Eichhagen/Stade. Die Bürger in Eichhagen und Stade suchen eine neue Feierstätte. Die „Dorfgaragen“ erhitzen immer wieder die Gemüter, sind langfristig ungeeignet.

Der Hilferuf war nicht zu überhören: „Wir brauchen dringend einen zentralen Dorf- und Festplatz“, brachte es ein Bürger im Gasthof „Zum Biggesee“ auf den Punkt. Damit sprach er der überwiegenden Mehrheit der Menschen aus Eichhagen und Stade aus der Seele, die auf Einladung von Ortsvorsteher Dieter Rawe zur Bürgerversammlung gekommen waren. Der Saal war mit über 50 Anwesenden bis auf den letzten Platz gefüllt, mit Kreisdirektor Philipp Scharfenbaum sowie Olpes Bürgermeister Peter Weber waren Kreis und Stadt ebenfalls prominent vertreten.

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Eines vorweg: Eine Patentlösung für das Kernproblem des Dorfes am Biggesee hat niemand. Insbesondere der gesundheitlich bedingte Ausfall von Gastwirt Jürgen Heuel von Oktober bis März öffnete den Eichhagenern die Augen, wie wichtig eine Kneipe als Versammlungsort in einem Dorf ist. „Die Situation während dieser Zeit war katastrophal“, blickte ein Anwesender im Saal ernüchtert zurück.

Klar wurde durch den Vortrag von Peter Weber aber auch: Eine schnelle Patentlösung gibt es nicht. Das Dorfhaus, im Volksmund nur als „Garagen“ bekannt, steht an der verkehrten Stelle, hat als Feierstätte aus baugenehmigungstechnischen Gründen keine Zukunft. Mehrere Jahre anhaltende Nachbarschaftsstreitigkeiten sorgten immer wieder für Probleme.

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Weber mit einem Schuss Ironie: „ Die Dorfgarage in Eichhagen beschäftigt mich, seitdem ich Bürgermeister bin.“ Das Baurecht sei jedoch eindeutig, die Garagen seien nie als Feier-Lokalität genehmigt worden. Auf der anderen Seite, so Weber, müssten viele Dörfer zur Kenntnis nehmen, dass es immer weniger Dorfkneipen gebe. Webers Appell mit Blick auf einen alternativen Fest-Standort: „Es sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass man nicht erneut in ein solches Dilemma gerät.“

Hufnagel hat große Pläne

Eine Lösung zeichnete sich während der Versammlung jedoch ab, als Investor Marc Hufnagel seine Pläne skizzierte. Zur Erinnerung: Hufnagel, der selbst in Eichhagen lebt, hatte im Frühjahr 2021 die riesige Immobilie des Christlichen Jugenddorfes in Eichhagen gekauft und plant umfangreiche Investitionen im Wohnungsbau. Vorübergehend stellte er die Immobilie dem Kreis Olpe zur Verfügung, als Unterkunft für ukrainische Kriegs-Flüchtlinge. Hufnagel: „Unser Plan sieht vor, Mietshäuser auf dem Gelände zu errichten, überwiegend für junge Familien.“ Gleichzeitig sei aber auch geplant, mit einer neuen Straße Ober- und Unterdorf zu verbinden und einen zentralen Dorfplatz zu schaffen. Es gehe ihm auch darum, das Dorf schöner und lebenswerter zu machen. Immer unter der Prämisse, dass alles „wirtschaftlich darstellbar sein muss“.

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Riesiges Areal: Investor Marc Hufnagel will dort ein Wohnungsbauprojekt realisieren.
Riesiges Areal: Investor Marc Hufnagel will dort ein Wohnungsbauprojekt realisieren. © WP | Privat

Dass ein solcher Dorfplatz dann vielleicht als Festplatz mit einem Zelt dienen könne, war die logische Überlegung im Saal. Ein Bürger wies jedoch auf die Dringlichkeit hin: „Wir benötigen kurzfristig eine Lösung für das Dorffest, den Karneval, den St.-Martins-Zug und den Stammtisch.“ Ursula Hufnagel, Ehefrau des Investors, wies daraufhin, dass zumindest kleinere Vereinsversammlungen im ehemaligen Schulungsraum des CJD weiterhin stattfinden könnten. Für größere Events wurde auch die CJD-Aula ins Gespräch gebracht.

Bürgermeister Weber meidet feste Zusagen

Ob und inwieweit das alles mit dem geltenden Baurecht vereinbar sei, dazu wollte Bürgermeister Peter Weber keine Zusagen machen: „Grundsätzlich darf davon ausgegangen werden, dass solche Veranstaltungen leichter durchführbar sind, je weniger Partycharakter sie haben.“ Ein Dorfplatz, auf dem ein Festzelt aufgestellt werde, sei da schon eine andere Hausnummer: „Da bräuchten wir sicherlich ein Lärmschutzgutachten und mehr, wenn es als Dauereinrichtung herhalten soll.“

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Recherchen unserer Redaktion förderten am Rande der Versammlung zumindest eine gute Nachricht für das Dorfgeschehen zu Tage:

Gute Nachricht: Heuels wollen weitermachen

Die Gastwirtsfamilie Heuel will ihren Gasthof mit Hotel auch mittelfristig nicht aufgeben. Iris Heuel versicherte auf Anfrage: „Wir wollen das hier auf keinen Fall schließen. Unser Sohn beginnt jetzt eine Kochausbildung, sodass auch die Zukunft gesichert ist.“ Hintergrund: Jürgen und Iris Heuel betreiben den Gasthof und das Zwölf-Zimmer-Hotel schon viele Jahre in Eichhagen, mussten auf den Betrieb der Gaststätte aus gesundheitlichen Gründen für etwa ein halbes Jahr verzichten.