Olpe. Gern hätten Güler und Yasar Kara das Jubiläum ihres 1999 gegründeten Juweliergeschäfts gefeiert. Doch nun ist ein Jahr früher endgültig Schluss.

Beide können ihre Wehmut nicht verbergen. Gern hätten sie im nächsten Jahr noch das Jubiläum ihres Schmuckgeschäfts an der Frankfurter Straße in Olpe gefeiert. Doch nachdem das Haus mit der Nummer 12 verkauft wurde und der neue Besitzer eine Kernsanierung angegangen hat, ist für Güler und Yasar Kara Schluss. Das 1999 gegründete Schmuckgeschäft wird am 31. Mai geschlossen – endgültig. „Ich bin 61 Jahre alt. Um jetzt nochmal für die letzten fünf Jahre meines Berufslebens neu zu starten, das lohnt sich nicht“, erklärt Yasar Kara. Denn die Investitionen in einen neuen Standort wären zu hoch: Panzerglasscheiben, Alarmanlage und Gitter müssen sein, damit sie ihre Waren versichern können. Und da keines der vier Kinder den Schmuckhandel übernehmen will, hat das Ehepaar schweren Herzens entschieden, ihr Geschäft aufzugeben.

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In Olpe leben sie schon deutlich länger. Yasar Kara hat vorher unter anderem ein Reisebüro betrieben und den heute noch bestehenden Grill „Anadolu“ eröffnet. Irgendwann stellte das Ehepaar fest: Ein türkischer Juwelier fehlt in Olpe. „Das waren noch andere Zeiten: Damals habe ich händeringend nach einem Geschäft gesucht“, erinnert sich Yasar Kara. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert – inzwischen starren an allen Ecken und Enden leere Schaufenster auf die Passanten, andere Geschäfte sind nur belegt, weil der Stadtmarketingverein die Miete großzügig unterstützt. Beide sind überzeugt: „Es werden auch wieder andere Zeiten kommen.“ Sie glauben an Olpe als Einkaufsstadt. Aber nicht mit „Kara’s Schmuck“. „Zu viel von unserem Markt ist ins Internet gegangen“, so Güler Kara. „Hätten wir hier bleiben können, wir hätten noch ein paar Jahre weitergemacht. Aber ein Neustart an einem anderen Standort ist derzeit nicht lohnend.“ Sie bedauert, den Schritt gehen zu müssen: „Ich habe immer gesagt, hier am Marktplatz, das ist für mich wie mein Wohnzimmer.“ Zu Fuß gehen sie von ihrer Wohnung an der Winterbergstraße nur Minuten ins Geschäft. Bis zum letzten Tag werden sie wie gewohnt für ihre Kundinnen und Kunden dasein, viele von ihnen kommen seit dem ersten Tag zu Karas. „Geschätzt 95 Prozent unserer Kunden sind Deutsche“, berichtet Yasar Kara. Dazu kamen Italiener, Türken, Griechen – das Angebot ist vielfältig.

Was nach dem 31. Mai kommt, wissen beide noch nicht. „Wir werden aber die Zeit nutzen, die wir bisher nicht hatten, und eine Pilgerreise nach Mekka unternehmen“, freut sich Güler Kasa. „Wir haben bisher zu viel gearbeitet, um so etwas planen zu können. „Selbstständig heißt ja, dass man selbst ständig arbeitet“, konstatiert sie verschmitzt. Ihr Mann habe viele Jahre auch 16 Stunden pro Tag im Laden gestanden – gerade in der Übergangszeit, als er das Schmuckgeschäft neu geöffnet hatte, seinem Schwager aber auch noch im Imbiss half. Aber sieben Enkel freuen sich, dass Oma und Opa bald mehr Zeit für sie haben werden. Und wie sie weitermachen, das überlegen die Karas später. Erst einmal wird das Geschäft zu Ende gebracht. Mit einem Ausverkauf, der bereits begonnen hat und der insbesondere zum Stadtfest für leere Regale sorgen wird, hofft das rührige Ehepaar.