Kreis Olpe. Das Projekt „Kulturstammtisch“ will die freie Kulturszene im Kreis fördern und beleben, das ist Land und Kreis einige tausend Euro wert.

Stammtische werden oft als seichtes Gerede abgetan. Für den „Kulturstammtisch“ im Kreis Olpe, der im letzten Jahr aus der Taufe gehoben wurde, gilt das Gegenteil. Der niederschwellige Austausch von Kulturinteressierten ist schon zur Institution geworden. Er soll nun zum Schaufenster und zu einer Informationsplattform der freien Kulturszene ausgebaut werden. Mit der öffentlichen Förderung des Projekts ist auch die Finanzierung gesichert, der offizielle Bewilligungsbescheid wird in Kürze erwartet. Am Mittwoch stellten die „Macherinnen“ des Stammtisches das Projekt in der OT Grevenbrück vor.

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Anlass für den ersten Kulturstammtisch im letzten Jahr war eine Art Bestandsanalyse nach der Coronapandemie, die auch das Kulturleben weitgehend zum Erliegen brachte. „Wir wollten sehen, wer überhaupt noch unterwegs ist“, so Beate Herrmann (Künstlerbund Südsauerland). 30 Interessierte kamen spontan zum ersten Treffen und nach dem dritten war jedem klar, wie vielfältig die freie Kulturszene im Kreis ist, wie viele Initiativen, Veranstalter, Ideen es gibt. Klar wurde aber auch, wie wenig Initiatoren und Veranstalter zum Beispiel über Fördermöglichkeiten, Vermarktungsmöglichkeiten, etc. wissen. Schon die ersten drei Treffen wurden so zu einem wertvollen Erfahrungsaustausch.

„Wir sind das beste Beispiel, wie man davon profitieren kann“, sagt Thorsten Hüttmann (Kulturkartell Lennestadt). Das Kulturkartell, Veranstalter von Live-Musik-Event für das jüngere Publikum, erfuhr beim Stammtisch von Fördermöglichkeiten durch das „Regionale Kultur Programm NRW“ (RKP), stellte einen Förderantrag und kann sich mit einem fünfstelligen Zuschuss neu aufstellen. Den Durchblick durch die komplizierten und komplexen Förderprogramme zu bekommen, ist allein kaum möglich. „Dafür braucht man die richtigen Partner“, so Beate Herrmann. Und die sollen sich am Kulturstammtisch treffen. „Denn die Fördermittel sind da, sie müssen nur abgerufen werden“, so Susanne Falk.

In Zukunft soll der Kulturstammtisch also zu einer festen kreativen, selbstorganisierten Austauschplattform werden. Das Projekt will die vielen ehrenamtlichen bis professionellen Akteure und Initiativen an einen Tisch bringen, sichtbarer machen, zum Teil aus ihrem Schattendasein herausholen und miteinander vernetzen. Mit dem Ziel, sich gegenseitig zu unterstützen und die Szene zu stärken.

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Zunächst soll es drei Kulturstammtisch-Treffen im Jahr geben, organisiert und vorbereitet von den Gründerinnen des Kulturstammtisches Beate Herrmann, Ulrike Wesely und Sigrid Baust (MuT Sauerland), die den Förderantrag stellten und die Projektleitung übernehmen werden, sowie Susanne Falk (Kulturwissenschaftlerin und Kreisheimatpflegerin). Die Treffen sollen einen Themenschwerpunkt oder sind als Fortbildungsveranstaltung gedacht.

Darüber hinaus soll eine digitale „Virtuelle Kulturbörse“ mit Künstler-Steckbriefen, Vorstellungen der Kulturorte, Veranstaltungshinweise etc. entwickelt werden, ob als App oder Homepage ist noch offen. Um das Ganze für das Kulturpublikum transparent zu machen, ist jeweils im Herbst 2023 und 2024 ein spartenübergreifender Kulturtag im Kreis Olpe gedacht.

Ulrike Wesely freut sich auf die Veranstaltungen und auf das Projekt: „Es ist toll, dass wir die Chance bekommen, nach Corona wieder durchzustarten.“ Denn, so Thorsten Hüttmann: „Wir merken schon, dass uns die Bands wegbrechen, einige haben Corona nicht überlebt.“ Für Susanne Falk macht eine lebendige Kulturlandschaft mit Kleinkunstangeboten den ländlichen Raum attraktiver. Vieles sei schon da, „aber das kann sich noch weiter entwickeln.“