Rahrbach/Kreis Olpe. Mit Lukas Färber verliert die Kirche einen ihrer engagiertesten Mitstreiter im Kreis Olpe. Warum er die Kirche nicht mehr für reformfähig hält.
Er ist nicht irgendwer, der jetzt mit einem verbalen Paukenschlag aus der Kirche austritt, sondern jemand, der sich seit frühester Jugend engagiert - in der Kirche und vor allem für die Kirche. Im Kreis Olpe, aber nicht nur dort. Die Rede ist von Lukas Färber, Sozialpädagoge aus Rahrbach und derzeit hauptberuflich für den BDKJ in Münster tätig. Der 25-Jährige hat sich ganz bewusst dafür entschieden, „seiner Kirche“ nicht still und heimlich den Rücken zu kehren, sondern mit einer umfangreichen Begründung. Auf seinem Facebook-Account schreibt er unter anderem: „Heute habe ich beim Amtsgericht in Münster meinen Austritt aus der katholischen Amtskirche erklärt. Warum? Das möchte ich euch hier erklären.“
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Wir hatten Gelegenheit, mit Lukas Färber über seine Beweggründe zu sprechen und eben diese Frage zu stellen: Warum, und warum so öffentlich und unüberhörbar? Färber: „Dadurch, dass ich durch meine Mitwirkung am Synodalen Weg und meine Jugendverbandsämter ohnehin schon in der Öffentlichkeit stand, was das Thema Kirchenpolitik angeht, war es mir wichtig, es öffentlich zu begründen, wenn ich jetzt gehe.“ Nach den konkreten Austrittsgründen befragt, zählt Färber, der aus seiner Homosexualität kein Geheimnis machte und 2018 mit seinem Partner als Jungschützenkönig auftrat, die bekannten Kontroversen auf: „Es reicht von den Ausmaßen der sexualisierten Gewalt bis zur Frauen- und Queer-Feindlichkeit, die die katholische Kirche einfach immer noch prägen, und die auch zum System fest dazugehören. Ich habe lange versucht, das zu verändern, letztlich aber vergeblich.“ Er habe zwar während des Synodalen Weges viele gute Gespräche geführt, aber eben auch ganz andere: „Mir wurde immer klarer, dass die Kirche kaum reformierbar ist.“ Er habe immer wieder persönliche Diskriminierungserfahrungen gemacht, „gerade in Gesprächen mit Bischöfen oder reaktionären Priestern. Es klang durch, dass es keine Gleichberechtigung geben werde, dafür sei in dieser Kirche kein Platz. Das hat mich persönlich verletzt. Und ich weiß, dass es anderen noch viel schlechter geht. Ich konnte das alles nicht mehr aushalten vor dem Hintergrund, wofür Kirche aus meiner Sicht stehen sollte, und wofür sich ja auch die Jugendverbände einsetzen und was eigentlich die Botschaft der Kirche sein sollte.“ Obwohl er die Amtskirche verlasse, bleibe er Teil der Kirche, wie er sie verstehe: „Auch jenseits der Institution kann man gut gemeinsam Kirche sein.“
Auf Facebook weist Färber auf seine unzähligen, langjährigen Tätigkeiten in der Kirche hin: „Über 15 Jahre engagiere ich mich ehrenamtlich. Erst als Messdiener, dann in der Katholischen Landjugendbewegung im Sauerland, als Gruppenleiter und geistliche Leitung der Ortsgruppe, in der Firmvorbereitung, im Prozess der Pastoralen Räume. Später in Münster als Diözesanleitung der KjG und im Synodalen Weg als einer der „15U30“. Ich arbeite voller Überzeugung hauptamtlich für den BDKJ und die 72-Stunden-Aktion. Schon zu Beginn möchte ich klar machen: Dieses Engagement endet heute nicht. Ich bin und bleibe überzeugter KjGler, BDKJler, Jugendverbandler.“
Für die Kirche habe er gearbeitet, „aus dem Glauben heraus, auf der Grundlage der christlichen Botschaft, die diese Amtskirche, aus der ich heute austrete, in all ihrem Tun und Reden eigentlich verkünden sollte. Eigentlich.“ Die Realität sehe anders aus: „Absolutistische und intransparente Machtstrukturen ermöglichen diese Diskriminierung und Gewalt und verhindern die notwendigen Reformen. Für die Botschaft der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Solidarität, der Liebe ist da kaum Platz.“
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Zum Synodalen Weg kommentiert Färber: „Am Ende standen einige wenige gute Texte, viel zu viele weichgewaschene ,Kompromisse’ - oder eher: Kapitulationen? - und vor allem: keinerlei Verbindlichkeiten.“ Färbers Fazit: Eine Ohnmachtserfahrung.
In Bezug auf seine Homosexualität schreibt Färber: „Dabei bin ich mir sehr bewusst, dass ich als schwuler, weißer Cis-Mann noch zu einer relativ privilegierten Gruppe innerhalb dieses Systems multipler Diskriminierung gehöre. Ich habe tiefen Respekt für alle, die noch viel mehr darunter leiden und trotzdem in dieser Amtskirche bleiben. Ich gehe. Ich gehe nicht wegen der Steuern oder aus Bequemlichkeit. Im Gegenteil: Es war keine leichte Entscheidung. Sie tut weh, und doch habe ich das beruhigende Gefühl, für mich das Richtige zu tun.“ Und weiter: „Ich bin und bleibe Träumer und Botschafter für eine gerechte Kirche und Welt. Ich hoffe, ihr könnt nachvollziehen, warum ich das für mich nicht mehr mit der Amtskirche vereinbaren kann.“