Jahrhundert mit der Aufhebung der Klöster. Die Mühle wurde vom Adel gekauft und vermietet. Später kam ein 2. Mühlrad hinzu, zudem ein kleines Sägewerk. Auch Tierknochen wurden gemahlen, für das Düngen der Felder. Das Sägewerk wurde 1964 als letztes stillgelegt. Gespeist wird die Mühle von Rose und Brachtpe, die den Mühlenteich bis heute noch füllen. Da die Mühle zwischenzeitlich ihr Wasserrecht aufgegeben hatte, musste dieses Problem erst wieder gelöst werden, um die Mühle für den Publikumsverkehr zur Attraktion werden zu lassen.
Darüber freuen würde sich sicherlich der „Vater“ der Idee, die Mühle zu einem historischen Schmuckstück zu machen: Dr. Rolf Heinen, der den Förderverein zum Erhalt der Eichener Mühle 2017 gründete, aber am 14. November 2021 im Alter von 81 Jahren verstarb. Freuen würde sich Heinen ganz sicher darüber, dass seine Idee von einigen rührigen Drolshagenern verfolgt und in die Tat umgesetzt wird. Nicht zuletzt der historisch bewanderte Joachim Nierhoff aus Hützemert, mit dem wir uns in der Mühle treffen, gehört dazu - gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Markus Clemens (Dorfverschönerungsverein), Ulf Hogräfer (Beisitzer) und Drolshagens Bürgermeister Uli Berghof.
Rolf Heinen hatte die Vision, die Eichener Mühle zu einer echten Besucher-Attraktion auszubauen – sogar mit Gastronomiekonzept. Im Zentrum der Überlegungen stand, die Mühle wieder gangbar zu machen, mit dem sanierten, vom Wasser angetriebenen Mühlrad im Zentrum. Genau das will der Vereinsvorstand jetzt umsetzen, wie Joachim Nierhoff im Gespräch mit unserer Redaktion bestätigt: „Es liegen mehrere Angebote vor von metallverarbeitenden Betrieben, die das verfallene Mühlrad unter Verwendung des ursprünglichen Materials Metall und Holz wieder zum Leben erwecken wollen.“ Die Kostenvoranschläge bewegten sich zwischen ca. 35.000 und 45.000 Euro.
Dass der kleine Verein eine solche Summe nicht stemmen könne, so Nierhoff, sei verständlich, aber: „Wir hoffen auf eine möglicherweise 90-prozentige Finanzierung über das Heimatministerium NRW von Ministerin Ina Scharrenbach.“ Aktuell werde der Förderantrag formuliert.
Mit Blick auf den nahenden Mühlentag stünden zwei große Infotafeln vor der Fertigstellung, die an den Radwegen entlang der Mühle aufgestellt würden: „Dort sind die historischen Informationen zu lesen und Fotos des Inneren wie Äußeren zu sehen – versehen mit einem QR-Code, der zur Homepage von Drolshagen Marketing führt“, klärt Nierhoff weiter auf.
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Beim Rundgang wird deutlich, dass bereits einiges rund um die Mühle passiert ist. Nierhoff: „Ein ganz großes Kompliment unseres Vereins geht an die Drolshagener KJG, die hier tonnenweise Schotter bewegt hat, um die Wege und den Boden innen wie außen begehbar zu machen.“ Bis zum Mühlentag solle noch an einer besseren Beleuchtung ,gedreht’ werden.
Im eigentlichen Mühlengebäude sind technische Gerätschaften wie zum Beispiel die große Sägemaschine noch in erstaunlich gutem Zustand. Der Geruch des alten Holzes tut sein Übriges, um den Besucher um Jahrhunderte in die Vergangenheit zu holen. Der alte Mühlstein an der Hauswand, Mehltrichter im Innern und die großen Zahnräder der Kraftübertragung vom Mühlrad zum Mühlstein lassen erahnen, wie anno dazumal aus Korn das lebenswichtige Mehl wurde. Dass alle wesentlichen Gerätschaften Stück für Stück mit Infotafeln versehen werden sollen, steht zu vermuten.
Mühlentag: Von 10.30 Uhr bis 18 Uhr
Am Pfingstmontag, dem Mühlentag, wird die Mühle von 10.30 bis 18 Uhr geöffnet sein, Joachim Nierhoff bietet zudem Führungen an - ab 11 Uhr, 15 Uhr, 16 Uhr und bei Bedarf ab 17 Uhr.
Die Präsenz beim Mühlentag ist aber nur ein Schritt in Richtung einer lebendigen Eichener Mühle: „In der zweiten Hälfte 2023 soll die Mühle zum außerschulischen Lernort des Kreises Olpe werden“, freut sich Nierhoff, „Schulklassen sind willkommen. Führungen von 45 bis 50 Minuten inbegriffen.“ Das gelte auch für Kleingruppen von bis zu 20 Personen, die sich bei Joachim Nierhoff melden könnten – unter joachim.nierhoff@t-online.de per Email.
Abschließend weist Nierhoff noch auf die Landbäckerei Maiworm in der Nachbarschaft hin und darauf, dass sich der Verein mit gerade mal zwei Dutzend Mitgliedern über weitere Mitstreiter, am besten tätige, freuen würde.