Olpe. Anstatt es abzubrechen, möchte der Olper Architekt Axel Stracke das Rathaus kaufen und Wohnungen hineinbauen. Nun stellte er den Plan vor.
Staunende Blicke im Olper Rat, als Axel Stracke am Mittwoch ein am Computer erstelltes Bild des Olper Rathauses zeigte. Der Architekt hatte auf Antrag der Grünen Gelegenheit, in der Stadtverordnetenversammlung seine Pläne vorzustellen, das eigentlich dem Abbruch geweihte derzeitige Rathaus zu kaufen und für Wohnzwecke umzubauen. Die Ratsmitglieder blickten auf den ihnen wohlbekannten Baukörper, der aber durch frische Farben, vorgehängte Balkone und neue Fassaden eine komplett andere Anmutung hat.
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Stracke, im Ehrenamt Vorsitzender des Heimatvereins für Olpe und Umgebung, berichtete, er habe immer wieder von Olper Bürgern gehört, dass großer Mangel an Mietwohnungen herrsche. Auch die Politik sei nicht müde geworden, Investoren aufzufordern, dem entgegenzuwirken. Dies habe er aufgegriffen und den Plan entworfen, das Rathaus nach dem Neubau und dem Umzug der Verwaltung in ein Wohngebäude umzufunktionieren. Dies entspreche den Forderungen der Zeit: Klimaschutz und Nachhaltigkeit, soll das Gebäude nach dem Umbau doch mit Geothermie und Photovoltaik beheizt und versorgt werden. Auch werde der Stadt der Abbruch von über 4000 Kubikmetern Stahlbeton erspart, was Abrisskosten in Millionenhöhe bedeute. Er betonte, er werde bei seinen Planungen von Fachingenieuren unterstützt. Er nannte das Sachverständigenbüro für Brandschutz Bastian aus Wiehl und das Sachverständigenbüro für Schall- und Wärmeschutz und Statik Vogt aus Olpe.
Er werde das Gebäude zunächst komplett entkernen einschließlich Ausbau der Fenster, der abgehängten Decken, der Türen, aller statisch nicht relevanten Trennwände, Heizung, Sanitär und Elektroinstallation, Fußbodenbeläge und schwimmendem Estrich sowie des Asbestzement-Kunstschiefers an der Fassade. Übrig bleibe eine Stahlbeton-Skelett-Konstruktion, die aufgrund ihrer großen Spannweite variable Grundrisse ermögliche. Diese Konstruktion sei der Schlüssel für dieses Projekt und Garant für weitere mindestens 50 bis 70 Jahre.
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Weiße Fenster und weißer Außenputz sollen das Gebäude gefälliger erscheinen lassen, vor die Fassade gesetzte Balkone mit teilverglasten Brüstungen, so Stracke, verliehen dem Gebäude Transparenz und Leichtigkeit. Eine Begrünung von Teilflächen der Außenfassade sorge für staubfreie Luft und über Verdunstung für Kühlung an heißen Sommertagen. Durch den Abbruch eines Teils der Tiefgarage zwischen derzeitigem Rathaus und Altem Lyzeum will Stracke eine offene fußläufige Verbindung zwischen Franziskanerstraße und neuem Rathaus schaffen. Der Vorplatz des derzeitigen Rathauses soll durch Sitzgelegenheiten und Tische sowie Grünpflanzen und kleinen Baumgruppen in Pflanzkübeln die Bewohner zum Aufenthalt einladen.
63 Wohnungen könnten entstehen
Anhand der Grundrisse zeigte Stracke, wie er sich die Aufteilung des Gebäudes vorstellt. 63 Wohnungen könnten entstehen, davon fünf im Erdgeschoss, wo er vorschlägt, die vorhandene Stadtbücherei zu erhalten, um so im neuen Rathaus noch mehr Platz zu haben. Wenn dies nicht gewünscht wird, könnten auch hier weitere Wohnungen entstehen. Im ersten Obergeschoss, der Ratsetage, könnten 16 Wohnungen für ambulant betreutes Wohnen entstehen, Ein-Raum-Wohnungen mit barrierefreiem Bad, denen der derzeitige Ratssaal als Speise- und Aufenthaltsraum dient. In den Stockwerken 2 bis 8 könnten je fünf Wohnungen entstehen, in der neunten Etage drei. Dabei betonte Stracke, aus jeweils zwei Wohnungen könnte auch jederzeit eine große geschaffen werden, die über ein oder zwei Kinderzimmer verfügen.
Über die Reaktionen der Stadtverordneten auf Strackes Präsentation berichten wir morgen.