Attendorn. Maria Stuff aus Attendorn hat am Samstag ihren 100. Geburtstag gefeiert. Sie verrät, wie sie es geschafft hat, so alt zu werden.

Maria Stuff ist am Samstag 100 Jahre geworden. Damit ist sie eine der ältesten Einwohnerinnen im gesamten Kreisgebiet Olpe. Die Jubilarin wohnt seit vier Jahren im St. Liborius-Seniorenhaus.

Maria Stuff wurde am 22. April 1923 in der kleinen Ortschaft Rauterkusen geboren. Sie ist das zweitälteste Kind der Eheleute Josef und Regina Stuff, die eine Landwirtschaft in Rauterkusen betrieben. Ihr Bruder Josef – unter dem Spitznamen „Buttes“ weithin bekannt – ist der Älteste. Schwester Agnes (verheiratete Jung) wurde auf den Tag genau ein Jahr später, am 22. April 1924, geboren. Deshalb feierten die Schwestern Maria und Agnes des Öfteren gemeinsam Geburtstag. Außerdem gehörten Paul und Bernhardine zum Geschwisterkreis. Die Geschwister sind bereits verstorben.

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Einen Kindergarten haben Maria Stuff und ihre Geschwister nicht kennengelernt. Die Kinder packten bereits früh in der eigenen Landwirtschaft mit an. In Ennest besuchte Maria Stuff sieben Jahre die Volksschule. Der Weg dorthin wurde von Rauterkusen aus zu Fuß absolviert. „Im Winter haben wir in der verschneiten Landschaft Schneeengel gemacht“, erzählt die Jubilarin. Das Einjährige folgte bei den Ursulinen. Eine weitere Station im Lebenslauf von Maria Stuff war der Besuch der städtischen Oberschule in Olpe. Mit dem Fahrrad fuhr sie dann, vorausgesetzt es lag kein Schnee, von Rauterkusen bis Attendorn. „Hier stellte ich das Fahrrad bei Café Humberg in der Bahnhofstraße ab und fuhr mit dem Zug nach Olpe,“ erinnert sich die Jubilarin. Im Kriegsjahr 1943 bestand sie das Abitur. Bereits 14 Tage nachdem sie dieses in der Tasche hatte, folgte der Reicharbeitsdienst. „Das war eine andere Zeit“, sagte Maria Stuff. Sieben Monate in einem Lager in Gesecke und bis zum Sommer 1944 in einer Firma in Lippstadt musste sie ihre Pflicht erfüllen. Die letzten Kriegsmonate und weitere zwei Jahre arbeitete sie dann auf dem elterlichen Hof.

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Danach gelang es ihr, einen Studienplatz zu bekommen. „Das war nach dem Krieg schwierig in Deutschland“, erinnert sich die 100-Jährige. Dafür zog sie an die Nordseeküste, um an der Pädagogischen Hochschule für landwirtschaftliche Lehrer in Wilhelmshaven zu studieren. Zwei Jahre Lehrerausbildung, dann absolvierte sie die Prüfung. Die junge Berufsschullehrerin war in den ersten Jahren in Lichtenau bei Paderborn im Einsatz. Hier machte sie auch den Führerschein. „Bei der Prüfung musste ich in einem Sandkasten zeichnen, wer Vorfahrt hatte“, erinnert sich die jetzt 100-Jährige noch recht gut. Auch die Führerscheinkosten weiß sie noch: 50 Mark. Nach sieben Jahren in Lichtenau klappte die Versetzung in die Heimat. An den Berufsschulen in Attendorn, Altenhundem und Olpe vermittelte Maria Stuff den jungen Menschen Rüstzeug fürs Leben. „Ich unterrichtete Hauswirtschaft und vieles andere auch“, sagt Maria Stuff im Gespräch. Später trug sie die Amtsbezeichnung Studiendirektorin. Mit Anfang 60 ging sie in Pension.

Pilze im Herbst sammeln

Jetzt konnte sie sich dem Lesen guter Sachbücher widmen. Auch Studienfahrten machten ihr große Freude. Außerdem war es ihr wichtig, in Bewegung zu bleiben. Steinpilze und andere Pilzsorten im Herbst zu sammeln, da machte ihr große Freude. Auf die Frage, ob sie ein Rezept für unsere Leser hat, ein so hohes Alter zu erreichen, nannte sie nach kurzem Nachdenken folgende Ratschläge: „Wenig Essen, nicht Rauchen und viel Laufen in der Natur.“

Gefeiert wird der 100. Geburtstag am Samstagnachmittag mit zehn Nichten und Neffen sowie deren Anhang, im Café Moses in Neu-Listernohl.