Olpe. Eigentlich sollte das ehemalige Empfangsgebäude Teil des neuen „Bürgerhauses“ werden. Doch nun warnt ein Statiker vor Risiken bei der Sanierung.
Am Ende einer mehr als ungewöhnlichen Ratssitzung wartete Bürgermeister Peter Weber (CDU) am Mittwochabend noch mit einer Nachricht auf, die bei vielen Olperinnen und Olpern für Stirnrunzeln sorgen dürfte: Die Substanz des ehemaligen Empfangsgebäudes des Olper Bahnhofs ist offenbar wesentlich schlechter als bisher gedacht. Weber kündigte eine Sondersitzung der Stadtverordnetenversammlung an, um zu klären, wie mit dem seit Jahren im städtischen Eigentum befindlichen Gebäude verfahren werden soll.
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Wie der Bürgermeister erläuterte, sei am Dienstag in der nichtöffentlich tagenden jüngsten Sitzung des Arbeitskreises „Bürgerhaus“, wie die Stadt das neue Rathaus samt Stadtmuseum getauft hat, „Etliches von Fachplanern vorgetragen worden“. Unter anderem seien dabei Details offenbart worden, nach deren Kenntnisnahme sich die Frage stelle, ob „es Sinn macht, den Bahnhof zu sanieren oder ob ein Nebau an die Stelle der Sanierung treten soll“. Der Rat soll dieserhalb schon am 24. April tagen, weil die Zeit dränge: Am 30. September ist laut Weber „Deadline“ für die Antragstellung zur Förderung des „Bürgerhauses“, und um dies zu klären, müsse Klarheit herrschen, was mit dem Bahnhof geschehe.
Nach der Beschlussfassung über den Neubau des Rathauses war ein Bürgerentscheid gescheitert, der den entsprechenden Ratsbeschluss anfechten wollte. In dem auf diese Weise von der Mehrheit der Bürgerschaft bekräftigten Ratsbeschluss aus dem Jahr 2016 heißt es unter anderem: „Unter Einbeziehung des Bahnhofsgebäudes wird ein neues Rathaus errichtet, das dem Raumbedarf der Verwaltung unter Berücksichtigung zukunftsorientierter Formen der Verwaltungsarbeit gerecht wird.“ Doch, so ergaben Recherchen unserer Zeitung, ist wohl die Statik des einstigen Empfangsgebäudes, vulgo „Bahnhof“ genannt, unter anderem durch zwei Brände so geschwächt, dass die Fachleute einer Sanierung nur mit großen Fragezeichen und bei erheblichen Mehrkosten zustimmen würden.
Ohnehin war der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs dem Passus „unter Einbeziehung des Bahnhofsgebäudes“ nur auf den ersten Blick gerecht geworden, sieht doch der Plan vor, den Großteil des Bauwerks abzubrechen und leicht vergrößert neu aufzubauen. Lediglich die beiden mehrgeschossigen Trakte links und rechts der ehemaligen Eingangshalle sollten saniert und erhalten werden. Wie aus Webers Mitteilung zu entnehmen ist, wird im nichtöffentlichen Arbeitskreis offenbar der Komplettabbruch und Neuaufbau des Bahnhofs in alter Optik als Option gesehen.
Warum eine solche Untersuchung der Bausubstanz erst Jahre nach der Beschlussfassung über den Umgang mit dem Bauwerk ergangen ist, war am Mittwoch im Rat kein Thema, weil über derartige Mitteilungen nicht diskutiert wird. Das dürfte in der Sondersitzung umfassend nachgeholt werden.